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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise
Autoren: Manfred Rebhandl
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überhaupt wohnt.“
    Er sagte: „Sie haben eine Villa draußen im Cottage-Viertel.“
    Ich sagte: „Du meine Güte, Ronnie, ich lebe so lange und glücklich in meiner eigenen kleinen Welt, ich weiß gar nicht mehr, wo das Cottage-Viertel ist.“
    ***
    Mein natürlicher Instinkt sagte mir: Geh wieder schlafen, Rock! Aber nach allem, was Lemmy mir immer vorjammerte von den ganzen kleinen Kinderlein, die überall auf der Welt herumliefen und nach ihrem Papa suchten, konnte ich jetzt nicht Nein sagen, obwohl meine Skepsis groß war. Also ging ich mit Ku nach hinten pissen, wir stellten uns nebeneinander vor die Muschel und packten aus. Dann starrten wir beide die Fliesen vor uns an und hörten einer gewissen peinlichen Stille zu, wir waren nämlich noch nie zusammen pissen gewesen, also ging zunächst bei uns beiden nichts. Und Ku, der Erfahrung mit solchen Situationen zu haben schien, kannte auch das passende Wort dafür: „Penisneid.“
    Er schlug also vor, dass wir uns wie erwachsene Männer einfach gegenseitig und gleichzeitig unten anschauten, so nach dem Motto: Zeigst du mir deins, zeig ich dir meins. Vorher sollten wir uns aber gegenseitig versprechen, dass wir nicht über den jeweils anderen lachen würden, sollte sich herausstellen, dass der andere etwas kleiner war als man selbst, „Wir sind doch reife Männer“, sagte er, „und außerdem sind wir ja beide keine Nigerianer, also wird der Unterschied nicht so groß sein, weder zu deinen Gunsten noch zu meinen.“
    Ich sagte: „Ich überleg’s mir.“
    Dann starrte ich weiter die Fliesen an und wollte wissen, ob der Spinner Ronnie sich einen wie mich überhaupt leisten konnte: „Ich meine – wir sind die einzigen Gäste hier, und es ist drei Wochen vor Weihnachten!“
    Und drei Wochen vor Weihnachten ist normalerweise die beste Zeit für einschlägige Lokale!
    Ku sagte ruhig: „Ich hab da immer so einen Vertragsentwurf in meiner Arschtasche, darin nagle ich meine Klienten fest, dass sie mir ihr Vermögen oder zumindest Teile desselben überschreiben müssen, falls sie bis zu einem gewissen Stichtag ihre Honorare bei mir nicht bezahlen können, und Ronnie kann mich schon lange nicht mehr bezahlen, bist du jetzt endlich bereit, dass wir uns anschauen? Ich muss dann wirklich dringend!“
    Ich war aber noch nicht bereit, mir seinen anzuschauen, stattdessen fragte ich: „Und der Idiot lässt sich das einfach gefallen?“
    Ku sagte: „Die Muschel, vor der ich stehe, gehört schon mir, weil mir schon die Hälfte des Lokals gehört, und auf die Muschel, vor der du stehst, habe ich Anspruch in vier Tagen, sollte er bis dahin nicht zahlen.“
    Wie ich immer sagte: Irgendwas machte der Kerl richtig!
    Ku weiter: „Unter seinem ganzen Leder- und Nietenzeugs ist er weich wie dünne Scheiße, ich kann mich vor ihn da draußen hinstellen, ihm die Zunge rausstrecken und ‚Du fetter Mongo!‘ zu ihm sagen, er wird es sich gefallen lassen, und weißt du noch, warum?“
    „Ja!“
    Ich spürte dann auch schon einen gewaltigen Druck, war aber noch immer nicht so weit, ihn mir anzuschauen, ich schindete noch etwas Zeit und fragte: „Aber was ist dann mein Honorar?“
    „Ich setze einen Vertrag auf, der dich zum Hälfteeigentümer meines Anteils macht, dabei denke ich durchaus egoistisch, denn ich bin vom Typ her vorausschauend und habe mir schon lange überlegt, dass du der richtige Mann für diese Art von Etablissement wärst.“
    In mir regte sich sofort der Unternehmergeist, ich malte den Laden im Geiste neu aus und freute mich auf eine anspruchsvolle neue Tätigkeit. So eine Nacktbar zu managen ist nämlich nur auf den ersten Blick eine einfache Sache, da muss alles stimmen, vor allem das Licht, sonst sieht man sofort die Cellulite am Arsch und die Speckfalten am Bauch der Mädchen. Herrgott! Wie ich Speckfalten und Cellulite beim Tabledance hasste!
    Aufgeregt fragte ich: „Es läuft also darauf hinaus, dass der Spinner seine Bude verliert und wir beide hier einziehen, meinst du das im Ernst?“
    „Perspektivisch ja. Und sobald du ein paar geile Mädels hierhergebracht hast, werden wir im Geld schwimmen! Aber zunächst geht es darum, dass du die Kleine findest. Schließlich will hier eine glückliche Familie miteinander Weihnachten feiern, und das sollten wir nicht gering schätzen.“
    Kurz war ich mir nicht ganz sicher, ob er das ernst meinte. Aber dann lachte er, und ich lachte auch, und dabei entspannten wir uns beide so weit, dass es nun endlich lief, und
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