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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
Autoren: Bettina L'Habitant
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Seltenheit. Die Arbeit wird häufig ohne Freude erledigt. Der Verdienst ist knapp, die gegenseitige Wertschätzung gering, Anerkennung für erbrachte Leistung gibt es selten. Ein Lob wird meist nur zum Manipulieren genutzt: »So toll, wie Sie das machen, Frau Meier, kann das hier keiner. Können Sie das hier nicht auch noch bis morgen erledigen?«
    Ob einer viel oder wenig Eigenleistung erbringt, ist eher nebensächlich, der eine mag sich nicht für »die da oben« kaputt schuften, der andere lässt sich die Arbeit aufs Auge drücken und rackert sich für drei ab, ohne dass es sich auf seinem Gehaltskonto auswirken würde. Mit zunehmendem Aufstieg auf der Karriereleiter kann hier und da einer dem ganzen Hickhack entfliehen und sich eitel darin sonnen, doch etwas Besseres zu sein. Dafür muss er heutzutage nicht zwingend etwas können, er muss in erster Linie gut wirken und sich zu verkaufen wissen. Er muss die Karriereleiter lediglich so erklimmen, dass er Konkurrenten »wegbeißen« kann, ohne an öffentlicher Reputation einzubüßen. Dabei hilft ihm ein cooles, lockeres Auftreten. Konflikte werden über andere ausgetragen, um nicht das eigene Image zu gefährden. Der erfolgreiche Karrierist wird in erster Linie seine Fähigkeiten als guter »Schachspieler« unter Beweis stellen: Indem er seine Mitmenschen als Schachfiguren benutzt und gegeneinander antreten lässt, sichert er sich seine Pfründe als glorreicher Dritter, wir kennen doch alle das Sprichwort »Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte«.
    Was an menschlichen Werten dabei zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss, sind der Respekt, die Achtung und die
Wertschätzung für den anderen. Jegliche Art menschlicher Beziehung am Arbeitsplatz muss auf Beziehungslosigkeit ausgerichtet werden, denn Beziehung verpflichtet: Wer könnte sonst morgens noch unbeschwert in den Spiegel schauen, wenn sein Gewissen ihn daran erinnern würde, mit welch unlauteren Methoden er menschliche Würde verletzt hat, nur um selbst weiterzukommen! Auch muss der Aufstrebende für die notwendige Distanz sorgen, damit er sich die Mitarbeiter besser vom Hals halten und ihm niemand am Stuhlbein sägen kann, denn die Nachrücker lauern an allen Ecken und warten nur auf ihren Moment.
    Dass dieses emotional kalte Verhalten mit ins Privatleben getragen wird, verwundert nicht. Wer unter Karriere versteht, andere aus dem Weg zu räumen, verliert die Würde, begräbt sein Gewissen und stumpft gegenüber seinen Mitmenschen ab. Dummerweise scheint dieses Menschenbild zum nachahmenswerten Vorbild geworden zu sein: Je aalglatter die Fassade, je empfindungsloser der Mensch und je nichtssagender seine Sprüche sind, desto wichtiger wird man wohl.
    Bringen wir gedanklich nun dieses ungünstige Arbeitsumfeld mit der soeben dargestellten positiven Orchesteratmosphäre in Zusammenhang: Was glauben Sie, zu welchen Ergebnissen das Ensemble unter den geschilderten Arbeitsalltagsbedingungen überhaupt noch käme? Und welchen Erfolg könnte dagegen ein Unternehmen für sich verbuchen, wenn die Arbeitnehmer ein Berufsleben unter den beschriebenen »Orchesterbedingungen« vorfänden?
    Soziales Miteinander in der Schule
    Last but not least beenden wir unsere Gedankenreise, indem wir uns wieder in eine Alltagssituation im Klassenzimmer begeben – als ein Schüler unter vielen: Abhängig von den verschiedenen Chefs, genannt »Lehrer«, sitzen wir mehr
oder weniger unsere kostbare Lebenszeit ab. Schule bedeutet für Kinder und Jugendliche heute vor allem Langeweile, Sinnlosigkeit, vergeudete Lebenszeit.
    Im schlimmsten Fall auch Angst, Demütigung und
    Entwürdigung.
    Selbstredend finden wir dort wenig von den im Swing-orchester gelebten Werten wie Begeisterung, Talentförderung, persönliches Wachstum, gegenseitige Wertschätzung, Ideenreichtum, Kreativität, Spaß und Lachen. Sondern stattdessen lähmende Angst und Frustration.
    Die Schule ist ein Abziehbild unserer Gesellschaft. Sie gaukelt uns vor: Je passgenauer sich der Einzelne in die Gemeinschaft integriert, umso besser. Konkurrenz läuft in unseren Schulen zwar schon genauso ungesund ab wie in der späteren Arbeitswelt – jedoch noch viel verdeckter. Schule gaukelt das Traumbild einer harmonischen Schafherde vor, in der Angepasstheit, Einmütigkeit und Gleichheit wertbestimmend sind. Außenseiter werden durch Manipulation und Anpassungsdruck auf die richtige Spur gebracht. An allen Ecken und Enden wird subtiler Druck ausgeübt, um jedes
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