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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne
Autoren: Philip José Farmer
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aussterben. Die kleinste Zahl, die nötig wäre, um das Fortbestehen gesunder Menschen zu garantieren, lag bei fünfhundert.
    Ein weiterer Tag verging. Bevor sie sich in der kleinen Hütte, die sie sich gebaut hatten, schlafen legten, sagte Deyv: „Dieses Warten macht mich ganz nervös.“
    „Du bist schon immer ungeduldig gewesen“, sagte Vana. Sie küßte ihn. „Wenigstens haben wir uns und die Kinder. Und die Shemibob und Sloosh werden bei uns sein, und unsere Kinder und Enkel und vielleicht deren Kinder. Die Shemibob und Sloosh werden uns ein großer Trost sein, sie sind sehr klug und werden uns vieles lehren, wofür wir sonst viele Generationen benötigen würden.“
    Für Deyv war das kein Trost. Es dauerte lange, bis er einschlafen konnte. Plötzlich schreckte er zusammen, als er an der Schulter gerüttelt wurde.
    „Steh auf! Steh auf“, sagte Vana.
    „Es kann doch noch nicht Zeit für die Wache sein“, meinte er mürrisch.
    „Nein, nein! Sie kommen! Kannst du sie denn nicht hören?“
    Schnell stand er auf. Sloosh war schon dabei, noch mehr Holz ins Feuer zu werfen, damit die gewaltige Flamme die Gegend besser beleuchtete. Männer krochen aus dem Grashaufen. Im Abstand von jeweils zwanzig Sekunden kamen hintereinander laut schreiende Männer hindurch.
    Dann fiel der erste heraus, der ein brüllendes Kind trug.
    Der Schamane der Chaufi’ng taumelte auf Deyv zu. Er wirkte verwirrt.
    „Der Himmel war hell, als wir uns entschlossen, in das Maul des Dämonen zu gehen“, sagte er.
    Er sah hoch. „Das ist ein merkwürdiges Schwarzes Tier.“
    „Hier gibt es kein Schwarzes Tier“, sagte Deyv. „Und wenn das Licht zurückkommt, wirst du etwas sehen, das du dir nie hast träumen lassen.“
    Der Schamane sprach undeutlich, und seine Augen blickten sonderbar. Deyv wußte nicht, ob die Stämme wieder etwas genommen hatten, um sich für den Sprung zu stärken, oder ob sie einen Schock erlitten hatten. Der Eintritt in diese Welt war wie eine Geburt. Die Seele geriet in Verwirrung dabei, und auch der Leib wurde betroffen. Alle, die gesprungen waren, würden jetzt eine Zeit der tiefen Erschütterung durchmachen.
    Morgen – ein Wort, das Deyv von der Shemibob gelernt hatte –, morgen würde es Unannehmlichkeiten geben, wenn nämlich die sechs Stämme entdecken würden, daß ihre Ahnen nicht da waren. Aber sie würden noch unter der Wirkung des Schocks stehen, und sie würden denen folgen, die im vollen Besitz ihrer geistigen Kräfte waren.
    Deyv und Vana und Sloosh und die Shemibob hatten soviel mehr Erfahrung. Sie hatten viele Schocks durchlebt. In gewissem Sinne waren sie schon viele Male geboren worden. Sie würden wie Erwachsene und die anderen wie Kinder sein.
    Sloosh kam von dem Feuer zu Deyv herüber.
    Er sagte zu ihm: „Du lächelst so; man könnte meinen, du wolltest tanzen. Was ist mir dir?“
    „Wir waren dort, und nun sind wir hier! Wir leben! Unsere Kinder werden leben! Welch eine Freude!“

 
Nachwort
     
    Philip Farmer – den zweiten Vornamen, Jose, legte er sich später zu, um seinem eher schlicht anmutenden Namenszug etwas Exotik zu verleihen – wurde als ältestes von fünf Kindern 1918 in North Terre Haute/Indiana geboren. Er war ein athletisch gebauter Junge und durchaus kein Stubenhocker. Er kletterte auf jeden erreichbaren Baum und schwang sich von Ast zu Ast – kein Wunder, daß er von Spielkameraden bald mit dem Spitznamen „Tarzan“ belegt wurde. Zugleich jedoch war er ein Bücherwurm, der alles verschlang, was ihm an Abenteuerliteratur unter die Finger geriet.
    Bald jedoch schon holte ihn die Realität von den Bäumen und aus den Träumen. Den gerade begonnenen College-Besuch mußte er abbrechen, weil der kleine Gewerbebetrieb des Vaters Konkurs anmeldete. Überlebenskampf war angesagt, nicht im Dschungel, sondern in der amerikanischen Gesellschaft.
    Er hatte eigentlich Zeitungsreporter werden wollen – jetzt jedoch mußte er sich in verschiedenen Jobs als ungelernter Arbeiter durchschlagen, etwa als „Strippenzieher“ oder als Vorarbeiter in einem Stahlwerk. Erst 1949 war wieder an ein Studium zu denken, das er finanzierte, indem er nebenher noch arbeitete. Ergebnis: ein Zusammenbruch aus nervöser Erschöpfung. Aber er hatte sein Ziel erreicht, hatte einen akademischen Grad und war anschließend zwar nicht als Reporter, wohl aber als technischer Journalist für verschiedene Firmen tätig. Heimliche Berufswünsche wie Anthropologe und Sprachwissenschaftler lagen für ihn
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