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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition)
Autoren: Moritz Matthies
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verbindet. Darunter ist Phil im Ferrari zu sehen.
    »Ja. Sehe ich. Was ist damit?«
    »Da wo die Stange mit der Fahrgastzelle verbunden ist, befindet sich links eine Abdeckung, durch die man in den Motorraum gelangt. Dahinter liegt die Benzinleitung.«
    »Cool«, erwidere ich. »Und wie komme ich dahin, ohne vom Heckrotor in Stücke gesäbelt zu werden?«
    »Nach meinen Recherchen ist da unten genug Platz. Du müsstest dich flach auf die Stange legen können, ohne von den Rotorblättern erwischt zu werden.«
    »Das klingt, als wärst du dir nicht sicher.«
    »Na ja. So viel Platz ist es nun auch wieder nicht«, erwidert Rufus. »Außerdem kann ich den Schwenkradius der Stange bei Überladung des Gyrocopters und unter Berücksichtigung der aktuellen Windverhältnisse nur grob einschätzen.«
    »Und das heißt?«, frage ich.
    »Das heißt, ich wünsch dir viel Glück«, erwidert Rufus sonnig.
    »Dem schließe ich mich an«, höre ich Phil sagen. »Und jetzt hau rein! Wir sind gleich in Polen, und ich will nicht, dass dieser Kerl uns durch die Lappen geht.«
    Vorsichtig lasse ich mich auf die unter mir befindliche Stange gleiten, sorgsam darauf bedacht, dem Rotor nicht zu nahe zu kommen. Hier und da kostet mich das trotzdem noch mal ein paar Haare, denn Rufus’ Berechnungen stimmen. Und das heißt: Meine Kletterpartie führt im wahrsten Sinne des Wortes haarscharf am Rotor vorbei.
    Schließlich habe ich es geschafft. Ich liege flach auf der Stange und sehe vor mir die von Rufus erwähnte Abdeckung. Ich schiebe meine Krallenspitzen in die hauchdünnen Zwischenräume und versuche, die Abdeckung aufzuhebeln. Gar nicht so leicht.
    »Rufus?«
    »Hast du die Abdeckung gefunden?«
    »Ja. Aber ich krieg sie nicht runter. Sie sitzt zu fest.«
    »Das ist kohlenfaserverstärkter Kunststoff. Vergiss es, die Platte abzuhebeln. Hau sie einfach in Stücke!«
    »Sag das doch!«
    Ich ziehe meine Krallen zurück, um sie gleich darauf in die Außenhülle des Fluggerätes zu schlagen. Rufus liegt wieder richtig. Nach kurzer Zeit habe ich ein anständiges Loch in die Außenhaut gehackt.
    »Okay. Ich sehe hier eine Leitung, ungefähr so dick wie mein rechter Vorderlauf.«
    »Bingo. Das ist die Benzinleitung. Reiß sie einfach raus!«
    Mein schlauer Bruder scheint gerade eine aggressive Phase durchzumachen. Normalerweise sucht er nach friedfertigeren Lösungen. Dass er Dinge in Stücke hauen oder rausreißen lassen will, könnte damit zu tun haben, dass sein Sexleben aktuell so schwach ausgeprägt ist wie Rockys Intelligenz.
    Ich zerre mit aller Kraft an der Benzinleitung. Als ich es endlich schaffe, sie abzureißen, spritzt mir Treibstoff aufs Fell, begleitet von einem stechenden Geruch. Ich verliere das Gleichgewicht, rutsche von der glatten Stange wie ein besoffener Wellensittich und stürze panisch schreiend in die Tiefe.
    Zum Glück hat mein Partner mich im Blick. Phil manövriert den Ferrari so, dass ich weich auf den Beifahrersitz plumpse. Leider werde ich von dort gegen das Handschuhfach katapultiert, was einem Schlag in die Magengrube gleichkommt. Mit leisem Stöhnen rutsche ich in den Fußraum.
    »Gute Arbeit«, höre ich Phil sagen, während der Wagen merklich langsamer wird. Ich klettere neugierig auf den Beifahrersitz und sehe die tödliche Verletzung, die ich Piet Hansens Gyrocopter zugefügt habe.
    Während der Vogel einen Sprühnebel aus Benzin hinter sich herzieht, spuckt und stottert der Motor wie Pa, wenn ihm die Feuchtigkeit im Bau mal wieder zu schaffen macht. Rapide verliert das Fluggerät an Höhe und nimmt dabei Kurs auf einen See. Schilf und Bäume säumen das Ufer. Der Wirtschaftsweg verläuft sich in einem dichten Wäldchen. Gleich ist also Endstation für unseren Ferrari.
    »Wenn er es über den See schafft, dann war es das«, sagt Phil.
    »Dann war es das sowieso«, ergänzt Rufus. »Das andere Seeufer liegt in Polen. Da endet dann auch der Zuständigkeitsbereich von eurem Hilfssheriff Kliff Henger.«
    Gebannt starren wir auf den Gyrocopter. Der wird wie an einer unsichtbaren Leine zu Boden gezogen. Er setzt kurz vor dem See auf, rollt ins Wasser, wo er schließlich im Schlick steckenbleibt. Im nächsten Moment springt Giuseppe aus dem Cockpit und schnappt sich ein an einem kleinen Steg festgemachtes Ruderboot mit Außenborder.
    Der Ferrari schlingert über den Waldboden und kommt am Seeufer zum Stehen. Wieder fällt ein Schuss. Eine Kugel saust über uns hinweg.
    Phil springt aus dem Wagen, Giuseppe zielt erneut
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