Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise
Autoren: Manfred Rebhandl
Vom Netzwerk:
Vorführraum, wo die Sause weiterging, solange wir stehen konnten, das war im Wesentlichen Weihnachten, und es war immer sehr schön.
    Aber Dirty Willi war heuer nicht im Land. Er hatte sein Swedish Pornhouse zugesperrt und war für zwei Monate nach Thailand abgezischt. Was er dort wollte, war klar – noch einmal den Frühling im Winter seines Lebens genießen! Danach, hatte er gesagt, würde er entscheiden, wie es weitergehen sollte mit dem Swedish Pornhouse, und wenn er es an mich weitergeben würde, dann wäre ich im Frühling Unternehmer und wirtschaftlich unabhängig von Lemmy.
    Wenn nicht, wäre es mir allerdings lieber. Denn der Laden lief nicht mehr so gut, dass man damit reich werden konnte.
    ***
    Jolanda war der Typ serbischer General in Strumpfhosen mit behaarten Unterarmen und einem kleinen Damenbärtchen über den spitzen Lippen. Aber wenn sie einem mit Schwung die Bestellung an den Tisch brachte, dann konnte man sich schon in sie verlieben, und Guttmann, der Bulle, hatte es getan, als wir letzten Sommer öfter hierhergekommen waren, während ich ihm geholfen hatte, einen Fall im türkischen Pornomilieu zu lösen.
    Guttmann kannte ich aus Dirty Willi’s Swedish Pornhouse, letzte Reihe Mitte, Fat Mummy -Filme waren seine Leidenschaft, und Würfelzucker. Er ließ mir immer wieder mal Aufträge im Dienste der Polizei zukommen, im Gegenzug hatte ich ihm in den letzten Jahren immer einen der begehrten Plätze bei der alljährlichen Weihnachtsfeier für einsame Herzen in Dirty Willi’s Swedish Pornhouse verschafft.
    An Jolanda waren ihm sofort ihr strammer Arsch und die zwei herrlichen Dinger vorne dran sowie ihre schönen Augen aufgefallen. Klassisch. Und als er dann zum ersten Mal den Löffel in ihr Gulasch steckte, war es um ihn geschehen, und Freund Guttmann begann sich ernsthaft für sie zu interessieren. Erstens konnte sie gut kochen, zweitens war sie eine Frau, und drittens hatte sie keinen Mann. Gutti fragte mich also über ihr privates Umfeld aus, ob sie Kinder hätte in Jugoslawien, wie er das noch immer nannte, oder einen Mann, Schulden, Geheimnisse, Leichen im Keller? Und nachdem ich alles nach bestem Wissen und Gewissen mit Nein beantwortet hatte, wollte er, dass ich mit ihm jeden Tag zu ihr essen ging, was ich zunächst auch gerne machte, weil er mich immer einlud, und zwar auch auf die Getränke. Und hin und wieder schaffte er es dabei sogar, Jolanda in einen kleinen Small Talk zu verwickeln, was er als Fortschritt wertete. Aber so wie die beide drauf waren, mit den ganzen Enttäuschungen, die ihnen das Leben schon als Mühlsteine um den Hals gehängt hatte, schleppten sie sich natürlich nur sehr langsam in Richtung Ziellinie. Ich wollte ihm die Hoffnung nicht nehmen, dass er irgendwann doch noch bei ihr landen würde, auch wenn ich natürlich wusste, dass sie die Menopause bereits hinter sich hatte und insgesamt froh war, sich den ganzen Zinnober mit Ausziehen, Vorspiel und So-tun-als-ob ersparen zu können. Das hatte sie mir jedenfalls mal gesagt, mit dem Zusatz freilich: „Nur bei dir würde ich eine Ausnahme machen, Rocky.“
    Aber das waren leider die falschen Worte, und ich sagte zu ihr: „Sag bitte nicht Rocky zu mir, Jolanda, ich heiße Rock wie der Felsen und nicht Rocky wie das Felschen, keine Ausnahme.“
    Nicht, dass sie das glücklicher gemacht hätte!
    Die Sache war Guttmann irgendwann zu ernst geworden, als dass er einen stets zu Späßen aufgelegten Privatdetektiv an seiner Seite haben wollte, der nach dem siebten Bier auch mal Klapse auf Popos verteilte. Also hatte er mich dann gebeten, mal ein paar Wochen nicht dorthin zu schauen. Man kennt das ja: Ist man selbst solo, trifft man sich mit seinen Kumpels, aber kaum ist eine heiße Lady im Spiel, sind die Freunde out. Mir war es recht, es interessierte mich ohnehin nicht, wie es anderen ging, aber wo ich nun schon mal hier war, fragte ich Jolanda: „Na, wie läuft’s denn mit Gutti?“
    Darauf sagte sie irgendwas auf Serbisch, das so was Ähnliches wie „Fick dich ins Knie!“ bedeutete, also fragte ich gar nicht erst nach, wie es im Detail mit Gutti lief. Sie verschwand wieder in der Küche, wo sie noch immer nicht alleine war, ich konnte aber nicht sehen, wer genau dort bei ihr war, ich konnte nur hören, wie die beiden immer wieder mal etwas lauter wurden. Dann aber hörte ich plötzlich einen dumpfen Schlag, und dann einen Schrei, und dann war es still.
    Ich lief nach hinten zu ihr, aber in der Küche war sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher