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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch
Autoren: Eva Almstädt
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der Geburt ist es gesetzlich erlaubt, und mir hilft’s. Es heißt doch, wenn es der Mutter gut geht …« Sie nahm einen Schluck von der Cola, die ihr soeben serviert worden war.
    »Ich bin mit dem Auto hier«, sagte er unvermittelt. »Ich habe eine Kiste mit Sachen von dir darin, die du mal bei mir auf dem Dachboden abgestellt hast, weißt du noch?«
    »An die habe ich gar nicht mehr gedacht. Wieso jetzt gerade? Räumst du auf? Verlangt deine neue Mitbewohnerin etwa mehr Stauraum?« Nachdem klar gewesen war, dass Pia nicht mit in seine Vierzimmerwohnung einziehen würde, hatte Hinnerk wieder einen Mitbewohner gesucht und eine Studentin gefunden, mit der er die Miete (und wer wusste, was sonst noch) teilte.
    »Ach, Jantje. Die ist schon längst wieder ausgezogen.«
    Pia prüfte kurz ihre diesbezüglichen Gefühle. War sie erleichtert? Hinnerk sah so aus, als hätte er ein ziemlich schlechtes Gewissen. Was kam denn jetzt? Sie wollte wenigstens die Wan-Tan-Suppe essen, bevor er ihr den Appetit verderben konnte.
    »Die Vorspeise kommt.« Pia sah erleichtert auf, und Hinnerk schien kurzfristig aus dem Konzept gebracht zu sein. Sie löffelten schweigend. Pia lauschte den Gesprächen am Nebentisch, die wesentlich lockerer zu verlaufen schienen als ihre Abendunterhaltung.
    Als sie fast aufgegessen hatte, legte Hinnerk seinen Löffel beiseite und schob mit einer entschlossenen Geste seine Suppentasse von sich. Er beugte sich zu Pia hinüber.
    »War die nicht in Ordnung?«, fragte sie. Irgendetwas trieb sie dazu, ihn nicht dazu kommen zu lassen, das zu sagen, was er sich vorgenommen hatte.
    »Doch. Aber ich brauche noch etwas Platz für die Ente. Außerdem wollte ich …«
    »Keine Sorge. Die Kiste mit meinen Sachen kannst du mir nach dem Essen geben. Ich bin allerdings zu Fuß hier. Vielleicht kannst du sie noch zu mir nach Hause fahren?«
    »Kein Problem. Ich trage sie dir auch die Treppen hoch.« Er holte tief Luft.
    »Irgendwo bekomme ich die Kiste bestimmt auch noch unter«, redete Pia entschlossen weiter. »Durch Wiege, Wickelkommode, Kinderwagen und Autositz ist es auf vierzig Quadratmetern allerdings mittlerweile recht eng …«
    »Pia!« Hinnerk sah inzwischen so aus, als hätte er eine Notlandung mit einem Airbus vor sich.
    »Da kommt unser Essen«, sagte sie lächelnd.
    Die Ente war gut und lenkte Pia von ihrem verdrießlich kauenden Gegenüber und der gesamten verfahrenen Situation ab. Da Hinnerk offenbar während des Essens nichts Weltbewegendes zu ihrer Konversation beitragen wollte, erzählte sie ihm von Broders’ Namensvorschlägen.
    »Das machst du doch nicht, oder?«, fragte Hinnerk erschrocken. »Das Kind Kiki nennen oder Nicki?«
    »Es war ein Spaß!«
    »Die Späße deiner Kollegen waren mir immer suspekt.«
    »Fang bitte nicht wieder damit an.«
    Hinnerk sah schweigend zu, wie der Kellner das Geschirr abräumte. Er fragte hoffnungsvoll nach ihrem Dessertwunsch, was Hinnerk einsilbig ablehnte. Pia, die sich auf eine Nachspeise gefreut hatte, schrieb das Dessert in seiner Gesellschaft ebenfalls ab. Was sollte das Ganze hier eigentlich? Ein entspannter Abend in einem Restaurant war jedenfalls etwas anderes.
    Hinnerk warf ihr einen ängstlichen Blick zu und griff dann in seine Jacketttasche. Erst jetzt fiel Pia auf, dass er für seine Verhältnisse geradezu offiziell und feierlich gekleidet war: ein hellblaues Hemd und ein Jackett! Und was suchte er da in seiner Tasche? Als ihr einfiel, was das sein könnte, lief ihr ein heißer Schauer über das Gesicht. Nur das nicht!, dachte Pia. Er würde doch nicht …
    Hinnerk zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor, strich es glatt und legte es ihr hin. Sie warf im Schummerlicht einen raschen Blick darauf, doch die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Es sah aus wie ein behördliches Schreiben. Viel aufschlussreicher, wenn auch nicht gerade beruhigend, war Hinnerks Mienenspiel dazu: Aufregung, Freude, doch auch eindeutig ein schlechtes Gewissen.
    »Was bedeutet das?«, fragte sie. Die Situation entwickelte sich nicht zu ihren Gunsten, das war klar.
    »Meine Immatrikulationsbescheinigung.« Er lächelte stolz, aber auch verlegen. »Ich habe endlich einen Studienplatz für Medizin bekommen.«
    »Das ist doch wunderbar. Herzlichen Glückwunsch!« Irgendwie hatte Pia das Gefühl, etwas zu übersehen. Ihre freudige Reaktion war ihm unangenehm.
    »Die Sache hat einen Haken«, räumte er ein.
    »Und zwar?« Noch konnte Pia sich nicht vorstellen, dass etwas
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