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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise
Autoren: Manfred Rebhandl
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was das Ganze eher wie ein Steakhouse aussehen ließ. Na gut, auf diese Mutter war ich dann langsam auch richtig böse, denn scheinbar hatte sie ihren Ronnie so weit ruiniert, dass er nicht einmal mehr wusste, wie eine Nacktbar aussehen sollte.
    Texas war ja als Idee nicht schlecht. Aber da drüben war Sonne, die Mädels waren gebräunt und hatten alle einen gesunden Drang, sich darzustellen. Und sie hatten natürlich alle unglaublich geile Titten! Kurz: Amerika hatte ganz andere Möglichkeiten, was Titten betraf, und eine Nacktbar an einer Kreuzung irgendwo auf dem flachen Land in Texas, wo die Fernfahrer vorbeikamen und nach vier Tagen auf dem Arsch sitzen mal wieder selbst einen geilen Arsch sehen wollten, war was anderes als der heruntergekommene Gürtel, wo es schlicht keine Trucker gab, die sich mal kurz Hirnnahrung für die Weiterfahrt holen wollten, weil die alle hinauf an die Grenze zum tschechischen Babystrich fuhren.
    Wir hatten dann noch ein bisschen was im Flachmann, und ich hatte noch einen Joint übrig, also blieben wir ein wenig sitzen und ich bohrte weiter: „Hab ich dich eigentlich schon gefragt, wann in deiner verdammten Geschichte endlich das Kind vorkommt, das ich suchen soll?“
    Ku sagte: „Moooooment. Die Schwester von Ronnie hatte ja diesen Sportarzt Dr. Nyilasi geheiratet, sie hießen jetzt von Hagen-Nyilasi, und er wollte nichts anderes als einen Stammhalter, schließlich war er schon über 50. Vielleicht rammelte er Ronnies Schwester damals jeden Tag, vielleicht jeden zweiten, vielleicht mit Liebe, vielleicht mit Bravour, jedenfalls rammelte und rammelte er, aber es tat sich nichts bei ihr, der Adler landete einfach nicht im Nest. Der Doktor wurde darüber immer ungehaltener und warf ihr vor, dass sie ihm keinen Stammhalter schenken konnte, aber auf die Idee, dass mit seiner Ausrüstung etwas nicht stimmte, kam er natürlich nicht. Jedenfalls war Ronnies Schwester irgendwann so verzweifelt, dass sie es mit einem Samenspender versuchen wollte …“
    Hier musste ich natürlich kurz nachhaken: „Moment, sagtest du Samenspender?“
    „Ja.“
    „Verdammt!“
    Das schien mir gerade irgendwie das Wort des Tages zu werden.
    Wir stiegen aus und gingen langsam hinüber zum Tabledance. Ku warnte mich: „Der ist jetzt vielleicht nicht ganz dein Typ.“
    Ich sagte: „Ich muss ja nicht für ihn tanzen.“
    Und dann interessierte mich noch, wie er den Kerl überhaupt kennengelernt hatte, er erzählte: „Als die Geschäfte noch nicht so gut liefen, vor fünf, sechs Jahren, da hab ich gezielt solche Läden abgeklappert, wer dort hingeht, der hat ja meistens ein Problem mit seiner Mutter. Ich setzte mich also an die Bar und hörte mir die ganzen Geschichten an, die sich normalerweise ein Barkeeper anhören muss, und dann verteilte ich meine Karte. Ronnie war Gast dort, er sah mich, beobachtete mich beim Zuhören, und fasste Vertrauen, denn die Expertisen, die ich ab und zu einstreute, gefielen ihm. Also wurde er mein Klient, und in der ersten Stunde sagte ich zu ihm: ‚Erzählen Sie doch mal von ihrer Mutter.‘ Das reicht normalerweise schon für 20 bis 40 Stunden Stoff, in denen es nur so flutscht, und ich brauche am Ende nur die Hand aufzuhalten und die Scheine zu kassieren.“
    Irgendwas machte der Kerl richtig in seinem Leben.
    Wir traten ein. In solchen Häusern zog ich mir nie den Mantel aus, weil man ja nie wusste, ob man nicht gleich wieder ging, weil die Mädels so scheiße aussahen. Das ist ein bisschen wie beim Fleischer: Wenn die Qualität stimmt, dann geht man immer wieder gerne hin und holt sich neues Fleisch, aber wenn sie nicht stimmt, dann lässt man es lieber bleiben und holt sich das Fleisch woanders.
    Hier bei Ronnie stimmte rein gar nichts, es sah aus wie ein verdammter Underground-Rockerschuppen, der Freak hatte sogar alles schwarz angemalt. Eine Nacktbar muss aber in rotem Plüsch gehalten sein, sonst kommt da keine Stimmung auf. Außerdem war die Heizung abgedreht, was zwar bei den Mädels die Nippel stehen ließ, aber bei einem Mann gar nichts. Dazu das altertümliche Mobiliar, die schlechte Lüftung, die durchgewetzten Barhocker, die Nassräume hinten im Stiegenhaus, für die man den „Schlüssel an der Bar erfragen!“ musste – alles Scheiße.
    Andererseits wäre gerade in einer Nacktbar das alles relativ egal, solange das Produkt stimmt. Aber genau das stimmte bei Ronnie erst recht nicht, die Mädels waren unterirdisch, Marke ausgemusterte Lidl-Kassiererin. Die, die
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