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Dunkel wie der Tod

Dunkel wie der Tod

Titel: Dunkel wie der Tod
Autoren: P.B. RYAN
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Ruhe. Aber glaub bloß nicht, dass ich dich deshalb vergesse. Es wird mir immer ein Trost sein, dass meine Nell die meine – und ganz allein die meine – ist.“
    Im Gefängnishof wartete Will in seinem neuen schwarzen Phaeton auf sie, den er sich – ebenso wie das Paar Pferde dazu – erst heute Morgen gekauft hatte. Sie hatte ihn damit aufgezogen, dass es das passende Gefährt für einen Doktor wäre, und hatte ihre Verwunderung darüber kundgetan, dass er es auf einmal vorzog, mit dem eigenen Wagen durch Boston zu fahren, anstatt sich wie gehabt einen zu mieten. Will hatte sich daraufhin schweigend eine Zigarette angezündet und dann das Thema gewechselt.
    â€žWie war es?“, fragte er, als er ihr nun in den Wagen half.
    â€žSeit ich Duncan das allererste Mal begegnet bin, habe ich nicht mehr so freundliche Gefühle für ihn gehegt wie jetzt. Er hat mir einerseits versprochen, mich von nun an in Ruhe zu lassen, doch andererseits erachtet er mich noch immer als seine Frau – und das bis in alle Ewigkeit.“
    Will runzelte die Stirn, bevor er nach den Zügeln griff.
    â€žGeht es Ihnen nicht gut?“, fragte sie. „Sie sehen noch schlimmer aus als vorhin, als Sie mich abgeholt haben.“
    â€žIch habe letzte Nacht schlecht geschlafen.“ Er schlug kurz mit den Zügeln und lenkte den Phaeton zum Tor hinaus. Nell hoffte, dass sie niemals wieder hierherkommen musste.
    â€žUnd“, fragte er, als sie die Straße hinabfuhren und das Gefängnis immer weiter hinter sich ließen, „wie alt waren Sie nun eigentlich, als Sie ihn geheiratet haben?“
    Er nahm das Gespräch an dem Punkt auf, den er bei ihrer Unterhaltung in der Mietkutsche am Mittwochabend zunächst nicht hatte vertiefen wollen – ungnädig gestimmt, wie er war, wegen der unerwarteten Enthüllung, dass sie verheiratet war.
    â€žIch war sechzehn“, sagte sie. „Wenn ich mich recht erinnere, habe ich Ihnen bereits erzählt, wie wir uns kennengelernt haben. Mein Bruder Jamie hat uns einander vorgestellt, als ich noch im Armenhaus von Barnstable lebte.“
    â€žJa, ich erinnere mich … das hatten Sie mir schon erzählt.“
    â€žDuncan hat mich von Anfang an fasziniert. Ich war nie zuvor einem Mann wie ihm begegnet. Er versprach an sich nur Ärger, hatte aber so ein wunderbar jungenhaftes Lächeln. Ich wusste, dass er genau wie Jamie nur ein kleiner Gauner war, aber er sagte mir, dass er ein ehrliches Leben anfangen wolle – vielleicht Schiffe bauen. Er meinte, er kenne da einen Schiffsbauer in Wareham, der ihn anstellen würde. Binnen eines Monats waren wir verheiratet.“
    So. Und nun noch der Rest. Nell holte einmal tief Luft und atmete langsam wieder aus. „Duncan hat nie bei dem Schiffsbauer angefangen. Aber er hat mir beigebracht, wie man sich mit Taschendiebstählen durchschlägt.“
    Will sah sie von der Seite an; sie hielt ihren Blick starr geradeaus auf die Straße gerichtet.
    â€žIch war sogar ziemlich gut darin“, sagte sie, „und das musste ich auch sein, denn Duncan brachte nie sonderlich viel mit nach Hause. Ich habe weiterhin versucht, ihn dazu zu bewegen, endlich mal nach Wareham zu gehen und mit dem Schiffsbauer zu reden. Irgendwann hatte er schließlich genug davon und verlor die Beherrschung – das war das erste Mal, dass er mich geschlagen hat.“
    Wills Hände schlossen sich fester um die Zügel.
    â€žMeist passierte es dann, wenn er betrunken war – was recht oft der Fall war. Obwohl er es mir beigebracht hatte, regte er sich fürchterlich darüber auf, dass ich als Taschendiebin arbeitete – weil ich meist Männer bestahl, die ich sehr leicht ablenken konnte, indem ich wie zufällig mit ihnen zusammenstieß. Ihm gefiel nicht, wie die Männer mich anschauten, was sie manchmal zu mir sagten. Er hat sich schon immer aufgeregt, wenn ich mal mit einem anderen Mann redete, und wenn es nur einer unserer Freunde war. Es gefiel ihm allerdings auch nicht, wenn ich mit den Frauen zusammen war, die wir kannten, denn die meisten von denen waren Huren oder zumindest so etwas Ähnliches. Duncan meinte, sie hätten einen schlechten Einfluss auf mich. Er hat alles zu bestimmen versucht – mit wem ich noch reden durfte, wann ich zu Hause zu sein hatte, was ich anziehen sollte, wie ich mich zu benehmen hatte. Natürlich gab es immer genügend Gründe, ihn
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