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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise
Autoren: Manfred Rebhandl
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Mutter und ihren Quasten ekelte. Die einzigen Mütter, die ich schätzte, waren ja die MILFS aus MILFS Go Crazy oder MeetmoreMILFs.com , Mütter, die auch als Mütter noch aussahen wie normale Frauen und nicht wie … naja … verdammte Mütter.
    Im Wagen fragte mich Ku dann: „Wurdest du denn nie gestillt?“
    Ich sagte: „Meinst du jetzt mit Milch, oder was? Herrgott, nein! Sie haben mich gleich ins Heim gesteckt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass mit meiner Alten irgendwas nicht in Ordnung war, ihr Kopf, ihre Leber, irgendwas funktionierte bei der nicht richtig, ich weiß allerdings nicht mehr genau, was, ist alles so lange her. Aber ich war ihnen nicht böse, denn ich hab meine Alte nie vermisst, im Gegenteil, vielleicht bin ich ja deswegen so glücklich, weil ich keine Mutter hatte?“
    „Das kann sein“, meinte Ku. „Jedenfalls trägst du nicht die Bürde der Erinnerung an ihre Brüste, und deswegen kannst du jetzt unbelastet an Frauen herantreten und dir die aussuchen, die dir gefällt …“
    – „… und an der mir die Brüste gefallen!“ –
    „Ja, weil du nicht unbewusst dem Bild deiner Mutter hinterherläufst und immer sie ficken willst, wie dieser verdammte Ödipus, es sind nämlich immer die Mütter, die letztlich an allem schuld sind und dein Leben ruinieren, und da red’ ich jetzt noch gar nicht von Abarten wie italienischer Schwiegermutter oder so was.“
    Wir fuhren dann langsam hinter einem Schneepflug den Gürtel hinauf in Richtung Norden, hin und wieder schielte ich dabei zu Ku hinüber, der saß ganz ruhig und breitbeinig da und rauchte seinen Joint und erzählte mir von seiner Studie „Mutterbrust – Mehr Schaden als Nutzen“, mit der er es ganz nach oben schaffen wollte. Der Typ hatte etwas, was uns allen irgendwie fehlte – er ruhte in sich wie der Dotter im Ei. Und das machte mich selbst immer ein bisschen wurbelig, wenn einer so ruhig war.
    Das aus dem Räumfahrzeug ausströmende Streusalz hätte einen wie Lemmy sofort in andere Sphären geschossen, die Weihnachtsbeleuchtung und das ständige Hin und Her der Scheibenwischer taten das ihre, um eine Art psychedelische Stimmung in meinem Datsun zu erzeugen. Es war nicht wie Woodstock, das nicht, aber es war ähnlich, und wäre jetzt Jimi Hendrix da hinten in meinem Wagen gesessen, dann hätte es mich nicht überrascht, wenn er Hey Joe gesungen hätte.
    Ku packte einen sehr teuren Flachmann aus und reichte ihn an mich weiter, er fragte: „Was trinken?“
    Ich fragte: „Was?“
    Er sagte: „Schottische Brühe.“
    Unter keinen Umständen wollte ich ihm Ablehnung oder gar Zurückweisung zuteil werden lassen, also sagte ich: „Her damit!“
    Ich nahm einen ordentlichen Schluck, es war sogar erstklassige schottische Brühe, also fragte ich: „Woher hast du sie?“
    Er sagte: „Das ist ein Geschenk von einer meiner Klientinnen, die ich bei ihrem Alkoholentzug unterstützen durfte.“
    „Hat es denn geklappt?“
    „Nun ja, immerhin konnte ich sie dazu bringen, mir ihre Sammlung teuren schottischen Whiskys zu schenken und selbst auf billigen Tankstellenwodka umzusteigen, bei der Menge, die sie den ganzen Tag über in sich hineinschüttet, war dieser Whisky für sie die reinste Verschwendung.“
    Ich sagte: „Du bist ein echtes Ass, Ku.“
    Er sagte: „Ja, ich bin nicht schlecht. Soll ich dir jetzt weiter von Ronnie erzählen?“
    „Lass es raus.“
    „Er kam jedenfalls mit ganz viel Leder und Eisen am Körper zurück aus den USA, wohl, um eine schützende Mauer reiner Männlichkeit um seine verletzte Seele zu ziehen. Aber er blieb natürlich trotzdem dieser verweichlichte, lebensunfähige und vollkommen passive Fettsack, der eine unbändige Angst vor Frauen hatte. Um ihn einer endgültigen Heilung näherzubringen, hab ich ihm schließlich empfohlen, diese Tabledancebar zu kaufen, nachdem der Besitzer, der auch bei mir in Therapie gewesen war, sich den Schädel weggeschossen hatte, weil seine Mutter ihn jeden Tag hundert Mal angerufen und ihm gesagt hatte, dass er lieber zu Mutti kommen und ihren Apfelstrudel essen sollte anstatt es mit billigen Weibern zu treiben.“
    Verdammt! Solche Gespräche führt man auch nur im Winter, wenn die Heizung im Wagen gut aufgedreht ist. Wenn es draußen schön ist, dann lässt man das lieber bleiben, sitzt stattdessen im Garten herum und trinkt Bier.
    Darauf freute ich mich jetzt schon wieder.
    ***
    Ich parkte mich vor dem Texas Tabledance ein. Ein Maverick-Horn hing über dem Eingang,
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