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Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch

Titel: Düsterbruch - Almstädt, E: Düsterbruch
Autoren: Eva Almstädt
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was von dem Hühnerblut abbekommen hatte. Da waren jedenfalls Blutspritzer in ihrem Gesicht. Gesagt hat sie kein Wort. Sie hat mich nur so seltsam angestarrt. Kreidebleich war sie! Sie hat ausgesehen wie ihr eigener Geist. Ehrlich. Genau das habe ich in dem Moment gedacht. Unheimlich, oder?«
    »Und dann?«
    »Ich hab sie darauf hingewiesen, dass sie etwas Blut abgekriegt hat, doch sie reagierte überhaupt nicht. Sie hat sich auf dem Absatz umgedreht und ist davongelaufen.«
    »Wissen Sie, wohin?«
    »Ich hab ihr nicht nachspioniert oder so. Später habe ich von Oxana gehört, dass sie wohl zur Kirche gerannt ist. Merkwürdig, so mit Blut besudelt, und dann in die Kirche zu laufen …«
    »Kannten Sie Hedwig Seesen gut?«
    »Ich kannte sie mein Leben lang. Ich habe früher oft bei den Seesens auf dem Hof ausgeholfen. Zur Ernte oder bei größeren Familienfesten. In letzter Zeit war ich aber kaum noch da. Und für Jörgs Hochzeit braucht man mich wohl gar nicht mehr. Da wird nämlich auswärts gefeiert. Eine Schande, bei dem großen Haus! Nun ja, muss ja ein jeder selbst wissen, wie er sein Geld rausscheddert, nicht wahr?«
    Pia hatte den Eindruck, auf eine Quelle des Dorfklatsches gestoßen zu sein, und wollte sie so schnell nicht versiegen lassen. »Wie war das Verhältnis zwischen Hedwig Seesen und ihrer zukünftigen Schwiegertochter?«
    »Oxana? Das ist eine ganz Gerissene. Ich versteh was vom Charakter der Menschen. Alle sehen nur ein hübsches Gesicht, von ihrem Körper ganz zu schweigen.« Sie warf Broders einen lauernden Blick zu. »Aber so recht werde ich nicht schlau aus ihr. Und dann noch diese Freundin, die dauernd hier herumlungert.«
    »Welche Freundin?«
    »Ach, Oxana hat eine Freundin, die schon ein paarmal hier war. Nadja Ivanov oder so ähnlich. Die Frau sucht bestimmt auch einen, den sie heiraten kann. Wenn der Jörg da mal keinen Fehler macht …«
    Oxana Markowa hatte auf Pia nicht den Eindruck gemacht, dass sie aus wirtschaftlichen Gründen heiraten wollte. Im Gegenteil, sie glaubte, echte Zuneigung zwischen den beiden gespürt zu haben.
    »Jörg hat Oxana in St. Petersburg kennengelernt«, berichtete Mona Falke weiter. »Er macht Geschäfte in Russland und in der Ukraine. Früher haben die Bauern sich von ihrem eigenen Grund und Boden ernährt, aber heute reicht das wohl nicht mehr. Angeblich ist Oxana die Tochter oder Schwester eines Geschäftsfreundes. Ein paar Wochen später, nachdem er sie kennengelernt hatte, kam sie nach Düsterbruch, um unseren Jörg zu besuchen. Er hatte keine Chance. Mit den Frauen lief es für Jörg Seesen bis dahin nämlich nicht allzu gut. Kaum eine will sich noch auf einem Hof die Hände schmutzig machen. Oder sie hauen nach kurzer Zeit wieder ab, so wie es Enno passiert ist mit seiner Amerikanerin.«
    »Arbeiten Sie auch für die von Alsens?«
    »Selten. Und wenn, dann nur für Veronika. Carola kann mich nicht ausstehen. Und wissen Sie, warum? Ich habe ihr auf den Kopf zugesagt, dass sie mit Tizia Probleme kriegt, wenn sie nicht härter durchgreift. Ich habe allein einen Sohn großgezogen. Ich weiß, wovon ich rede.«
    »Lebt Ihr Sohn auch hier in Düsterbruch?«
    »Der André? Nein. Er arbeitet in Kiel, wissen Sie.« Mona Falke kniff die Lippen zusammen.
    Pia erhob sich. »Das war schon alles, Frau Falke. Falls Ihnen noch etwas einfällt …« Sie reichte ihr eine Karte.
    Mona Falke steckte sie in die Schürzentasche. Hinter ihrem höflichen Lächeln verbarg sie ein paar andere Gefühle, das spürte Pia.
    »Was sagst du?«, fragte sie, als sie auf dem Rückweg nach Lübeck waren. »Ist dir an Frau Falkes Aussage etwas aufgefallen?«
    »Sie war froh, als sie uns los war.«
    »Das wäre ich auch. Ich meine die Zeitdifferenz. Frau Falke sagt, Hedwig sei um kurz vor vier Uhr bei ihr gewesen. Die Nachrichten fingen gerade an. Es kommt natürlich auf den Sender an. Ich meine, es könnte auch fünf vor gewesen sein …«
    »Ja, und?«
    »Oxana und Jörg waren um vier mit dem Pastor in der Kirche verabredet. Etwa zehn Minuten bis eine Viertelstunde später soll Hedwig Seesen hereingekommen sein. Der Weg von Monas Haus zur Kirche dauert maximal zwei Minuten. Hedwig Seesen hat angeblich kein Wort gesagt, als sie bei ihr war. Was hat sie so lange gemacht, nachdem sie Mona Falke verlassen hatte?«
    Broders kniff die Augen zusammen. »Unzuverlässige Zeugenaussagen.«
    »Oder eine falsche Zeugenaussage.«
    »Die Leute erzählen uns aus den seltsamsten Gründen Märchen. An dem
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