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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
Autoren: Bettina L'Habitant
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mit großen Defiziten in den Schlüsselqualifikationen des 21. Jahrhunderts produziert?

    Betrachten wir nun die Aussage, dass Schule aufs Leben vorbereiten soll, einmal aus dem Blickwinkel des gesellschaftlichen Eingliederungsprozesses. Dann drängt sich die Frage auf, ob wir tatsächlich eine Gesellschaft voller Duckmäuser auf der einen und gewissenloser Ellbogenkämpfer auf der anderen Seite anstreben? Denn in dieser Hinsicht leistet Schule leider hervorragende Arbeit.
    Welche Werte Schule heute vermittelt
    In regelmäßigen Abständen wird in den Medien ein Bild der Jugend gezeichnet, das an Trostlosigkeit kaum noch zu überbieten ist. Es wird beklagt, dass sich junge Menschen heute kaum noch politisch engagierten, sich erst gar nicht für Ideale einsetzten und nicht dafür kämpfen würden und sich je nach Bedürfnislage ihren individuellen Wertecocktail mixten. Auch die Vorbilder fehlen, woraus eine Wertebeliebigkeit resultiert. Traditionelle Grundwerte wie Glaubwürdigkeit und Verantwortung scheinen wegzubrechen.
    Nicht zuletzt zeigte das rigorose Managergebaren in der jüngsten Wirtschafts- und Finanzkrise den Heranwachsenden, dass es im Leben weniger auf Ehrlichkeit und Ethik denn auf rücksichtslose Selbstbedienung und mangelnde Integrität ankommt. Nicht die ehrbare Leistung siegt, sondern Skrupellosigkeit. Nicht Bildung und Fleiß werden belohnt, sondern Mittelmaß und quotenträchtige PR.
    Was sind also die neuen Werte, mit denen sich die Jugend identifiziert? In erster Linie sind es Geldwert und Erfolg. Natürlich will auch jeder nett behandelt werden, woraus jetzt allerdings bitteschön keine gegenseitige Verpflichtung abgeleitet werden möge. Aber dürfen wir uns darüber wundern? Ich denke nicht! Schließlich wird in Deutschland seit vielen Jahren unter hohen Einschaltquoten der Supertrottel gesucht und ausgezeichnet. Leistung wird nur bewundert, wenn
jemand eine Billardkugel schlucken und auswürgen kann. Stars und Sternchen müssen nicht mehr aufweisen als getunte Lippen, volle Kleiderschränke und perfekt gemeißelte Körper. Mode, Lifestyle und Sixpack sind zum Inbegriff des Lebenssinns geworden. Mehr denn je brauchen wir verbindliche Werte und Tugenden, um die Gesellschaft zusammenzuhalten. Sie können nicht verordnet, sie müssen gelebt werden. Heranwachsende beziehen in hohem Maße ihre Werte und Normen aus dem TV-Grauen, genannt Privatfernsehen. Doch sie brauchen reale Vorbilder, Eltern, die sich ihrer Erziehungsaufgabe stellen, und eine Schule, die ihren Bildungsauftrag nicht auf bloße abstrakte Wissensvermittlung beschränkt, sondern auch Selbstreflexion schult und Werte vermittelt.
    Damit der gesellschaftliche Eingliederungsprozess gelingen kann, brauchen junge Menschen ein stimmiges Weltbild, welches ihnen die Erwachsenen vorleben müssen. Doch genau das geschieht unzureichend, denn das macht Arbeit, schafft Konflikte, ist unbequem. Dass ein junger Mensch heute nicht einmal mehr »danke« sagen mag, ist meiner Ansicht nach das Ergebnis des antiautoritären und egoistischen Erziehungsverhaltens einer 68er-Generation, die den Nachwuchs in Watte hüllte, weil sie nicht nur das Beste fürs Kind wollte, sondern in erster Linie auch für sich selbst. Mit dem Resultat müssen wir uns heute alle auseinandersetzen, Tyrannen, die nun ihrerseits die Erwachsenen herumkommandieren und nicht erfahren haben, dass die persönliche Freiheit des Einzelnen da endet, wo die des Nächsten beginnt. Und weil viele Eltern, mittlerweile selbst schon Nachwuchs der 68er-Generation, ihrer Erziehungsverpflichtung nicht ausreichend nachkommen, weil sie es schlicht nie anders kennengelernt haben, schiebt man den Schwarzen Peter der Schule zu. Die Lehrer machen es halt nicht richtig! Aber ein Lehrer kann diese Arbeit niemals allein leisten. Denn wenn er seine Ideale von
Demokratieverständnis, gegenseitiger Akzeptanz, respektvollem Miteinander, Achtung vor der Würde des anderen, Fürsorglichkeit, Hilfsbereitschaft, Verlass auf Gerechtigkeit im Unterricht zur Anwendung bringen möchte, dann wird er auch immer Führung übernehmen und sich durchsetzen müssen. Er muss wissen und zeigen, wo es lang geht. Das ist der Moment, in dem er dann sofort gekränkte Eltern auf der Matte stehen hat, die ihm vorwerfen, er würde die Individualität des Nachwuchses zu wenig berücksichtigen. Da reichen zwei Mütter pro Klasse, um einen gestandenen Pädagogen dermaßen zu mobben, dass er die Schulaufsicht an den Hals bekommt, nur
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