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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady
Autoren: Emilie Richards
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ihr, aufzustehen. Sie öffnete die Augen und sah Duncan.
    „Geh von mir weg!“, keuchte sie. „Geh weg!“
    Er wich zurück. „Ich bin der Auslöser, nicht wahr? Du siehst die Zukunft, und ich bin der Auslöser.“
    Sie schüttelte den Kopf. Sie spürte, wie ihr Kopf umso klarer wurde, je weiter er zurücktrat. „Nicht die Zukunft ….“ Ihr Schädel begann zu dröhnen, aber sie war für einen Moment wieder ganz und gar in der Gegenwart.
    „Was denn?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Was hast du gesehen?“
    Wieder schüttelte sie den Kopf. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Bilderfetzen, aber die Gefühle waren noch erschreckender. „Verrat. Schrecklich …“ Sie begann erneut zu weinen.
    „Ich möchte dich gerne in den Arm nehmen.“
    „Nein! Bitte!“
    „Ich fühle mich so hilflos!“
    Sie schaffte es bis zum Sofa. Aber kaum hatte sie sich hingesetzt, begann die Vision von Neuem. Sie hörte Lachen. Ein wahnsinniges, unmenschliches Lachen. Ein Mann mit gegürtetem Schottenplaid, Hose und Mütze tauchte auf dem Rücken eines Pferdes auf. Das Pferd bäumte sich auf, und der Mann schwang ein Schwert über seinem Kopf. Sie sah, wie es auf die Erde niedersauste.
    Der Schnee war blutbedeckt.
    Sie schien durch einen endlosen Raum zu fallen. Jetzt gab es nichts mehr außer Dunkelheit. Keine Visionen. Keine Schreie. Während sie fiel, glaubte sie, das traurige Wimmern von Dudelsäcken zu hören. Dann folgte Stille.
    Die Stille schien sich bis in alle Ewigkeit auszudehnen. Doch erst, als sie endete, wurde Mara sich dessen wirklich bewusst. Wieder hörte sie die Stimmen von Männern.
    „Ich weiß nicht genau, was mit ihr los ist. Aber ich glaube, sie hat Visionen.“
    „Halluzinationen?“
    „Nein! Visionen von der Zukunft. Mara hat das zweite Gesicht. Darum wusste sie, dass die Kinder auf dem Johnsman-Fest in Gefahr waren. Und sie hat auch andere Dinge vorhergesehen. Mehr, als ich dir sagen kann.“
    „Das habe ich mir schon gedacht, Duncan. Ich habe es gemerkt, als sie im Krankenhaus war. Aber warum hast du es mir nicht schon vorher erzählt? Warum hast du versucht, es zu verstecken?“
    „Warum? Weil die meisten Menschen dumm und unvernünftig sind, wenn sie etwas nicht verstehen.“
    „Die meisten Menschen?“
    Es gab eine Pause. „Ich“, sagte Duncan.
    „So ist das also, mein Junge. Du verstehst es nicht.“
    „Aber du verstehst es?“
    „Natürlich. Ich habe es ja schon früher gesehen. In Druidheachd gab es eine alte Frau, sie war schon alt, als ich als Arzt hierher kam. Sie hat danach noch viele Jahre gelebt, und bis zu ihrem Tod hat sie die Zukunft gesehen. Eine Woche, bevor sie starb, hat sie sich einen Sarg ausgesucht und uns gesagt, dass wir warten sollen, bis der Regen aufgehört hat, ehe wir sie auf dem Friedhof beerdigen. Natürlich regnete es an dem Tag, an dem sie starb, und noch drei Tage danach. Wir warteten, da kannst du dir sicher sein. Die alte Margaret hatte nicht immer recht, aber oft genug.“
    „Margaret Henley.“
    „Aye.“
    „Mara leidet.“
    „Nein. Sie ruht sich aus. Was immer sie gesehen hat, war zu viel für sie.“
    „Ich glaube, wenn ich mich ihr nähere, und vor allem, wenn ich sie berühre, dann löse ich die Visionen aus.“
    „Dann müssen sie dich irgendwie betreffen. Haben sie etwas mit April zu tun?“
    „Anscheinend. Mara sagt, dass meine Exfrau vorhat, April morgen zurückzubringen.“ Er lachte rau. „Heute, sollte ich lieber sagen. Aber irgendetwas wird dazwischenkommen. Sie weiß nicht was.“
    Mara versuchte, etwas zu sagen, aber ihre Kehle war so trocken, dass der Ton, den sie schließlich hervorbrachte, kein Wort war. Sie spürte eine Hand an ihrem Handgelenk. Die Berührung tröstete sie.
    „Sie braucht Wasser, Duncan, aber bring es nicht her. Ich werde in die Küche gehen und es selbst holen.“
    Mara schlug die Augen auf und sah Angus Sutherland.
    „Versuch gar nicht erst zu reden. Bleib einfach ruhig liegen. Ich werde etwas zu trinken holen“, sagte er.
    Kurz darauf kam er mit einem Glas zurück. Sie hatte sich inzwischen aufgesetzt, und Duncan war nicht wieder aufgetaucht. „Trink alles aus!“, befahl Dr. Sutherland ihr.
    Maras Hand zitterte und sie verschüttete ein paar Tropfen auf ihr Kleid. Aber sie schaffte es dennoch, den größten Teil des Wassers zu trinken. „Kannst du sprechen?“
    „Sie wissen es also“, sagte sie.
    „Ich habe es schon eine ganze Weile vermutet.“ Er nahm neben ihr Platz. „Darf
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