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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady
Autoren: Emilie Richards
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waren.“
    „Es geht nicht um dich und mich.“
    „Ich denke schon. Du glaubst, in dem Albtraum ginge es um April, aber in Wirklichkeit geht es um uns, Mara. Du hast so viel von dir gegeben, und ich so wenig. Und als du mehr wolltest, als du die Hand nach mir ausgestreckt hast, habe ich dich von mir gestoßen.“
    „Es geht nicht um dich und mich. Der Traum handelt von deiner Tochter!“
    Er streckte die Hand aus, und sie wich zurück. „Fass mich nicht an, Duncan! Fass mich nicht noch einmal an, oder ich gehe und komme nicht zurück.“
    Er sah, wie aufgewühlt sie war. So hatte er sie noch nie erlebt. Er nickte, voller Sorge, dass sie tun könnte, was sie angedroht hatte. „In Ordnung.“
    „Bitte, geh weg von mir!“
    Er ging zum Fenster und sah auf den Dorfanger hinaus. Er wollte etwas sagen, etwas Alltägliches und Tröstliches. Er brauchte nicht lange nachzudenken. „Es schneit.“ Er schlug mit der Hand auf die Fensterbank. „Ich wusste, dass es kalt ist, aber ich hatte keine Ahnung, dass es so kalt ist.“
    „Im Wetterbericht sagen sie schon den ganzen Tag einen Sturm für die Highlands an.“
    Er konnte an ihrer Stimme erkennen, dass sie sich ebenso wie er um Normalität bemühte. Es war fast verrückt. „Dann bleibt es also nicht nur bei ein, zwei Flocken?“
    „In Höhenlagen können es mehrere Meter werden.“
    Langsam drehte er sich um. „Vielleicht geht es in deinem Traum nicht um dich und mich, aber das macht das, was ich gesagt habe, nicht weniger wahr.“
    „Nicht?“
    „Ich habe mich so lange vor allem verschlossen, dass ich nicht einmal mehr weiß, wann es angefangen hat. Aber du bist mir zu nahe gekommen, und das hat mir Angst gemacht.“
    „Du hast mir nie vertraut. Nicht am Anfang, und jetzt auch nicht.“
    „Was meinst du damit, dass ich dir jetzt nicht vertraue?“
    Sie begann erneut, hin und her zu laufen. „Ich habe dir gesagt, dass der Traum von deiner Tochter handelt, aber du bestehst darauf, dass es nicht so ist.“
    „Ich versuche dir zu sagen, dass es mir leidtut.“
    „Wird sich dadurch irgendetwas ändern? Du hast plötzlich begriffen, dass du zumindest zum Teil mitverantwortlich bist für die Probleme zwischen uns, aber du merkst immer noch nicht, was du tust.“
    „Was tue ich denn?“
    „Du hast dich nicht wirklich verändert. Du betrachtest mich und alles, was ich bin, immer noch nicht als Ganzes. Für dich ist das zweite Gesicht ein bedauernswertes Handicap, und ich bin eine hysterische Frau, deren psychische Probleme sich in Träumen und Visionen ausdrücken. Es ist ein Wunder, dass du dir überhaupt die Zeit nimmst, um mit mir zu sprechen.“
    Er starrte sie an. Er sah ihren Schmerz, und auch die Selbstachtung, die sie sich trotz allem immer erhalten hatte. Nicht ein einziges Mal seit ihrem Wiedersehen hatte er ihre Visionen ernst genommen. Er hatte sie als Vorwand benutzt, um mit ihr zusammen sein zu können.
    Von Anfang an hatte er ihre Fähigkeiten ignoriert, die sie so oft und so gut eingesetzt hatte. Immer wieder hatte er erlebt, wie ihre Prophezeiungen sich erfüllten, doch jedes Mal hatte er, engstirnig wie er war, ihren Erfolg verdrängt. Und wenn er gezwungen war, sich den Beweisen zu stellen, hatte er nach anderen Erklärungen gesucht. Jede noch so abwegige Begründung war ihm recht gewesen.
    Er hatte ihr nie vertraut. Nicht so, wie sie es brauchte. Nicht auf die Weise, auf die sie sein Vertrauen brauchte.
    „Wie konnte ich nur so blind sein?“, sagte er leise. „Ich habe es nicht verstanden, und ich verstehe es immer noch nicht. Aber du hast recht. Ich konnte es nicht begreifen, also habe ich geleugnet, was so offensichtlich war.“
    Sie sah ihn direkt an. „Und das wäre?“
    Es fiel ihm schwer, die Worte über die Lippen zu bringen. Er wollte es immer noch nicht glauben. Selbst als er es aussprach, kam es ihm falsch vor. Aber jetzt wusste er, dass es die Wahrheit sein musste.
    „Du kannst die Zukunft sehen“, sagte er. „Du kannst es tatsächlich.“
    „Aye. Ich kann die Zukunft sehen. Und das hat mein Leben fast zerstört.“
    „Und jetzt siehst du ebenfalls die Zukunft. In deinen Träumen. In deinen Visionen.“
    „Aye.“ Sie hob ihr Kinn. „Und es bringt mich beinahe um.“
    „Wie konnte ich nur so dumm sein?“ Er ging auf sie zu. Sie rührte sich nicht. Er bewegte sich ganz langsam. „Nur einer von uns hat sich unvernünftig verhalten, und das warst nicht du.“ Eine Armlänge von ihr entfernt blieb er stehen. Er streckte die
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