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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod
Autoren: P.B. RYAN
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erwiderte sie. „Ich werde nun nicht anfangen, ihn zu hinterfragen und mir herauszusuchen, was mir gefällt und den Rest verwerfen. Sie mag das vielleicht belustigen, aber mir hat es geholfen – nach Duncan und meinem Leben als Diebin und all dem –, etwas zu haben, an das ich mich halten konnte und das mir einen Weg wies, nachdem ich mein altes Leben hinter mir gelassen hatte.“
    â€žIst es denn so wichtig, dass jemand Ihnen sagt, wie Sie leben sollen?“, fragte er. „Haben Sie so wenig Vertrauen in Ihr eigenes Urteil?“
    â€žMein eigenes Urteil? Nachdem ich Duncan geheiratet hatte? Oh ja, gewiss.“
    Nach kurzem Schweigen meinte er nachdenklich: „Deshalb bedeutet Gracie Ihnen so viel … weil Sie glauben, dass Sie niemals eigene Kinder haben werden.“
    â€žJa. Für mich ist sie mein Kind. Sollte ich sie jemals verlieren … nun, das mag ich mir gar nicht vorstellen. Lieber würde ich sterben.“
    Er schwieg erneut für eine Weile. Schließlich sagte er: „Als ich erfuhr, dass Sie verheiratet sind, habe ich ein wenig die Fassung verloren, und das nicht nur, weil … Nun ja, hauptsächlich deshalb, weil Sie es mir verschwiegen hatten. Ich hatte geglaubt, wir wären … Freunde. Sie sind mir eine Vertraute … jemand, bei dem ich nichts verschweigen und vor dem ich mich nicht verstellen muss. Als ich erfuhr, dass Sie mir etwas so Wichtiges vorenthalten hatten …“
    â€žIch weiß. Es tut mir leid.“
    â€žDas muss es nicht. Es war dumm von mir, so zu reagieren. Ich habe nur an meine eigenen verletzten Gefühle gedacht, nicht aber an Sie und … daran, was es für Ihr Leben bedeutet. Vielleicht haben Sie recht, und Gracie ist das einzige Kind, das Sie jemals haben werden. Vor die Wahl gestellt, das aufs Spiel zu setzen oder mir die Wahrheit über Ihre Beziehung zu Duncan zu erzählen, haben Sie die einzig vernünftige Entscheidung getroffen.“
    â€žIch weiß Ihre Worte zu schätzen, Will. Danke.“
    Dann fuhren Sie abermals eine ganze Weile schweigend dahin. Gleichmäßig rollte der Phaeton, und Nell begann gerade angenehm schläfrig zu werden, als Will sagte: „Wäre es nicht möglich, die Ehe annullieren zu lassen?“
    Sie schaute ihn an. Er hielt den Blick unentwegt auf die Straße gerichtet. Sein Gesicht war nun ganz fürchterlich blass.
    â€žIch habe bereits vor Jahren einmal einen Antrag an die Kirche gestellt“, erwiderte sie. „Dr. Greaves war mir dabei behilflich. Dem Antrag wurde jedoch nicht stattgegeben.“
    â€žUnd eine Scheidung kommt unter keinen Umständen infrage?“
    â€žDer einzig anerkannte Grund dafür wäre eine erneute Heirat – in dem Fall könnte ich mich scheiden lassen, würde zugleich aber auch aus der Kirche ausgeschlossen. Aber Ihre Mutter erwartet ohnehin von mir, dass ich unverheiratet bleibe, bis Gracie groß genug ist und ich mich nicht mehr die ganze Zeit um sie kümmern muss.“
    Will seufzte und wischte sich mit zittriger Hand den Schweiß von der Stirn.
    â€žIst es an der Zeit für Ihre Dosis Morphium?“, fragte sie ihn.
    Er zögerte kurz und meinte dann: „Ich habe heute noch gar keines genommen.“
    Nell schwieg und wartete darauf, dass er weitersprach.
    â€žIch hätte Sie gestern verteidigen müssen“, sagte er. „Stattdessen lag ich im Opiumrausch da und überließ es Ihnen, sich gegen einen mordlüsternen Wahnsinnigen zur Wehr zu setzen. Von all den schändlichen Dingen, die ich in meinem Leben schon verbrochen habe, dürfte das wahrlich das Schlimmste gewesen sein.“
    â€žSie haben also … Sie wollen ganz damit aufhören?“
    â€žSo ist es. Seit heute Morgen.“
    Nell erinnerte sich daran, was Will letzten Winter durchgemacht hatte, während er in Polizeigewahrsam gewesen war, und sie wusste, dass die wahre Hölle des Entzugs erst in einigen Stunden beginnen würde. „Lassen Sie mich Ihnen dabei helfen“, sagte sie. „Morgen ist Samstag. Ich habe den ganzen Tag frei, und wenn Sie mich brauchen, auch die ganze Nacht. Am Sonntag könnte ich nach der Kirche wieder bei Ihnen sein. Vielleicht könnte ich auch den Vormittag freibekommen – Ihre Mutter wird das gewiss verstehen. Ich könnte Ihnen helfen, das Schlimmste durchzustehen.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass Sie mich so sehen
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