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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition)
Autoren: Moritz Matthies
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ein paar Tage Urlaub zu gönnen. Während ich in der Frühlingssonne lag, half Phil dem emsigen Kliff Henger bei der Dokumentation des Falles Marbati. Ich hätte mir denken können, dass mein Partner nicht ohne Grund so großen Wert darauf legte, dem besten Ermittler von Nowehr zuzuarbeiten.
    Gerade sind Phil und ich auf dem Weg nach Hoppegarten. Dorthin also, wo alles begann. Es handelt sich um einen rein privaten Ausflug. Dachte ich zumindest bis jetzt. Doch dann erwähnt Phil nonchalant, dass wir am heutigen Renntag den alten Uckermark und seine reizende Tochter Ann-Sophie treffen werden.
    »Was? Wieso ist Uckermark denn auf freiem Fuß?«, frage ich erstaunt. »Wenn ich das richtig einschätze, müsste er in Untersuchungshaft sitzen. Zumindest wegen Beihilfe zum Versicherungsbetrug. «
    Phil wirft mir einen Seitenblick zu, während der Volvo gemächlich durch die Frühlingsluft rollt. »Alle Achtung, Ray. Du hast ganz schön viel dazugelernt.«
    Ich stutze. Wenn er mich lobt, dann hat die Sache einen Haken. Aber welchen?
    Plötzlich geht mir ein Licht auf. »Es gibt gar keinen Versicherungsbetrug«, rate ich.
    Phil grinst. »Du bist ein sehr kluges Erdmännchen.«
    »Du hast Beweise unterschlagen, damit die Uckermarks das Geld von der Versicherung bekommen? Wow. Hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
    »Was denn für Beweise?«, fragt Phil und spielt den Unbedarften. »Soll ich etwa vor Gericht von sexsüchtigen Bonobos und hochbegabten Erdmännchen erzählen? Glaubt mir doch sowieso kein Schwein. Außerdem wird Giuseppe für den Mord an Xaver die Höchststrafe bekommen. Daran würde auch eine Verurteilung im Fall Stardust nichts ändern. Die Höchststrafe ist, wie der Name schon sagt, nicht zu toppen.«
    »Der Jockey sieht das möglicherweise trotzdem anders«, wende ich ein.
    »Nein. Olaf ist inzwischen aus dem Koma erwacht. Ann-Sophie hat ihm alles erzählt, und er ist mit der Lösung zufrieden. Sogar sehr zufrieden.«
    »Dann bliebe ja nur noch die Versicherung«, sage ich. »Ist die mit der Lösung auch sehr zufrieden?«
    »Wusste gar nicht, dass du inzwischen fast so ein Moralapostel wie Rufus bist«, erwidert Phil und grinst. »Aber um dich zu beruhigen: So wie ich das sehe, muss die Versicherung früher oder später sowieso zahlen. Stardust war nämlich auch gegen Sabotage versichert.«
    »Gegen … was?«
    »Sabotage. Da es bei Pferderennen um viel Geld geht, ist es nicht ungewöhnlich, dass manche Leute versuchen, sich durch fiese Tricks Vorteile zu verschaffen. So was nennt man Sabotage. Deshalb hat Piet Hansen mich gebeten, auf Störtebeker aufzupassen.«
    »Aber im Fall von Stardust ging die Sabotage von einem der Besitzer aus«, wende ich ein. »So was deckt eine Versicherung meines Wissens nicht ab.«
    »Stimmt«, erwidert Phil. »Allerdings wurde Uckermark von Marbati erpresst. Es könnte aber einige Jahre dauern und würde viele Gerichtsprozesse kosten, das zu beweisen. Deshalb habe ich beschlossen, den vermeintlichen Versicherungsbetrug unter den Tisch fallen zu lassen.«
    »Aha. Und jetzt triffst du Uckermark, weil er dir deine Prämie auszahlen möchte«, vermute ich.
    Phil lacht. »Nein. Es gibt keinen Versicherungsbetrug, also gibt es auch keine Prämie. Wenn das rauskäme, müsste ich in den Knast. Und so weit geht meine Zuneigung zu den Uckermarks dann doch nicht.«
    »Du meinst deine Zuneigung zu … Fräulein Uckermark …«
    Phil schüttelt den Kopf. »Ich mag sie. Wirklich. Aber ihr Herz gehört Olaf, und das hat der alte Uckermark inzwischen auch begriffen. Mit dem Geld der Versicherung haben die drei die Chance auf einen Neuanfang. Uckermark muss nicht tatenlos zusehen, wie sein Lebenswerk zerstört wird. Ann-Sophie kann endlich ihre Liebe zu Olaf öffentlich machen, und der bekommt nun die Anerkennung, die ihm zusteht.«
    »Und die Sache mit Stardust?«, frage ich. »Immerhin war es Ann-Sophies Lieblingspferd. Kann sie das einfach so vergeben und vergessen?«
    »Nicht von heute auf morgen«, erwidert Phil. »Aber Ann-Sophie weiß, dass Marbati den alten Herrn schwer unter Druck gesetzt hat. Wenn du mich fragst, dann ist die Sache vom Tisch, noch bevor das erste Enkelkind auf der Welt ist.«
    Ich schaue aus dem Fenster und betrachte die Farbenexplosionen des Frühlings. Sieht aus wie ein erstarrtes Feuerwerk. Hübsch.
    »Das ist wirklich anständig von dir«, sage ich.
    »I wo.« Phil winkt ab. »Wer braucht schon Geld, wenn er einen Freund wie dich hat?«
    Der Satz trifft mich
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