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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne
Autoren: Philip José Farmer
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laßt, ungenährt von dem Blut, das ihr einst ihnen gabt, und von euren Träumen, in denen sie zu euch kamen und euch berieten, wie euer Stamm gesund und wohlhabend und groß im Kriege bleiben könne!“
    Die Shemibob sagte leise: „Das ist schön gesprochen, Deyv, aber laß dich nicht hinreißen. Wenige überzeugende Worte sind besser als viele, die schlecht klingen.“
    „Ich glaube doch, daß ich bis jetzt nicht schlecht gesprochen habe“, entgegnete er mit einiger Schärfe.
    Er zeigte auf die Statue des Tsi’kzheep.
    „Alle eure Ahnen außer einem sind in die andere Welt gegangen und die Seeleneier der Chaufi’ng mit ihnen! Ihr Chaufi’ng – wenn ihr die Eier für eure Kinder haben wollt, müßt ihr ihnen folgen!“
    „Halte dich nicht zu lange damit auf“, warnte ihn die Shemibob. „Die Seeleneierbäume der anderen Stämme sind unberührt. Lege den Akzent lieber auf die Ahnen.“
    „Du hast gesagt, daß ich mit ihnen reden soll. Unterbrich mich also bitte nicht dauernd!“
    Es war ein schreckliches und doch auch wieder großartiges Gefühl, der Shemibob zu sagen, daß sie still sein sollte. Aber obgleich sie im Moment nicht in der Lage war, ihn deswegen zu tadeln, würde sie das mit Sicherheit später nachholen wollen. Wenn es ein „später“ gab.
    Er zeigte abermals auf die Statue.
    „Nun geht auch Tsi’kzheep zu den anderen! Und er hat uns gesagt, daß ihr ihm folgen sollt!“
    Sloosh ging auf die Brücke; die Augen hielt er geschlossen, aber die Ohren offen für Deyvs leise gesprochene Anweisungen. Als Deyv ihn bat anzuhalten, blieb er wenige Schritte von der flimmernden Stelle entfernt stehen.
    „Nun“, sagte Deyv, „hebe sie langsam hoch. Halt! Jetzt ist sie genau in der Mitte! Und jetzt wirf sie geradeaus hinein!“
    Die Schamanen und die Menschenmenge am Fuße des Hügels schrien vor Entsetzen laut auf, als die Figur verschwand.
    „Wenn sie wirklich durchgehen, werden sie sehr wütend werden“, sagte Vana. „Es werden keine Eier da sein, was die Chaufi’ng erzürnen wird, und die anderen Stämme werden ihre Ahnen nicht zurückbekommen. Und wenn Sloosh recht hat, wird es dort auch keine Seeleneierbäume geben.“
    „Das weiß ich“, sagte Deyv. Dann fuhr er impulsiv fort: „Gib mir dein Ei!“
    „Warum?“
    Er befürchtete, daß sie ablehnen würde, wenn er ihr den Grund sagte.
    „Egal! Gib es mir!“
    Während sie die Schnur von ihrem Hals löste, nahm er auch die seine ab. Er schwenkte die Eier hoch in der Luft, so daß alle sie sehen konnten, aber er mußte abwarten, bis sich der Aufruhr unter den Stämmen wieder gelegt hatte, bevor er sprach.
    „Die Ahnen haben mir manches gesagt, bevor sie auf die Reise gingen! So sagten sie mir, daß wir unsere Eier eigentlich gar nicht benötigen! In dieser Welt haben sie wohl ihren Zweck, aber in der nächsten werden sie nicht gebraucht!“
    Vana schrie: „Nicht, Deyv, nicht!“
    „Du weißt selbst, daß sie überflüssig sind“, sagte Deyv grimmig. „Wir beiden wissen es seit langem, aber wir wollten es uns nicht eingestehen. Wir müssen sie wegwerfen! Dann werden die Stämme auch nicht so wütend sein, wenn sie sehen, daß es dort drüben keine Seeleneierbäume gibt.“
    Dann rief er: „Seht her! Diese lasse ich hier!“
    Er warf die Eier in die Höhe, und sie fielen am Fuße des Baumes zu Boden. Trotz seiner mutigen Worte schmerzte ihn der Verlust.
    „Eine sehr gute Idee“, lobte die Shemibob. Sie nahm ihren Smaragden ab und, nachdem Deyv alle um Aufmerksamkeit gebeten hatte, ließ sie ihn auf die Erde fallen.
    „Nun, Archkerri, dein Prisma!“
    „Aber es könnte uns dort vielleicht nützlich sein! Ich könnte unter Umständen mit den Pflanzen dort reden! Es kann natürlich sein, daß die Pflanzen dort nicht die Fähigkeiten der Pflanzen hier haben, aber ich würde mich doch lieber erst mal …“
    „Es ist unumgänglich, Archkerri! Wirf es weg!“
    Nachdem Sloosh sich zögernd des Prismas entledigt hatte, rief Deyv: „Seht her! Die Shemibob und der Archkerri haben ihre Zaubergeräte ebenfalls abgelegt! Eure Ahnen haben dies als Beweis ihrer Freundschaft und ihrer guten Absichten verlangt!“
    „Hoffentlich denken sie darüber nicht zu genau nach“, summte Sloosh.
    „Das werden sie schon nicht“, antwortete die Schlangenzentaurin. „Sie sind viel zu aufgeregt, um klar denken zu können.“
    Deyv riß die Hände hoch.
    „Jetzt! Ich folge euren Ahnen in eine bessere Welt!“
    Er drehte sich mit geschlossenen Augen um.
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