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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod
Autoren: P.B. RYAN
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Sie mich mal.“ Adam beugte sich über sie – und er musste ihr sehr nah kommen, um in dem schummrigen Licht die winzigen Haken zu erkennen. Er öffnete den ersten, dann den nächsten und den nächsten, derweil Nell ihre Hand zum Nachttisch hin ausstreckte. Langsam, ganz lautlos, damit er es nicht bemerkte, tastete sie nach der Morphiumspritze.
    Adam öffnete gerade den vierten Verschlusshaken.
    Nell griff mit der einen Hand nach der Spritze, mit der anderen packte sie Adams Hemd.
    â€žVerdammt!“ Adam bekam ihr Handgelenk genau in dem Moment zu fassen, da sie ihm die Injektionsnadel in den Arm hatte stoßen wollen. „Elendes Weib! Sie halten sich wohl für besonders schlau, was?“
    Sie schrie auf, als er ihr das Handgelenk verdrehte, und ließ die Spritze fallen. Sogleich griff er danach und zielte die Nadel nun auf ihren Arm.
    â€žSo langsam verliere ich die Geduld mit Ihnen“, sagte er; seine Augen wirkten in der Dunkelheit hart und schimmernd wie schwarze Knöpfe. „Vielleicht könnten Sie ein wenig davon vertragen“, meinte er mit Blick auf die Spritze in seiner Hand. „Nur gerade so viel, dass Sie sich nicht mehr wehren.“
    Ohne zu zögern, streckte sie die Hand aus, griff nach seinem kleinen Finger – der sich am leichtesten brechen ließ, wenn man ihn mit einer beherzten Bewegung seitwärts abknickte – und packte mit aller Kraft zu.
    Knackend brach der Knochen. Adam heulte laut auf.
    Die Spritze fiel ihm aus der Hand und verschwand in den Kissen. Mit der Faust zielte er auf ihr Gesicht und holte aus; sie rollte sich zur Seite, um dem Schlag auszuweichen, spürte, wie die Injektionsnadel sie piekste, rollte zurück.
    Mit voller Wucht rammte sie ihm ihren Handballen in die Nase; er brüllte abermals vor Schmerz. Erbittert rangen sie miteinander – Nell kämpfte um ihr Leben. Sie trat nach Adam und schlug wild um sich, verfluchte die Fessel um ihren Hals, die es ihm leicht machte, bald wieder die Oberhand zu gewinnen. Mit einem triumphierenden Schrei warf er sich mit aller Kraft auf sie, damit sie sich nicht mehr bewegen konnte, und schloss seine Hände um ihren Hals. Dafür, dass er einen gebrochenen Finger hatte, packte er erstaunlich fest zu.
    Er drückte ihr mit den Daumen die Luft ab, grub seine Finger in ihren Hals. Ihre Lungen schmerzten und zogen sich krampfhaft zusammen, als Nell zu atmen versuchte und es nicht konnte. Sie zerrte an seinen Händen, schlug und kratzte ihn. Er drückte indes nur noch fester zu, zitterte so sehr vor Anstrengung, dass sein Gesicht rot anlief und eine hervorgetretene Ader das Brandmal auf seiner Stirn pulsieren ließ. „Hure“, keuchte er. „Ehebrecherin. Sie wollten es ja so.“
    Von jenseits der zugezogenen Bettvorhänge drangen Wills erstickte Schreie sowie das laute Ächzen und Knarren der hölzernen Sofalehnen, als er sich zu befreien versuchte.
    â€žIch kann Ihnen ja gar nicht sagen, wie sehr es mich erregt, die Panik in Ihren Augen zu sehen“, stieß Adam hervor, „zu sehen, wie Sie im Gesicht blau anlaufen und nach Atem ringen …“
    Die Kunst besteht darin, die Angstreflexe des Körpers zu überwinden. Sie müssen Ihre Gedanken loslösen von dem, was Ihnen gerade geschieht. Denken Sie über sich selbst hinaus.
    Sich loslösen … über sich selbst hinausdenken …
    Es war, als würde sie schweben, sich von ihrem Körper lösen und sie beide von oben herab beobachten, wie sie in dieser halbdunklen, hinter den Vorhängen verborgenen Bettstatt in einen Kampf auf Leben und Tod verstrickt waren.
    Etwas funkelte in der Dunkelheit, ein kaum merkliches Aufschimmern.
    Hatte sie das gerade wirklich gesehen, oder war es nur eine Laune ihres sich nach Sauerstoff verzehrenden Gehirns? Mit letzter Kraft versuchte sie, trotz brennend schmerzender Lunge einen kühlen Kopf zu bewahren und blickte dorthin, wo sie kurz das helle Funkeln wahrgenommen hatte.
    Nichts.
    Aber irgendetwas musste da sein, tief in den Kissen verborgen. Sie wusste es. Sie hatte es doch kurz zuvor noch gespürt.
    Nell schlang eines ihrer Beine um Adam und packte ihn mit der Hand im Haar. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und wälzte sich mit ihm herum, sodass er unter ihr lag – dort, wo die Spritze zwischen den Kissen sein musste. Er zuckte zusammen und fluchte derb, als die Nadel in seinen Rücken drang, ließ jedoch nicht von
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