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Dürre Beweise

Dürre Beweise

Titel: Dürre Beweise
Autoren: Manfred Rebhandl
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kleinen Gefallen tun und sprang hinaus an die frische Luft, holte das Heftchen aus dem Auto und schlich damit verschämt an Frl. Susi vorbei zurück zu Lemmy. Dort drückte ich es ihm in die Hand, aber weiter konnte und wollte ich ihm nicht helfen.
    Als ich wieder vor Frl. Susi stand, schob sie mir ihre Hand unter den Sweater und strich über die kleine Speckfalte, die mir während der letzten Wochen im Bett gewachsen war, und als ihre Hand weiter in meine Hose hineinfuhr, fragte sie: „Tragen Sie denn keine Unterhose?“
    Ich sagte: „Sie vielleicht?“
    Dann fing sie an, mich zu massieren, während sie an ihrem Bleistift knabberte, wir hörten Lemmy eifrig in seinem Kämmerchen stöhnen, und ich stöhnte mit. Hätte sie den Job bei Lemmy erledigt, dann wären wir schon längst wieder zuhause gewesen, aber mit der Hand fiel auch ihr bald nichts Neues mehr ein, also kniete sie sich einfach hin, und wir brauchten dann nicht mal ein Becherchen, um die Spende aufzufangen, denn sie hatte ja ihren Mund.
    Der Tag war somit schon jetzt einer der besten Wintertage, die ich je erlebt hatte. Daran konnte auch der dumpfe Knall nichts mehr ändern, den wir plötzlich aus Lemmys Kammer hörten. Wir eilten zu ihm, er war einfach umgefallen und lag auf dem Boden, das Becherchen war leer. Das gibt es ja öfter, dass ältere Herrschaften beim Sex den Löffel abgeben, etwas seltener passiert es in der Samenspenderklinik beim Wichsen.
    Ich fragte Frl. Susi: „Ist er tot?“
    Sie sagte: „Nein, ihm fehlt nur ein wenig die Substanz.“
    Sie zeigte mir dann, dass sie keinen großen Unterschied machte zwischen Marlon Brando (ich!) und Mickey Rooney (Lemmy!), sie kniete sich einfach hin, öffnete ihm die Lederjacke und fing an, ihn zu beatmen. Dabei hielt sie mir ihren herrlichen Arsch entgegen, was ich als Einladung missverstand. Weil wir schon so viel miteinander erlebt hatten, dachte ich nämlich: Lecker, da greifst du jetzt einfach mal hin! Aber kaum hatte ich Kontakt mit ihrem Arsch hergestellt, drosch sie mir ihren Ellenbogen mitten ins Gesicht und brach mir die Nase, und dann sagte sie wie Sister Slut in Slutty Nurses , wenn sie am Anfang des Films immer auf züchtig und hochgeschlossen machte: „Doch nicht im Dienst!“
    Nur dass es für mich als Laien so schwer zu erkennen war, wann genau sie im Dienst war und wann nicht.
    ***
    Wie ein altes Ehepaar nach einem richtig verregneten Cluburlaub, in dem rein gar nichts mehr lief, schwiegen Lemmy und ich uns an, als wir dann von der Klinik wieder zurück Richtung Heimat fuhren. Worüber auch reden, wenn der andere gerade beim Wichsen kollabiert war und man selbst ein Pflaster über der gebrochenen Nase hatte, die höllisch wehtat? Wenigstens hatte Frl. Susi auch mich noch verarztet, nachdem sie Lemmy wieder ins Leben zurückgeholt hatte, also gab es immerhin keinen Grund zur Eifersucht, auch wenn Lemmy darauf bestand: „Sie hat mich geküsst!“
    „Nein, sie hat dich beatmet!“
    Er wollte jetzt nur noch nach Hause und sich was ganz Hartes einwerfen, und dann wollte er sterben, weil er sich so furchtbar schämte. Aber das hätte wieder nur Arbeit für mich bedeutet, wenn die ganzen Spinner, die zu ihm ins Quattro Stazzione kamen, um sich was von seinem guten Gras zu holen, dann bei mir anläuteten und mich mit „He, was hast du, wie ist der Preis?“ volllaberten.
    Lieber entwarf ich im Kopf ein „Wiederaufbauprogramm Lemmy“, so eine Art Marshallplan, der ihm die nötige Substanz zurückgeben sollte: Das Hauptquartier würden wir in Jolandas Hard & Heavy aufschlagen, um ihn mit reichlich Kohlenhydraten und Fett wieder in die Spur zurückzubringen, und wenn er nicht pünktlich um 12 Uhr mittags bei ihr in der Wirtsstube sitzen würde, dann sollte sie mich anrufen und ich würde ihm das Zeug persönlich hineinstopfen, Sauce mit Nudeln, Gulasch mit Nudeln, alles was gut und nahrhaft war, mit Nudeln.
    Aber Lemmy war überhaupt nicht der Nudel-Typ. Er hing jetzt neben mir in seinem Sitz wie der Hingenagelte am Kreuz, der die Welt nicht mehr retten konnte, zog an seinem Joint und vergaß dabei fast auszuatmen, so sehr beschäftige ihn seine Niederlage, und endlich seufzte er: „Ich bring’s einfach überhaupt nicht mehr.“
    Ich sagte: „Das hab ich gesehen.“
    „Weiß du, was ich brauche? Ich brauch einfach mal wieder richtig gutes Speed!“
    Seine Augen waren dabei auf Advent gestellt, mit ganz viel Hoffnung drin, also fragte ich: „Soll das dein Brief ans Christkind
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