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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch
Autoren: Ellen Berg
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präsentieren, das ich als zukunftsweisend für meine künftige Arbeit betrachte. Hierzu bitte ich Frau Eva-Maria Wuttke aufs Podium.«
    Evis Herzschlag setzte aus. Beatrice musste sie anstoßen, damit sie sich fing. Dann ging sie nach vorn, dorthin, wo noch ein Platz auf dem Podium frei war: zwischen Katharina und Horst.
    Vollkommen perplex starrte Werner sie an. Hans-Hermann versteinerte. Eine Reihe dahinter entdeckte Evi Amelie Hoffner, die ihr dankbar zulächelte.
    »Frau Wuttke?« Aufmunternd nickte Katharina Evi zu.
    »Nun«, Evi schluckte, »ich bin es nicht gewohnt, Reden zu halten. Für gewöhnlich halte ich mich im Hintergrund. Aber ich habe Ihnen etwas zu sagen. Schon lange bewundere ich die Arbeit von Frau Dr. Severin, besonders das, was sie für die Frauen tut.«
    Sie sah Amelie Hoffner an. »Frauen haben es trotz der Emanzipation immer noch schwer. Besonders verlassene, betrogene und misshandelte Frauen. Deshalb haben mein Mann Werner Wuttke und ich uns entschlossen, eine Stiftung zu gründen. Die Werner-Wuttke-Gedächtnis-Foundation.«
    Werner fiel die Kinnlade herunter.
    »Schirmherrin dieser Organisation wird die künftige Familienministerin sein«, ergänzte Evi. »Darf ich Ihnen bei der Gelegenheit zu Ihrem neuen Job gratulieren?«
    Katharinas blasses Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Vielen Dank, Frau Wuttke. Auch für das Haus in Kleinmalchowthal,das demnächst in ein Heim für alleinerziehende Mütter umgebaut wird. Die Spenderin möchte nicht genannt werden, identifiziert sich jedoch voll und ganz mit den Zielen der Stiftung.«
    Evi spähte in die erste Reihe. Hans-Hermann stand kurz vor einem Kollaps. Mit wutverzerrtem Gesicht packte er Beatrice am Arm. Doch Beatrice schüttelte ihn ab wie ein lästiges Insekt.
    Auch Katharina war die kleine Szene nicht entgangen. Sie lächelte fein. »Und mein allerherzlichster Dank gilt natürlich ebenso Werner Wuttke, der sein gesamtes Vermögen der neuen Stiftung zur Verfügung gestellt hat.«
    Werner rutschte fast vom Stuhl. Mit schmerzverzerrter Miene griff er sich an den Bauch. »Mein gesamtes Vermögen? Um Gottes willen! Nein! Nein!«, ächzte er. Niemand hörte es in dem tosenden Applaus. Einzelne Bravorufe mischten sich in das Getöse. Die Fotografen, die vor dem Podium auf der Lauer gelegen hatten, drehten sich um und hielten ihre Kameras auf Werner.
    Beatrice legte ihm einen Arm um die Schulter. »Klappe halten und lächeln, oder du bist mausetot.«
     
    Die Sanitäter waren schnell. Nachdem der Saal sich geleert hatte, verfrachteten sie Werner auf eine Liege. Er konnte kaum sprechen, nur ein paar wilde Flüche sickerten zwischen seinen blutleeren Lippen hervor.
    Während er festgeschnallt wurde, beugte sich Evi über ihn. »Geht es dir nicht gut, Schnuffelbär?«
    »Schlampe, Miststück«, zischte er, unhörbar für die wenigen Journalisten, die übriggeblieben waren und nun ebenfalls den Saal verließen.
    »Gibt’s den auch in nett?«, fragte Beatrice grinsend. »Der ist ja emotional total entkernt!«
    Katharina gab draußen Interviews, Hans-Hermann hatte sich tobend davongemacht. Aber Beatrice war bei Evi geblieben. Wer konnte schon wissen, wozu der gute Werner fähig war? Wenigstens konnte er sich nicht mehr bewegen, denn die Sanitäter verstanden ihr Handwerk.
    Evi lächelte huldvoll auf Werner herab. »In den vielen dunklen Stunden, als du im Krankenhaus darbtest und ich um dein Leben bangte, habe ich nachgedacht.«
    Er lachte unfroh auf. »Nachgedacht? Dafür bist du doch viel zu behämmert.« Er sah Beatrice an. »Als Hausfrau top, ein Brüller im Bett, aber sonst …«
    »Ich fass es nicht!« Beatrice schnaubte vor Entrüstung. »Wer hat dem denn die Birne weichgeföhnt? Manche schlafen sich hoch, andere heiraten sich runter. Und du, Evi, hast eindeutig die zweite Variante gewählt.«
    Evi schickte die Sanitäter hinaus, bevor sie weitersprach. »Danke, Schnuffelbär. Immer charmant. Nun, was soll werden?, dachte ich. Was soll ich tun?« Sie sah zur Decke des Saals, als könnte sie von dort eine Eingebung empfangen. »Zunächst habe ich mir einen Überblick verschafft über unser nicht unbeträchtliches Vermögen.«
    Werner stöhnte auf. »Was?«
    »Und da es so aussah, als ob du für immer die Augen schließen würdest, habe ich getan, was das Beste ist. Als Erstes habe ich den Porsche auf mich überschreiben lassen. Dann das Haus.«
    Werner zerrte an den Gurten der Liege. »Hast du nicht!«
    »Aber sicher doch«, erklärte Evi.
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