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Drunter und Drüber

Titel: Drunter und Drüber
Autoren: Susan Andersen
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mit ihrer freien Hand die Brust und murmelte zerknirscht: »Tut mir Leid, Ben.«
    »Ich weiß, Baby.« Er legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie eng an sich heran.
    Dru war sich der Tatsache bewusst, dass J.D. nach wie vor vollkommen reglos an ihrer Seite stand, und sie versuchte, ihre Tante und ihren Onkel durch seine Augen zu sehen.
    Sie lebte schon so lange und so gerne bei den beiden, dass sie sie nicht unvoreingenommen sehen konnte, doch selbst nach all den Jahren rief ihre gegenseitige Nähe warme Freude und gleichzeitig eine gewisse Wehmut in ihr wach. Es gehörte einfach zu ihrer Beziehung, dass sie ständig geradezu magisch voneinander angezogen wurden. Allerdings war es keine Beziehung, die andere ausschloss – ihre natürliche Wärme erstreckte sich auf jeden, der ihnen am Herzen lag.
    Drus Eltern hatten als rastlose Menschen sämtliche Erdteile bereist. Eine ihrer frühesten Erinnerungen an die zwei war die, dass sie sie bei Tante und Onkel abgegeben hatten, um sich die Welt ansehen und etwas Neues und Aufregendes ausprobieren zu können. Als sie in die Schule gekommen war, hatte sie stets den Moment gefürchtet, an dem sie mittags aus dem Bus gestiegen war. Sie hatte nie gewusst, ob, und wenn ja, wer sie dort erwartete. Manchmal hatte einer ihrer Eltern dort gestanden, meistens jedoch hatte eine Nachbarin sie netterweise zusammen mit ihren eigenen Kindern mitgenommen oder sie hatte sich alleine auf den Weg gemacht. Bereits lange bevor ihre Eltern, als sie neun gewesen war, in den Anden einen tödlichen Unfall mit einem Heißluftballon erlitten hatten, hatten Sophie, Ben und die Star Lake Lodge für sie Sicherheit und Geborgenheit repräsentiert.
    Der vertraute Anblick der an Ben gelehnten Sophie zauberte ein Lächeln auf Drus Gesicht. Ihre einundfünfzigjährige Tante sah aus wie Anfang vierzig. Mit ihrer drallen Figur, ihren schimmernden Haaren und ihrem leuchtenden Teint zog sie noch immer die Augen selbst junger Männer auf sich. Ihre strahlende Erscheinung hätte einem Furcht einflößen können, wäre da nicht gleichzeitig die ständige Bereitschaft zu einem warmen, einladenden Lächeln gewesen.
    Auch jetzt trat sie mit einem breiten Lächeln und ausgestreckten Armen auf den Neuankömmling zu. »Willkommen«, sagte sie und umfasste herzlich seine Pranken. »Schade, dass ich bei Ihrer Ankunft nicht im Hotel war, um Sie zu begrüßen. Dru, meine Liebe, hast du ihm schon gezeigt, wie er mit seinem Wagen zum Auspacken bis hierher an die Hütte fahren kann?«
    »Nein, aber ich kann es jetzt tun, wenn er möchte.« Dru wandte sich an J.D. und zog fragend eine Braue in die Höhe.
    Er zuckte mit seinen muskulösen Schultern. »Nicht nötig«, erklärte er ihr brüsk. »Ich habe alles, was ich brauche, bei mir.« Er nickte in Richtung der Leinentasche, die einen Meter neben ihm auf der Erde stand.
    Sophie strahlte. »Also gut, dann. Hätten Sie vielleicht gern ein bisschen Zeit für sich, um Ihre Sachen auszupacken und sich einzurichten?«
    »Ja, das wäre gut«, antwortete er, fügte jedoch nach kurzem Zögern ein leises »Vielen Dank« hinzu.
    »Dann werden wir jetzt gehen. Tate! Komm mit, Schätzchen.«
    Der Junge kam fröhlich angerannt. »Kann ich jetzt vielleicht schwimmen gehen? Es ist schon fast drei und dieser Dean aus Zimmer Zweihundertelf hat gesagt, er wäre ab drei unten am See.«
    Als Dru hinter Sohn, Tante und Onkel den Weg hinunterlief, sah sie sich noch einmal nach ihrem neuen Partner um. Die Hände in den Hosentaschen, stand J.D. reglos und mit zusammengepressten Lippen mitten auf der Lichtung. Er wirkte ein bisschen einsam, ja beinahe ... verloren.
    Mit einem leisen Schnauben drehte sie sich wieder um und folgte Tate, der sich, während er mit seinem Plastikschwert die Luft durchtrennte, vergnügt mit Ben und Sophie unterhielt. Na, sicher.
    Einen absurderen Gedanken hatte sie garantiert seit zig Jahren nicht mehr gehabt.
    J.D. warf seine Tasche auf das breite Bett und schaute sich um. In der kleinen Hütte gab es ein Schlafzimmer, ein Bad, eine winzige Küche und ein Wohn-Esszimmer, dessen beide Hälften durch eine Bogentür mit eingebauten Buchregalen voneinander getrennt waren. Er hatte alles, was er brauchte, und jemand – wahrscheinlich Sophie Lawrence – hatte sogar eine Vase mit frischen Blumen auf den kleinen Esszimmertisch und eine auf den Tisch im Schlafzimmer gestellt. Etwas an diesem heimeligen Szenario rührte ihn tatsächlich an.
    Die Hütte war offensichtlich erbaut
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