Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition)
Autoren: Moritz Matthies
Vom Netzwerk:
mein oberschlauer Bruder scheint nicht zu ahnen, was Phil im Schilde führt, denn nach einer Pause höre ich Rufus fragen: »Wie willst du Ray denn nahe genug an die Benzinleitung ranbringen?«
    »Ich werfe ihn einfach hoch«, erwidert Phil locker.
    Vor Schreck lasse ich das Armaturenbrett los, knalle gegen die Rückenlehne des Beifahrersitzes und purzele schon wieder in den Fußraum.
    Phil fährt ungerührt damit fort, seinen irrsinnigen Plan zu erläutern. »Der Heli verliert immer wieder an Höhe und ist dann höchstens zwei, drei Meter über dem Boden. Es wäre also kein Problem …«
    »Vergiss es!«, würge ich Phil ab und krabbele auf den Beifahrersitz. »Kommt überhaupt nicht in die Tüte!«
    »Ja. Ich glaube, prinzipiell könnte das gehen«, sinniert mein genialer Bruder.
    »Hallo? Hört mich jemand?«, rufe ich. »Ich habe gerade gesagt: Kommt überhaupt nicht in die Tüte. Das Ding hat gleich zwei Rotoren, die mich schneller in Erdmännchenhackfleisch verwandeln würden, als ein Greifvogel zwinkern kann.«
    Rufus schweigt. Phil starrt konzentriert auf die Straße. Rasch nähern wir uns dem Fluggerät.
    »Okay, welchen Plan B haben wir?«, frage ich geschäftig in die Runde.
    Keine Antwort. Stattdessen fällt ein Schuss, und die Windschutzscheibe vor uns ergießt sich in Form kleiner Glasbrocken in den Fahrgastraum. Vor Schreck pinkele ich Piet Hansen auf die Lederpolster.
    »Bastard«, höre ich Phil fluchen. Er beschleunigt den Ferrari und ignoriert, dass zwei weitere Schüsse fallen, während wir uns Hansens Gyrocopter nähern.
    »Um noch mal auf Plan B zurückzukommen …«, versuche ich mein Glück.
    In diesem Moment legt Phil rasch und ruckartig einen niedrigen Gang ein und tritt das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Bolide macht einen Satz, der die Springböcke im Zoo vor Neid erblassen lassen würde. Sekunden später befinden wir uns direkt unter dem Fahrwerk des Gyrocopters.
    Phil und ich tauschen einen Blick. Ich sehe, er meint seinen Vorschlag wirklich ernst.
    »Hast du so was Ähnliches schon mal gemacht?«, frage ich unheilvoll.
    Er schüttelt den Kopf. »Nein. Aber als Kind war ich ganz gut im Völkerball.«
    Gegen meinen Willen muss ich grinsen. Zugleich schlottern mir die Knie. Hätte ich nicht schon eben vor Schreck auf die Polster gepinkelt, würde ich das jetzt tun.
    »Bringen wir es hinter uns, bevor ich es mir anders überlege«, sage ich.
    Phil nickt und legt seine rechte Hand auf den Beifahrersitz, während er mit der Linken den bockenden Ferrari unterhalb des Gyrocopters zu halten versucht.
    Mit weichen Knien stelle ich mich auf Phils Hand.
    »Am besten, du schaust nicht nach unten«, höre ich meinen Partner sagen.
    Ich gehorche, schaue hoch zu dem über uns schlingernden Gyrocopter und spüre, wie Phil mich in die Höhe katapultiert. Cooles Gefühl, mal abgesehen davon, dass es eines meiner letzten Gefühle sein könnte, wenn die Sache hier schiefgeht.
    Ich sehe das Fahrwerk des Gyrocopters auf mich zukommen und öffne die Arme wie ein Flughörnchen beim Landemanöver. Im nächsten Moment umklammere ich eines der Räder des Ultraleichthubschraubers. Irgendwie scheint es heute mein Schicksal zu sein, dass ich mich an etwas festhalte, was mich durch die Gegend zerrt.
    Das Schlingern des Gyrocopters macht es schwierig, auf das Fahrwerk zu klettern, von wo aus ich mich zum Heckpropeller und damit zum Motor des Fluggerätes vorarbeiten könnte. Eine Durchsage von Phil sorgt jedoch dafür, dass meine bescheidenen Kletterkünste sich schlagartig verbessern. Phil sagt nämlich: »Achtung Ray, Giuseppe hat dich gesehen. Und aus dieser kurzen Entfernung wird er bestimmt nicht danebenschießen.«
    Als der nächste Schuss fällt, kauere ich bereits zwischen Motorblock und Heckpropeller. Die Kugel durchschlägt das Seitenruder, was den Gyrocopter heftig schlingern lässt. Der Heckpropeller touchiert meinen Rücken und säbelt ein Bataillon feiner Härchen ab, die auf die Erde regnen wie Blütenpollen.
    Ich klammere mich an den Motorblock und mache mir ernstlich Sorgen um meinen Hintern. Wenn er weggesäbelt wird, muss ich künftig nicht nur im Stehen essen, sondern mir auch im Zoo jeden Tag dumme Sprüche anhören.
    »Rufus?«
    »Schieß los, Ray!«
    »Ich bin jetzt beim Heckrotor. Wie komme ich an die verdammte Benzinleitung?«
    »Siehst du das Gestänge unter dir?«, fragt mein Bruder.
    Vorsichtig luge ich nach unten und sehe eine silberne Stange, die das Seitenruder mit dem Chassis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher