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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition)
Autoren: Moritz Matthies
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meinen Füßen. »Tut mir sehr leid, Angel Eyes.«
    Sie nickt tapfer. Eine ihrer Tränen trifft meine Wange. Ein Gefühl wie warmer Regen.
    Urplötzlich wirbelt sie herum und reißt die Hinterbeine hoch. Kummer und Schmerz haben sie wahnsinnig gemacht, denke ich erschrocken und ziehe instinktiv den Kopf ein. Ich spüre den Luftzug der Hufe, als sie über mich hinwegsausen. Sie treffen die Boxentür, die mit einem lauten Krachen zunächst aus den Angeln und dann quer über den Hof fliegt, wo sie nur knapp meinen verdutzten Partner verfehlt.
    »Holen wir uns diesen verdammten Pferdemörder!«, sagt Angel Eyes entschlossen und macht einen Satz über mich hinweg. Ihre Energie schlägt mir wie ein heftiger Windstoß entgegen. Ich kullere durchs Stroh, rappele mich aber sofort wieder hoch.
    Ich sehe, dass sie zu Phil galoppiert. Der macht ein ratloses Gesicht und zieht die Schultern hoch.
    »Sie hilft uns!«, rufe ich. »Jetzt sind wir berittene Detektive!«
    Sein Gesicht hellt sich auf. »Okay. Worauf wartest du dann noch?«, erwidert er, und mit einer Eleganz, die ich meinem Partner gar nicht zugetraut hätte, greift er Angel Eyes in die Mähne und schwingt sich auf den Rücken der Stute.
    »Los! Nun mach schon!«, ruft Phil.
    Während ich in Windeseile über den Hof hetze, schnaubt Angel Eyes wie ein wütender Stier vor dem entscheidenden Angriff und zischt dann in gestrecktem Galopp vom Hof.
    Ich schaffe es so gerade eben, ihren Schweif zu erwischen, weshalb ich einen Augenblick später am Hintern eines pfeilschnell dahinschießenden Rennpferdes durch die Luft schlackere wie ein Albatros auf Traubenzucker.
    »Willkommen an Bord«, kommentiert Phil trocken. »Sag unserer Auftraggeberin doch bitte, dass wir zu den Hansens wollen.«
    »Hab ich … gerade … mit … bekommen«, keucht Angel Eyes in gestrecktem Galopp.
    »Sie versteht dich!«, rufe ich. »Hat lange genug mit Menschen zu tun gehabt.«
    »Alles klar«, erwidert Phil und greift sich ans Ohr. »Rufus? Bitte kommen!«
    »Hier Rufus«, höre ich meinen Bruder sagen. »Sie sind immer noch auf dem Gestüt der Hansens. Zumindest ist die Tasche noch da.«
    »Hast du eine Ahnung, was sie da wollen?«, fragt Phil.
    »Den Fluchtwagen loswerden, vermute ich«, erwidert Rufus. »Ich hab eben mal ein paar Datenbanken angezapft. Wusstet ihr, dass Hansens einen Gyrocopter besitzen?«
    »Einen … was?«, fragt Phil.
    »Einen Gyrocopter. Sieht aus wie ein Helicopter, aber …«
    »Mist«, unterbricht Phil. »Piet hat mir das Ding doch gezeigt. Da hätte ich auch drauf kommen können, dass Giuseppe damit abhauen will.«
    »Allerdings hat Giuseppe keinen Flugschein. Und wenn Piet Hansen den Chauffeur spielen muss, dann könnte es in dem kleinen Ding zu eng werden.«
    »Vielleicht tauscht er die Geiseln«, vermute ich. Langsam finde ich Gefallen daran, an einem Pferdeschweif durch die Landschaft gezogen zu werden. Ist ein bisschen wie Kettenkarussell fahren.
    »Auf keinen Fall«, erwidert Phil. »Ann-Sophie ist seine Garantie, dass Uckermark auch wirklich zahlt. Giuseppe muss schließlich damit rechnen, dass der Alte für Piet Hansen keinen Euro lockermacht.«
    »Das sehe ich auch so«, stimmt Rufus zu. »Aber weit kommt so ein völlig überladener Gyrocopter nicht. Deshalb vermute ich, dass Giuseppe erst einmal nur die polnische Grenze überqueren will. Vielleicht hat er da Helfershelfer.«
    »Vielleicht hat er sich auch einfach verschätzt«, vermutet Phil. »Dann wäre der Heli der Schwachpunkt in seinem Plan. Und deshalb werden wir ihn auch …«
    »Sekunde mal, Phil«, unterbricht Rufus. »Das Signal bewegt sich. Ich glaube, der Gyrocopter ist gerade gestartet. Er beschleunigt auf … 80  … 120  … 140  … 160 .« Rufus wartet einen Moment. »Okay. 160 ist die Höchstgeschwindigkeit.«
    »Da … kommt … was auf … uns zu«, keucht Angel Eyes und übertönt nur mit Mühe das Donnern ihrer Hufe.
    Im gleichen Moment höre ich das ferne Brummen des Hubschraubers.
    Während sich das Geräusch rasch nähert, versuche ich, Angel Eyes’ Hinterteil zu erklimmen, damit ich Hansens Heli nicht nur hören, sondern auch sehen kann. Kein leichtes Unterfangen in gestrecktem Galopp.
    Als ich es fast geschafft habe, schlägt Angel Eyes mit lautem Wiehern einen Haken, was mich prompt wieder an die Schweifspitze befördert.
    Während die Stute nach links galoppiert, schwinge ich, an ihrem Schweif hängend, noch ein Stück in ihre ursprüngliche Laufrichtung. Dabei
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