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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond
Autoren: Susanne Picard
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ganz gehören, Prinz, bis das Siegel der Welt geändert wurde«, sagt er mit seiner milden und leisen Stimme. »Sicher haben Euch die Priester des Nordens und des Ostens das gesagt.«
    »Es sei denn, ihr Menschen erkennt, dass schon eure bloße Anwesenheit in der Welt diese zerstört!«, stößt Tarind zwischen den Zähnen hervor. »Nur das Volk des Vanar besitzt die Macht über das Leben! Daher gebührt uns die Herrschaft, und es wäre besser für Euch, Fürst Amadian, Ihr würdet sie mir freiwillig überlassen!«
    »Wir Menschen zahlten den Elben noch nie Tribut«, widerspricht ihr Vater dem Elben. »Denn wie der Tribut aussieht, den Ihr fordert, Prinz, weiß ich. Nie werde ich mein Volk Eurer Sklaverei ausliefern, nur um meinen Titel zu behalten, dessen seid gewiss. Doch nun geht in Frieden, denn mir ist der Sinn nicht nach Krieg zwischen unseren Völkern. Menschen und Elben sind Brüder in der Schöpfung. Keiner von uns hat das Recht, sich König über den anderen zu nennen.«
    Schneller, als Sanara mit den Augen zu folgen vermag, liegt die Schneide von Tarinds schlankem Schwert an ihres Vaters Kehle. »Jedes Wort, das Ihr sprecht, führt Euer Volk auf den Weg des Todes, wie Ihr es wohl von Eurem Schöpfer gelernt habt«, zischt der Prinz. »Seid Ihr doch selbst ein Meister der Jenseitigen Ebenen! Nun denn, wenn Ihr nicht gewillt seid, mir Euer Volk zu überlassen, damit ich die Welt befrieden und von den Magiern des Todes und des zerstörerischen Feuers befreien kann, dann werdet Ihr selbst mir dienen!«
    Im nächsten Moment krümmt sich Siwanon Amadian vor Schmerz. Dornenranken schlingen sich aus dem Nichts um seine Handgelenke. Auf eine Bewegung von Tarinds Schildhand hin windet sich auf einmal ein rauschender Wasserstrudel um seinen Körper und droht, das Oberhaupt des Hauses Amadian zu ertränken. Der Älteste des Tempels macht einen Schritt auf den Fürsten zu und murmelt Worte des Feuers, um das Wasser zu verdampfen.
    Sanara sieht nur das Aufblitzen der goldenen Mondstrahlen auf Stahl, hört ein kurzes Sirren, dann rollt der Kopf des Ältesten vor ihre Füße. Der Körper des Priesters sackt in einer rasch größer werdenden Blutlache am Boden zusammen. Im nächsten Moment steht Tarind wieder still, wischt mit einem Tuch das Blut von der Klinge und richtet seinen Blick erneut auf Fürst Siwanon, der in dem Wasserstrudel verzweifelt nach Luft ringt.
    Der Griff des Shisans, der Sanara hält, wird fester. Vorsichtig zieht er sie noch tiefer in die Schatten.
    Der Prinz geht auf den Fürsten zu. Langsam verschwindet der Wasserstrudel. Sanaras Vater hustet und atmet schwer, als das Wasser sich langsam auflöst.
    »Ihr werdet mit mir kommen, Fürst Amadian. Ihr werdet bekannt machen, dass Ihr mich im Kampf gegen die Magien des Todes, des Feuers und der Erde – kurz, gegen die Zerstörung dieser Welt!   – unterstützt.«
    »Nein. Das werde ich nie tun. Ich werde mich niemandem unterwerfen«, presst ihr Vater hervor. Er hebt den Blick und sieht dem Prinzen furchtlos ins Auge.
    Sanaras Herz geht vor Stolz auf. Selbst gebunden verliert ihr Vater keinen Zoll seiner Würde. Sie windet sich heftig im Griff des Priesters, um zu ihm zu laufen. Doch er hält sie fest, wenn auch mit Mühe.
    Tarind richtet sich auf. »Ich werde Euch zwingen, wenn Ihr es nicht freiwillig tut. Ich werde der Welt den Frieden bringen, den sie verdient. Niemand wird mich aufhalten.«
    Zu Sanaras Überraschung lacht ihr Vater leise. »In der Tat, nicht einmal Euer Vater konnte es. Sein Tod kam Euch sehr zupass, nicht wahr, Prinz?«
    »Wie könnt Ihr es wagen!« Mit einem wütenden Schrei will sich Tarind auf ihren Vater stürzen, doch sein Begleiter hält ihn mit einer Hand zurück.
    »Nicht, mein König«, sagt er so leise, dass nur die es hören können, die sich in seiner Nähe befinden. »Nehmen wir den Fürsten gefangen. Wenn er in unserem Verlies sitzt, können wir über ihn sagen, was wir wollen. Niemand wird das Gegenteil behaupten können … wenn wir es niemandem gestatten, Eure Worte oder die des Fürsten zu bezeugen.«
    Sein Blick ist kalt und wirkt leblos, ohne Gefühle, als er über die Anwesenden schweift. Sanara kann es kaum glauben, als sie erkennt, dass seine dunkelblauen Augen runde Pupillen haben wie ihre eigenen. Das ist kein Elb. Da steht ein Mensch neben dem elbischen Prinzen! Aber wie kann ein Mensch blaue Augen haben?
    Bevor sie länger darüber nachdenken kann, hat der Shisan, der sie hält, sie hinter eine Säule aus
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