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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben
Autoren: S Elkeles
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auf den linken Arm. Das Adrenalin schießt durch meinen Körper, als ich den Gruß erwidere. Dann werfe ich mein Motorrad an. Wenn sie unbedingt ein brutales Gangmitglied sehen wollen, sollen sie eins bekommen. Manchmal bin ich selbst überrascht, wie gut mir das gelingt.
    »Alex, warte«, ruft eine vertraute weibliche Stimme.
    Carmen Sanchez, meine Nachbarin und Ex-Freundin, rennt auf mich zu.
    »Hey, Carmen«, brumme ich.
    »Nimmst du mich mit zur Schule?«
    Ihr kurzer schwarzer Rock bedeckt nur einen Bruchteil ihrer unglaublichen Beine und ihr T-Shirt sitzt so eng, dass es ihre kleinen aber festen chichis betont. Früher hätte ich alles für sie getan, aber das war, bevor ich sie mit einem anderen im Bett erwischt habe. In einem Auto, um genau zu sein. Und zwar diesen Sommer.
    »Komm schon, Alex. Ich verspreche auch, nicht zu beißen … außer du bittest mich darum.«
    Carmen ist meine Latino-Blood-Schwester. Ob wir ein Paar sind oder nicht, spielt keine Rolle, wir können uns trotzdem aufeinander verlassen. Das ist das Gesetz, nach dem wir leben. »Steig auf«, sage ich.
    Carmen schwingt sich auf mein Motorrad und platziert selbstbewusst ihre Hände auf meinen Hüften, während sie sich gleichzeitig an meinen Rücken schmiegt. Es zeigt nicht die Wirkung, die sie sich anscheinend erhofft hat. Was glaubt sie denn?
Dass ich die Vergangenheit so einfach vergesse? Auf keinen Fall. Meine Vergangenheit macht mich zu dem, der ich bin.
    Ich versuche, mich ganz auf mein letztes Jahr an der Fairfield zu konzentrieren, auf das Hier und Jetzt. Das ist verdammt schwer, denn auf mich wartet nach dem Abschluss eine Zukunft, die genauso verkorkst ist wie meine Vergangenheit.

3
    Brittany
    »Guck mal, wie bescheuert sich mein Haar kräuselt, Sierra. Jedes Mal, wenn ich das Verdeck von dieser blöden Karre aufmache, verwandelt sich meine Frisur in einen verdammten Wischmopp«, sagte ich zu meiner besten Freundin, während wir die Vine Street in meinem neuen silberfarbenen Cabrio Richtung Fairfield High entlangbrausen.
    Das richtige Auftreten ist entscheidend. Meine Eltern haben mir das Motto eingebläut, das mein Leben bestimmt. Nur aus diesem Grund habe ich nicht gegen den protzigen BMW protestiert, als mein Dad ihn mir vor zwei Wochen zum Geburtstag geschenkt hat.
    »Wir leben eine halbe Stunde von der Windy City entfernt«, sagt Sierra und hält eine Hand in den Fahrtwind. »Chicago ist nicht gerade für sein gemäßigtes Klima bekannt. Außerdem siehst du mit deinen prachtvollen Locken wie eine blonde griechische Göttin aus, Brit. Du bist nur nervös, weil du gleich Colin wiedersiehst.«
    Mein Blick wandert zu dem herzförmigen Foto von Colin und mir, das ich am Armaturenbrett befestigt habe. »Ein Sommer ohne den anderen kann alles verändern.«
    »Die Liebe wächst mit der Entfernung«, entgegnet Sierra wie aus der Pistole geschossen. »Du bist die Erste Cheerleaderin und er ist Kapitän des Footballteams. Ihr zwei gehört einfach
zusammen, wenn die Welt nicht aus den Fugen geraten soll.«
    Colin hat ein paar Mal von der Hütte seiner Eltern aus angerufen, in der er den Sommer mit einer Handvoll Freunden verbracht hat, aber ich habe keinen Schimmer, wie es um unsere Beziehung steht. Er ist erst gestern Abend zurückgekommen.
    »Ich liebe deine Jeans«, sagt Sierra und mustert meine verblichene Brazilian Jeans. »Ich werde sie mir ausborgen, bevor du Mississippi sagen kannst.«
    »Meine Mom hasst sie«, erzähle ich ihr. An einer roten Ampel fahre ich mir durch die Haare, versuche vergeblich meine blonde Mähne zu bändigen. »Sie meint, sie sähe aus, als hätte ich sie in einem Second-Hand-Laden gekauft.«
    »Hast du ihr nicht gesagt, dass Vintage jetzt in ist?«
    »Als ob sie so was interessieren würde. Sie hat ja kaum hingehört, als ich sie nach der neuen Pflegerin gefragt habe.«
    Niemand versteht, was bei mir zu Hause los ist. Gott sei Dank habe ich Sierra. Sie versteht vielleicht nicht alles, aber sie weiß genug, um mir zuzuhören und mein Privatleben für sich zu behalten. Abgesehen von Colin ist Sierra bis jetzt die Einzige, die meine Schwester kennengelernt hat.
    Sierra wirft einen Blick in mein CD-Etui. »Was ist aus der letzten Pflegerin geworden?«
    »Shelley hat ihr ein Büschel Haare ausgerissen.«
    »Autsch.«
    Ich biege auf den Schulparkplatz. In Gedanken bin ich immer noch mehr bei meiner Schwester als auf der Straße. Mit quietschenden Reifen komme ich in letzter Sekunde zum Stehen – fast hätte ich
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