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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady
Autoren: Emilie Richards
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ich?“
    „Aye.“
    „Wie lange geht das schon so?“
    „Seit drei Tagen.“
    „Hast du geschlafen und gegessen?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Du bist völlig geschwächt, Mädchen. Müde. Erschöpft. Ich sollte dich mit ins Krankenhaus nehmen.“
    „Nein!“ Sie stützte den Kopf in die Hände.
    „Wie lange soll das noch weitergehen?“
    „Bis ich es weiß. Bis ich es deutlich sehen kann.“
    „Ich verstehe.“ Dr. Sutherland tätschelte ihr Knie. „Ist dir das vorher schon einmal passiert?“
    „Nein. So war es noch nie.“
    „Weißt du, warum es dieses Mal anders ist?“
    „Das Schicksal derjenigen, die ich liebe, kann ich nicht sehen. Das konnte ich noch nie.“
    „Und dieses Mal?“
    „Ich muss!“
    „Aha.“ Er schwieg eine Weile. „Duncan sagt, dass er die Vision ausgelöst hat.“
    „Dieses Mal. Aye.“ Sie fühlte tiefe Dankbarkeit, dass Duncan es endlich verstanden hatte.
    „Was ist geschehen?“
    „Ich weiß nicht. Sobald er näher kommt oder mich berührt, werden die Visionen stärker.“
    „Und das ist schlecht?“
    „Sie sind so schrecklich!“
    „Armes Mädchen.“
    „Aber ich muss sie sehen! Aprils Sicherheit hängt davon ab.“
    „Aye. Ich glaube, du musst dich dem stellen. Und ich denke, dass Duncan dir helfen muss, die Vision bis zum Ende durchzustehen.“
    Furcht packte sie. Sie wusste nicht, ob sie dieses Entsetzliche noch länger ertragen konnte.
    „Er liebt dich“, sagte Dr. Sutherland. „Und selbst, wenn er die Vision auslöst, wird er bei dir sein und dir hindurch helfen. Und ich werde auch hier sein.“
    „Ich glaube nicht, dass Duncan mich liebt.“
    „Er ist kein Mann, dem so etwas leicht über die Lippen geht, Mara. In der Beziehung ist er wie sein Vater. Ich habe gesehen, was mit ihm geschehen ist, nachdem seine Mutter Duncan und Fiona mit in die Staaten genommen hat. Donald Sinclair ist verdorrt, wie die Moore ohne Regen. Er wurde nie wieder der Alte, nachdem seine Familie Druidheachd verlassen hat. Und das Traurigste war, dass Donald seinem Sohn nie sagen konnte, wie sehr er ihn liebte. Er war grausam zu dem Jungen, wenn er ihn im Sommer besuchte, und er hätte nie zugelassen, dass das kleine Mädchen noch einmal zurückkam. Donald hat beide aus seinem Leben verbannt, weil er den Schmerz nicht ertragen konnte.“
    Tränen liefen ihr über die Wangen. Er reichte ihr ein sauberes Taschentuch. „Willst du es jetzt versuchen?“, fragte er. „Wir müssen es hinter uns bringen.“
    „Werden Sie hier bleiben?“
    „Aye.“
    Sie versuchte zu lächeln, aber in ihren Augen sammelten sich Tränen. „Rufen Sie ihn herein“, sagte sie.
    Sie schloss die Augen und versuchte, sich vorzubereiten. Sie spürte, wie Angus vom Sofa aufstand.
    Dann hörte sie Stimmen in der Küche. Kurz darauf senkte sich das Polster neben ihr.
    „Mara, hier bin ich“, sagte Duncan. „Ich werde dich nicht verlassen, egal was passiert, bis du mir sagst, ich soll gehen oder Angus glaubt, es sei das Beste.“
    Sie öffnete die Augen und wandte sich ihm zu. Er streckte die Hände aus, und sie ergriff sie. „Ich wünsche, ich könnte derjenige sein, der leidet.“
    Eine eisige Windbö traf sie, und sie schloss die Augen, um sie zu schützen. Ihr war so kalt. Die Temperatur im Zimmer schien abgestürzt zu sein. Sie atmete aus, und ihr Atem bildete eine kleine Wolke. Dann wirbelte Schnee um sie herum auf. Geräusche empfingen sie. Schreie und Flüche, das metallische Geklirr von Schwertern und das Feuern von Musketen.
    Eine Frau, dieselbe Frau wie vorhin, rannte mit wehenden Haaren auf Mara zu. Mara versuchte, nach ihr zu greifen, aber sie konnte sich nicht bewegen. Das verletzte Gesicht der Frau war vor Angst verzerrt. Sie flehte in einer Sprache um Hilfe, die Mara nicht verstand. Dann schloss sich eine Hand um das Haar der Frau, die haarige Faust eines Mannes.
    Mara blickte auf und sah den Mann im Schneesturm. Er war riesig und rotgesichtig, und er saß auf dem Rücken eines Pferdes. Er zerrte die Frau neben sich her, bis das Pferd anhielt. Dann sprang er auf den Boden, sein gegürteter Plaid flog um seine Knie, und er zog die Frau an sich. Er hob einen Dolch in die Höhe.
    „Nein!“ Mara öffnete die Augen. Duncan verstärkte den Griff seiner Hände. „Er wird sie töten!“
    „Wer, Mara? Wen?“
    Aber sie wurde erneut von der Vision überwältigt und tauchte in die wirbelnden Schneeflocken ein. Dieses Mal schien sie dem Himmel entgegenzuschweben. Unter sich hörte sie jemanden
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