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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod
Autoren: P.B. RYAN
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unehrenhaften Zwischenfall nicht schon wieder vor Will erwähnen zu müssen.
    â€žDesto länger ich drüber nachgedacht hab“, fuhr Duncan fort, „umso mehr dacht’ ich mir dann, dass es vielleicht doch Pfarrer Beals sein könnte, der es auf dich abgesehen hat. Aber ich konnt’ ja wohl schlecht zu den Bullen gehen, wenn sie nach mir fahnden, und da hab ich eben selbst ein Auge auf dich gehabt – und auch auf den Beals.“
    â€žDeshalb warst du an besagtem Abend also vor der City Hall.“
    Er nickte. „Ich hab mich hinter einer Säule versteckt gehabt, um dich zu beobachten. Als ich dich dann mit Beals weggehen sah, musste ich eingreifen. Ich hab halt nur nicht mit dem andern Burschen gerechnet – der haut ja vielleicht zu …“
    â€žWilliam Hewitt“, sagte Nell. „Harrys Bruder. Allerdings ein weitaus besserer Mensch als Harry.“
    Duncan betrachtete sie aufmerksam und meinte dann nach kurzem Zögern: „Er ist der andere, nicht wahr? Der, dem du alles erzählen kannst und dem du vertraust.“
    Da sie fand, dass Duncan die Wahrheit verdiente, sagte sie: „Ja.“
    Er senkte den Blick, nickte, rieb sich das Kinn. „Seid ihr … du und er …?“
    â€žNein.“
    Er schaute fragend auf, und in seinen hellen blauen Augen lag die unausgesprochene Bitte, dass sie ihm die Wahrheit sagen möge.
    â€žNein“, wiederholte sie. „Ich kann nicht … könnte ja gar nicht …“
    â€žWegen mir?“, fragte er hoffnungsvoll.
    â€žIch bin immer noch eine verheiratete Frau“, begann sie vorsichtig. „So ist es nun mal, auch wenn kaum noch jemand davon weiß. Als Gouvernante werden Erwartungen an meinen Lebenswandel gestellt, denen ich zu entsprechen habe. Sollte ich daher jemals wieder eine … Liebesbeziehung mit einem Mann eingehen, könnte dies weder eine Zukunft haben, noch dürfte ich mich offen dazu bekennen.“ Sie musste sich jedoch eingestehen, dass die Sorge um ihren Ruf sie keineswegs davon abgehalten hatte, eine Beziehung mit Dr. Greaves einzugehen. Während der vier Jahre, die sie bei ihm gelebt hatte, war sie nicht nur seine Assistentin, sondern auch bereitwillig seine Geliebte gewesen. Sollte es da so undenkbar sein, dass sie sich abermals auf eine solche Beziehung einließe?
    Um das Gespräch in eine weniger beunruhigende Richtung zu lenken, sagte sie: „Ich habe mich mit Direktor Whitcomb unterhalten. Er meinte, dass er Adam noch am Tag deiner Flucht eine Nachricht geschickt hat, um ihn davon in Kenntnis zu setzen. Adam hat wohl angenommen, du würdest außer Landes gehen. Das wäre ihm natürlich am liebsten gewesen, da er wohl ahnte, dass du ihm auf die Schliche gekommen warst. Nur für den Fall, dass man dich stellte, hat er uns glauben machen wollen, du wärst ein gewalttätiger Lügner und hättest gedroht, mich umzubringen. Niemand sollte dir glauben, wenn du erzähltest, was er vorhatte.“
    â€žElender Episkobale“, murmelte Duncan finster.
    â€žEr hat uns natürlich auch nicht gesagt, dass du ausgebrochen warst“, fuhr Nell fort, „denn dann hätten wir gewiss versucht, dich zu finden, damit du rasch wieder hinter Gitter kommst – wir nahmen ja an, du seist eine Gefährdung für mich. Doch als er am Dienstagabend davon erfuhr, dass jemand mir heimlich folgte, muss er sich gedacht haben, es könne sich nur um dich handeln. Und am nächsten Tag erzählte er uns dann auf einmal, dass du ausgebrochen bist – so, als hätte er selbst erst gerade davon gehört –, und hat dich als einen vom religiösen Wahn Besessenen dargestellt, der dauernd aus dem Alten Testament Verse zum Ehebruch zitieren würde.“
    â€žUnd dabei war er’s doch, der sich die ganze Zeit so da drüber ereifert hat und gar nicht mehr damit aufhören wollte“, meinte Duncan. „Also, das stimmt alles nich’, was Beals da über mich erzählt hat.“
    â€žIch weiß. Der Gefängnisdirektor hat mir versichert, dass es nie ernstliche Probleme mit dir gab.“
    â€žDir hab ich aber dafür so einige Probleme gemacht. Wär’ ich nicht gewesen, wäre Beals niemals hinter dir her gewesen.“
    â€žDas hast du längst wiedergutgemacht“, sagte sie und stand auf.
    â€žMach dir keine Sorgen mehr wegen den Briefen – ich schreib dir nicht mehr. Ich lass dich in
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