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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch
Autoren: Ellen Berg
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wie er dich in diese verdammte Klinik geschickt hat«, sagte Beatrice kalt. »Knall ihm die volle Packung vor den Latz. Ready to rock ’n’ roll?«
    Ohne zu klopfen, betrat sie das Vorzimmer des Ministers. Das Büro war unpersönlich wie ein Operationssaal. Ein Schreibtisch, ein Stuhl, ein Aktenschrank. Streifig fiel das Tageslicht durch herabgelassene Jalousien.
    Die Sekretärin sah von ihrem Laptop auf und musterte irritiert die drei Frauen. »Oh, Frau Dr. Severin. Leider kommen Sie ungelegen. Sie müssen sich etwas gedulden, Herr Dr. Hoffner hat einen Gast.«
    »Irrtum, Frau Liebenthal, Dr. Hoffner erwartet uns schon«, sagte Katharina.
    Ungerührt lenkte sie ihre Schritte zu der Tür, hinter der sich das Büro des Familienministers befand.
    »Frau Dr. Severin!« Mit aufgerissenen Augen sah die Sekretärin ihr hinterher.
    »Morgen, die Herren«, begrüßte Katharina die beiden Männer, die in angeregtem Gespräch auf einer hellblauen Couch saßen.
    Horst Hoffner wirkte alles andere als erfreut. »Was hat das zu bedeuten? Sie können hier nicht einfach reinplatzen, Frau Dr. Severin. Und was wollen Ihre, äh, Frauenbeauftragten hier?«
    »Die Gleichstellung der Frau befördern«, erwiderte Beatrice. Sie fixierte den Besucher. »Und Abmarsch, Süßer. Du hast drei Sekunden. Sonst erinnere ich mich an meinen Selbstverteidigungskurs. Der erste Tritt geht übrigens immer in die Kronjuwelen. Falls du weißt, was ich meine.«
    Wie sprach Beatrice denn auf einmal? Evi traute ihren Ohren nicht. So hatte sie ihre Freundin noch nie erlebt. Beatrice musste wirklich eine Mordswut haben.
    »W-wir w-waren ohnehin am Ende unseres G-gesprächs«, stammelte der Besucher. Mit einem ängstlichen Blick auf seinen Gastgeber erhob er sich und eilte aus dem Büro.
    Sogleich erschien die Sekretärin im Türrahmen. »Herr Minister? Stimmt was nicht? Soll ich den Sicherheitsdienst rufen?«
    »Raus!«, brüllte Horst Hoffner.
    Krachend fiel die Tür zu.
    »Sind Sie völlig verrückt geworden?« Mit hochrotem Kopf starrte Horst Hoffner Beatrice an. »Das war der Cheflobbyist der deutschen Pharmaindustrie! Unser wichtigster Partner für das familienfreundliche Gesundheitspaket! Frau Dr. Severin, das gibt eine saftige Abmahnung. Ich werde umgehend dafür sorgen, dass …«
    »Dazu wird es nicht mehr kommen«, unterbrach Katharina ihn. »Du bist angezählt, schon vergessen? Oder denkst du, dass dieser Brief sich in Luft auflöst?«
    Er zuckte zusammen, als sie ihn duzte. »Ach das.« Unbehaglich sah er zu Evi und Beatrice. »Das hatten wir doch geklärt.«
    Er stand auf und legte Katharina begütigend eine Hand auf die Schulter. »Am besten erzählen wir es gleich deinen neuen Mitarbeiterinnen. Sehen Sie …« Er kreuzte theatralisch die Arme vor der Brust. »Der Mensch ist schlecht. Ein Erpresserbrief erreichte mich heute Morgen. Eine elende Stümperei, aber nicht ungefährlich. Frau Dr. Severin übernimmt die volle Verantwortung. Sie wird morgen zurücktreten.«
    Jetzt wurde es Evi zu viel. Dieser heuchlerische Hoffner soll sich doch gehackt legen, dachte sie. Der merkt ja gar nichts mehr! Ganz gerade machte sie sich. Dann legte sie los.
    »Nun hören Sie mal gut zu, Sie Horst! Oder soll ich lieber ›Fröschchen‹ sagen?« Wieder zuckte Hoffner zusammen.
    »Sumpfkröte wäre angemessener«, knurrte Beatrice.
    »Ich kenne Sie nur aus dem Fernsehen«, rief Evi. »Aber nach allem, was ich über Sie weiß, sind Sie das armseligste Häufchen Sondermüll, das diese Bude je gesehen hat.«
    »Katharina, was soll das?«, schrie der Minister. »Bring sie zum Schweigen. Wie diesen elenden Schreiberling von der
Spreezeitung
. Den hast du doch hoffentlich schon um den Finger gewickelt, oder? Mit deinem sprichwörtlichen« – er spuckte das Wort förmlich aus – »Charme! Oder sollte ich besser sagen: mit deiner raffinierten Verführungskunst?«
    In Evi tobte ein Sturm. Das war einfach gemein. Amelie Hoffner fiel ihr wieder ein. Wie konnten Männer so brutal sein?
    »Nicht nur, dass Sie Katharina eine Affäre aufgezwungen haben«, stieß sie voller Abscheu hervor. »Nicht nur, dass Sievöllig ahnungslos sind, wie man eine Frau im Bett glücklich macht. Sie haben ein Kind getötet! Ihr eigenes Kind!«
    Das war bei weitem zu viel Input für den Herrn Minister. »Was?«, bellte er. »Was? Was? Wovon reden Sie?«
    »Du hast sie schon richtig verstanden«, sagte Katharina. Sie war auf einmal die Ruhe selbst. »Es ist vorbei. Ich war es, die eine Kamera am
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