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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch
Autoren: Ellen Berg
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Evi Robert zu.
    »Auf Ihre Verantwortung. Wenn Sie dann mal bitte die Entlassungspapiere unterschreiben würden?« Robert hielt seinem Patienten ein eng bedrucktes Schriftstück und einen Kugelschreiber hin. »Das ist nur zur Absicherung. Weil Sie vorzeitig entlassen werden wollten. Normalerweise hätten wir Sie noch eine weitere Woche hierbehalten.«
    »Her mit dem Schrieb«, murmelte Werner und setzte seine Unterschrift darauf. »Und jetzt ab durch die Mitte. Hab genug Zeit in dieser elenden Absteige verplempert.«
    »Selbstverständlich, Schnuffelbär«, sagte Evi. Sie zwinkerte Robert zu. »Und verbindlichsten Dank, Herr Professor. Siewaren mir eine unentbehrliche Stütze.« Verträumt streifte ihr Blick die Tür des Badezimmers.
    »Gern geschehen«, erwiderte Robert.
    »Jetzt ist aber gut mit dem Gesäusel. War bestimmt teuer genug, das Ganze!« Werner zog seinen Mantel an. »Ich hoffe doch, dass wir uns nie wiedersehen.«
    Robert lächelte. »Das hoffe ich auch.«
    Während der gesamten Heimfahrt schimpfte Werner auf die »verdammte Quacksalberanstalt«, wie er sich ausdrückte. Evi störte es nicht im Geringsten. Sie kommentierte seine Ausfälle nur mit eingestreuten »Achs« und »Ohs«. Werner schwitzte. Es war ein ungewöhnlich heißer Tag, doch über eine Klimaanlage verfügte das Auto nicht. Mit Bedacht hatte Evi den roten Kleinwagen gewählt, um Werner abzuholen. Er sollte keinerlei Verdacht schöpfen, dass sich irgendetwas in Evis Leben geändert haben könnte.
    Zu Hause angekommen, schleppte Werner sich ins Wohnzimmer. »Cognac«, befahl er. »Und ’ne Zigarre.«
    Evi protestierte nicht. »Kommt sogleich, Schnuffelbär«, hauchte sie.
    Als Werner paffend auf der Couch saß und seinen Cognac trank, schmiegte sie sich an ihn. Sie hatte sich auch ein Glas eingeschenkt, und das nicht ohne Grund. Jetzt brach das schwierigste Kapitel ihrer Rache an. Aber es musste sein. Werner sollte sie schließlich vermissen, wenn sie ihn für immer aus ihrem Leben entfernte. So richtig vermissen.
    »Prost«, sagte sie. »Auf uns.«
    Werner verzog den Mund. »Es ist neun Uhr morgens. Da trinkst du doch nie Alkohol.«
    »Ist eben ein Festtag«, versicherte Evi. »Und den sollten wir gebührend feiern.« Sie probierte von dem Cognac, dergrässlich schmeckte. Werner füllte immer irgendwelchen Discounterfusel in die Markenflaschen. Todesmutig kippte sie den gesamten Inhalt des Glases herunter.
    »Was verstehst du denn so unter feiern?«, brummte Werner.
    Evi öffnete den obersten Knopf ihres Hemdblusenkleids. »Sollten wir nicht da weitermachen, wo wir aufgehört haben?« Sie deutete auf den schwarzen Spitzen-BH, den sie darunter trug.
    »Na hallo, da wird Vati wieder jung!«, begeisterte sich Werner. »Dann schieben wir doch mal ein geiles Nümmerchen! Ab ins Schlafzimmer!«
    Die Angelegenheit dauerte zum Glück nicht lange. Nach, freundlich geschätzt, zweieinhalb Minuten ließ sich Werner stöhnend zur Seite plumpsen.
    »Ah«, grunzte er. »Supernummer. Mensch, du kleine Stute, ich bin echt in Form, was? Dein Werner bringt es immer noch! Das sollten wir jetzt öfter machen.«
    »Machen wir, Schnuffelbär«, flötete Evi. »Machen wir.«
    Dann ging sie ins Badezimmer und ließ heißes Wasser in die Wanne. Sie hätte Jahre gebraucht, um sich den klebrigen Werner von der Haut zu schrubben. Doch plötzlich standen die Jungen vor ihr.
    »Papa ist wieder da«, sagte Sven bestürzt.
    Kalli schob die Unterlippe vor. »Er hat uns ausgeschimpft, weil wir unsere Freunde mitgebracht haben.«
    Evi rutschte etwas tiefer in die Wanne, bis ihr Körper von Seifenschaum bedeckt war. »Wieso seid ihr nicht in der Schule?«
    »Hitzefrei«, antwortete Sven. »Ist jetzt etwa alles wieder wie früher? Haustyrann reloaded, oder was?«
    Evi nahm eine Handvoll Schaum und zerdrückte ihn. »Früher ist vorbei. Macht euch keine Sorgen.« Tja, wie sag ich’s meinen Kindern?, dachte sie. Aber es war wohl besser, wenn sie die Jungen gleich jetzt auf die kommenden Ereignisse vorbereitete.
    »Was würdet ihr davon halten, wenn Papa für eine Weile woanders wohnen würde? Ihr könnt ihn natürlich sehen, sooft ihr wollt.«
    »Kein Bedarf«, sagte Sven. »Papa meckert doch sowieso immer nur rum. Ich bin froh, wenn er verschwindet. Und du bist auch ganz anders ohne ihn.«
    »Stimmt«, bekräftigte Kalli.
    »Anders? Wie denn?«
    Sven grinste. »Die tollste Mami der Welt.« Kalli nickte.
    Evi ließ sich jedes Wort auf der Zunge zergehen. Die tollste Mami der
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