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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
Autoren: Bettina L'Habitant
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halten, ein Selbstbild zu kommunizieren, mit Neugier eigene Grenzen auszutesten, eine eigene Meinung zu vertreten, konstruktive Kritik zu üben, einem Menschen gedanklich zu folgen. Schüler wissen keine Antwort auf die Fragen: Wer bin ich, was kann ich, was will ich? Wie erreiche ich das, was muss ich dafür tun? Nicht etwa, weil sie zu dumm dafür wären, sondern weil es schlicht und ergreifend nicht mit ihnen trainiert wird.
    Sich zu entdecken braucht Zeit, Geduld, Übung und einen wertschätzenden Rahmen. Dafür scheint mir Schule ein geradezu idealer Ort zu sein! Hier könnten junge Menschen beim Lernen etwas über sich herausfinden und entdecken, denn jeder Schüler ist wissbegierig, lernwillig und neugierig. Doch das reale Bild ist ein trostloses. Wir sehen, wie unzureichend Schüler an sich glauben. Wir erleben, dass sie Angst vor Fehlern und keine Lust zum Lernen haben. Sie haben Angst, dass man sich über sie lustig macht, sie für doof hält, Angst davor, nicht dazuzugehören. Wie soll denn in solch einer Atmosphäre der Mensch wachsen können?

    Aber mit Persönlichkeitsbildung kann gar nicht früh genug begonnen werden. Eine Persönlichkeit formt sich ganz automatisch, und sie wird in ihrer Gesamtheit immer dann gestärkt, wenn sie eigenständige und wertfreie Lernerfahrungen machen und sich ausprobieren kann. Es ist wie mit dem Laufenlernen: Man läuft, fällt hin, steht auf, läuft weiter, fällt hin, steht wieder auf ... und eines Tages klappt es. Immer, wenn ein Mensch sich etwas selbst erarbeiten darf, kann er voller Stolz auf seine Errungenschaften blicken.
    Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen.
    (Aristoteles)
    Und was tut Schule? Sie dirigiert den Lernprozess. Einem Heranwachsenden, dem man keine Eigenständigkeit zumutet, dem wird die Hilflosigkeit in die Wiege gelegt. Kein Mensch muss zum Lernen animiert werden. Lernen vollzieht sich automatisch, wird nur durch Reglementierung und Lobhudelei behindert. Deshalb muss Schule ein Ort werden, an dem der Schüler ermutigt wird: Er muss erfahren, dass er an den Herausforderungen wächst und dass es sich folglich lohnt, Frustrationen auszuhalten. Erst dann kann er sich zu einer starken Persönlichkeit entwickeln. Mehr denn je brauchen junge Menschen wieder den Mut, sich etwas zuzutrauen und eigene Lebensziele zu entwerfen. Und dafür wäre Schule doch tatsächlich eine ideale Plattform. Ref 3
    Wie Wissen vermittelt wird
    In der Schule wird Wissen vor allem abstrakt über die Sprache vermittelt. Gelernt wird durch mühseliges Abspeichern dieses Wissens im Gedächtnis. Das ist so fern jeder emotionalen Eigenbeteiligung, wie es monoton und öde ist. Zudem glaubt
der Lehrende zu wissen, was Schüler wissen müssen, der Lehrplan gibt die Ziele vor. Doch wer nach Plan unterrichtet, verliert den Menschen aus dem Auge. Und im Schulalltag sieht das dann so aus: In Mathe wird jeder Satz so oft wiederholt, bis auch der Letzte ihn nachplappern kann. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich diejenigen im Tiefschlaf, die ihn schon beim ersten oder zweiten Mal begriffen haben.
    In Erdkunde oder Physik wird der Stoff häufig durch Vorlesen aus dem Buch und Nachbeten der Texte vermittelt. Eine weitere beliebte Methode der Wissenspräsentation sind Referate. An sich ja sinnvoll – aber in der Realität druckt sich der Referierende alles aus dem Internet aus, und spätestens wenn der Text von der dritten Powerpoint-Folie abgelesen wird, passt ohnehin keiner mehr auf.
    In Deutsch schlagen sich die Schüler mit mittelhochdeutschen Gedichten herum, die sie nicht verstehen und die nichts, rein gar nichts mit ihrer Lebenssituation zu tun haben und somit jegliche Identifizierung ausschließen. Wie will jemand lernen und verstehen, wenn er sich überhaupt nicht mit den abstrakt vermittelten, lebensfernen Inhalten identifizieren kann? Und wozu sollte er auch? Um echtes Lernen in Gang zu setzen, bedarf es alltags- und berufsbezogener Themen.
    Diese Art der Wissensvermittlung bringt Schulabgänger hervor, die keinen Schimmer von Allgemeinbildung haben, weil sie kaum ein positives Erlebnis mit dem Lernen verknüpfen können und nie wirklich begreifen gelernt haben. Und das hat enorme Nachteile für die Persönlichkeit jedes Einzelnen, denn der Mensch kann so keinen Selbstwert schaffen, weil ihm dafür die befriedigenden Lernerlebnisse vorenthalten bleiben. Wie will Schule denn berufsvorbereitend sein und einen guten Start ermöglichen, wenn sie in erster Linie »Fachidioten«
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