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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition)
Autoren: Moritz Matthies
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und drückt ab. Das metallische Klacken der Waffe verrät, dass das Magazin leer ist. Wütend wirft Giuseppe die Waffe nach Phil. Sie verfehlt ihr Ziel.
    Während Phil am Ufer entlangsprintet, um Giuseppe doch noch zu erwischen, stößt der sich mitsamt Boot kraftvoll vom Steg ab und lässt den Motor an.
    Phil kommt zu spät. Bis er den Steg erreicht, hat Giuseppe das Boot bereits ein beträchtliches Stück vom Ufer wegbewegt. Zu weit für Phil, um die Verfolgung fortzusetzen.
    »Sag dem alten Uckermark, dass er das hier als Warnung verstehen soll. Wenn er seine Schulden nicht bezahlt, dann komme ich wieder. Und beim nächsten Mal wird die Sache nicht so glimpflich ausgehen.«
    Man sieht Phil an, dass er Giuseppe jetzt sehr gern den Hals umdrehen würde.
    Der legt Phils Tasche auf den Bootsboden, setzt sich ans Ruder und gibt Gas.
    Phil lässt die Schultern sinken, schaut zum Gyrocopter und besinnt sich darauf, Piet und Ann-Sophie zur Hilfe zu kommen.
    Die beiden stehen unter Schock, sind aber unverletzt.
    Phil trägt zunächst die zarte Ann-Sophie ans Ufer. Sie schmiegt sich dabei derart sanft an ihren Retter, dass ich sehen kann, wie mein Partner innerlich zerfließt.
    Zum Glück besteht auch Piet Hansen darauf, von Phil ans Ufer getragen zu werden. Und auch Piet schmiegt sich sanft an seinen Retter, was meinen Partner rasch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringt.
    »Rufus, kannst du mich mal mit Kliff Henger verbinden?«, fragt Phil.
    »Kein Problem«, antwortet mein Bruder. Was er dann noch sagen will, geht unter in lautem Hufgetrappel. Es ist Angel Eyes. Sie wirkt bestürzt. »Wo ist Luis?«
    »Entkommen«, antworte ich zerknirscht. »Er hat ein Boot gestohlen. Und mit dem Ferrari sind wir in diesem Gelände aufgeschmissen.«
    Angel Eyes blickt in die Ferne.
    »Dann hole
ich
mir eben diesen Dreckskerl«, sagt sie, und bevor ich etwas erwidern kann, prescht sie davon. Es dauert keine drei Atemzüge, da haben die Bäume am See sie verschluckt. Nur das ferne Donnern ihrer Hufe ist noch zu hören.
    Phil und ich tauschen einen besorgten Blick.
    Ann-Sophie und Piet tauschen einen erstaunten Blick.
    »Was haben das Pferd und das Erdmännchen da gerade miteinander gemacht?«, will Piet Hansen wissen.
    Freut mich, dass er weiß, welcher Art ich angehöre. Das ist nicht selbstverständlich.
    Phil bleibt eine Antwort schuldig. Während er in den Ferrari springt, ruft er: »Ich sag Bescheid, dass die Polizei hier vorbeikommen soll.«
    Dann lässt er den Motor des Boliden aufheulen.
    Als wir das andere Seeufer erreichen, hat Giuseppe Marbatis Flucht ein jähes Ende gefunden. Er liegt am Boden, sein Atem geht keuchend. Über ihm erhebt sich die riesige Gestalt von Angel Eyes. Ihr rechter Vorderhuf liegt mit dem Gewicht eines Amboss auf der Brust des Verbrechers. Sie könnte ihn zerquetschen wie ein Insekt.
    »Tu es nicht, Angel!«, bitte ich.
    »Was sollte mich davon abhalten?«, fragt sie traurig. »Er hat mir die Liebe meines Lebens genommen.« Wieder fallen Pferdetränen zu Boden.
    »Nun nehmen Sie schon dieses verdammte Vieh weg!«, keucht Giuseppe.
    »Sie haben ihren Geliebten auf dem Gewissen«, erwidert Phil. »An Stelle des Pferdes würde ich auch damit liebäugeln, Ihnen das Licht auszublasen.«
    Angel lässt den Huf ein wenig sinken, Giuseppe stöhnt unter Schmerzen.
    »Verdammtes Vieh nennt er mich«, sagt Angel Eyes traurig.
    »Wenn du ihn tötest, dann bist du nicht besser als er«, sage ich. Kaum habe ich den Satz ausgesprochen, da frage ich mich, aus welchem Film er stammt. Ich bin ziemlich sicher, dass ich ihn bei einem von Rufus’ Themenabenden aufgeschnappt habe.
    Das Zitat zeigt Wirkung. Angel Eyes überlegt eine Weile, nimmt dann sehr langsam ihren Huf von Giuseppes Brust und schnaubt nachdenklich.
    »Drecksklepper«, flucht Giuseppe leise und will aufstehen. In diesem Moment wirbelt die Stute herum und platziert einen sauberen und harten Tritt gegen Giuseppes Schienbein. Brüllend stürzt der Bösewicht zu Boden.
    »Autsch!«, sage ich. »Das hat weh getan.«
    Giuseppe wimmert.
    Phil nickt. »O ja. Ein bedauerlicher Unfall. Aber Herr Marbati hätte ja wissen müssen, dass Pferde manchmal unberechenbar sind.«

Kapitel 20
    Im Gegensatz zu Cops und Detektiven müssen sich Erdmännchen-Ermittler nicht mit Papierkram herumschlagen. Zum Glück. Nachdem wir Giuseppe Marbati den hiesigen Behörden in Gestalt des Dorfsheriffs Kliff Henger übergeben hatten, kehrte ich also in den Zoo zurück, um mir
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