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Drunter und Drüber

Titel: Drunter und Drüber
Autoren: Susan Andersen
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weiß und wirkten durch und durch gesund.
    Als sie ihm wieder in die Augen blickte, zog er eine Braue in die Höhe. »Was ist jetzt mit den Büchern?«
    Mit wild pochendem Herzen öffnete Dru die Schranktür, zog die Ordner heraus und drückte sie ihm zornig in die Arme. »Hier. Das sind die letzten drei Jahre. Machen Sie sie nicht schmutzig und verlieren Sie sie nicht.«
    »Dann esse ich meine Erbsen wohl besser nicht wieder mit dem Messer.«
    Verlegen, weil sie derart unhöflich gewesen war, verzog sie sich wieder auf ihren Stuhl, schnappte sich einen Bleistift und trommelte in der Hoffnung, sich den Anschein einer Frau zu geben, die keine Zeit für derartigen Unfug hatte, ungeduldig damit auf der Tischplatte herum. »Passen Sie halt einfach auf die Bücher auf.«
    »Sehr wohl, Ma’am.« Er salutierte und schlenderte dafür, dass er mehrere Pfund Leder an den Füßen hatte, erstaunlich geschmeidig aus dem Raum.
    Dru saß noch lange kochend hinter ihrem Schreibtisch. Sie und J.D. kamen ganz eindeutig nicht miteinander zurecht, aber sie hatte das grässliche Empfinden, als wäre sein unerträgliches Benehmen im Vergleich zu den Gefühlen, die er in ihr wachrief, ein eher geringfügiges Problem.
    O Mann, diese Sache gefiel ihr ganz und gar nicht. In ihrem ganzen Leben hatte sie bisher nur auf Tates Vater ähnlich leidenschaftlich reagiert. Doch selbst Tony hatte ein deutlich schwächeres Verlangen in ihr wachgerufen, und bereits das hatte sie an den Rand des Verderbens geführt.
    Sie war damals achtzehn Jahre alt und zum ersten Mal, seit Ben und Sophie sie bei sich aufgenommen hatten, aushäusig gewesen. Das College hatte aufregend und viel versprechend angefangen. Sie war sich so erwachsen vorgekommen, und als sie sich am Ende ihres ersten Jahres in Tony verliebte, hatte sie sich eingebildet, besser könne ihr Leben nicht mehr werden. Das erste Mal fort von zu Hause und schon hatte sie die Liebe ihres Lebens gefunden.
    Während des gesamten zweiten Collegejahres waren sie und Tony unzertrennlich gewesen. Sie hatten alles zusammen unternommen: gelernt, gespielt, geredet, gelacht und sich geliebt. Himmel, wie hatten sie sich geliebt! Streit hatte es nie zwischen ihnen gegeben und sie hätte geschworen, dass ihre Beziehung im Himmel geschlossen worden war. Dann hatte sie am letzten Tag der Frühjahrsprüfung festgestellt, dass sie ein Kind erwartete.
    Und dass ihre Beziehung zu dem guten Tony doch nicht im Himmel geschlossen worden war. Denn bereits am nächsten Tag hatte er sich heimlich aus dem Staub gemacht.
    Sie war allein zurückgeblieben und hatte sich die größten Vorwürfe gemacht. Sie hatte kaum glauben können, dass sie derart unvorsichtig gewesen und dass der Traum von einer wunderbaren Zukunft nunmehr begraben war. Sie hatte mit morgendlicher Übelkeit gekämpft, sich gefragt, wie es mit ihrem Leben weitergehen sollte, und entsetzliche Angst davor gehabt, Tante und Onkel zu beichten, wie naiv und sorglos sie gewesen war.
    Während der quälenden ersten drei Wochen hatte sie, voll der Abneigung gegen das ungewollte Baby, ernsthaft mit dem Gedanken an eine Abtreibung gespielt. Das war ihr als die praktischste Lösung erschienen: Sophie und Ben würden niemals erfahren, wie verantwortungslos sie sich gebärdet hatte, und sie nähme einfach ihr altes Leben wieder auf. Doch ihr Gefühl hatte ihr etwas anderes geraten ...
    Also hatte sie allen Mut zusammengenommen und Tante und Onkel gebeichtet, dass sie Mutter werden würde.
    Sie hatten sich wunderbar verhalten. Sie hatte sich davor gefürchtet, die Enttäuschung in ihren Augen zu sehen, aber sie hatten sie, ohne auch nur ein Wort über die von ihr begangene Dummheit zu verlieren oder etwas auf das Geschwätz der Leute in ihrem winzigen, hinterwäldlerischen Dorf zu geben, nach Kräften unterstützt. Und Tate wurde die wirkliche große Liebe ihres Lebens – sie hatte ihre Entscheidung, ihn alleine aufzuziehen, nicht eine Sekunde bereut. Trotzdem war es nicht gerade einfach gewesen, und sie hatte gelernt, in Gefühlsdingen äußerst vorsichtig zu sein. Niemals wieder wollte sie ihr Leben derart aus den Fugen geraten lassen wie damals vor elf Jahren.
    Aus diesem Grund war ihr egal, was für eine heiße Nummer dieser J.D. Carver war, und dass ihr Herz einen Hüpfer machte und sie weiche Knie bekam, sobald sie ihn nur sah. Er würde nicht einfach hier hereinschneien und das angenehme, sichere Leben durcheinanderbringen, das sie für sich und ihren Sohn aufgebaut
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