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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2
Autoren: PeP eBooks
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Eine Lasker. Das ist es! Das zieht ihn zu dir, wenn ich nicht .., greifbar bin. Dass du so etwas wie mein Ebenbild sein kannst. Andere, später, vielleicht, ja! Andere werden kommen. Aber du sollst es nicht werden. Du bist es, deren Haut noch in zehn Jahren so sanft und glatt und elfenbeinfarben ist wie heute. Er wird dich nehmen. Du bist dann ich für ihn.«
    Sie lässt Leonies Arm los und die zieht ihn mit Heftigkeit zurück. Die Röte ist ihr ins Gesicht gestiegen. »Ich will ihn doch gar nicht!«
    Felice lächelt finster. Sie scheint ihr gar nicht zuzuhören. Stattdessen zieht sie ihren Lippenstift hervor und malt sich die Lippen, ganz in sich versunken. Diese Frau ist .., gestört, denkt Leonie, in einer Mischung aus Wut und Verzweiflung. Sie hebt die Stimme: »Verdammt, begreif doch endlich, dass ich kein Interesse am Edlen von Rofrano habe!«
    »Jetzt vielleicht noch nicht«, sagt Felice ungerührt. »Aber die Zeit wird kommen. Darum reicht es nicht, wenn du dies Haus verlässt. Nein, das reicht nicht.«
    »Was meinst du?«
    Die Schauspielerin lehnt sich in ihrem Stuhl zurück, sie verschränkt die Hände hinterm Kopf und schließt die Augen. »Ich möchte dir einen Handel vorschlagen«, sagt sie sanft.
    »Einen Handel?«
    »Einen Handel, ja. Eins hängt mit dem anderen zusammen. Nachdem mir dein Vertrag mit der Josefstädter Bühne vor die Augen gekommen ist, habe ich mir unsere gemeinsame Zukunft hier in Wien vorgestellt. Es wird ganz harmlos anfangen. Du wirst ein- oder zweimal in dieser scheußlichen Komödie einspringen, wenn das Glück es will. Das wird noch keinen interessieren. Dann wirst du die erste größere Rolle bekommen. Das Theater müssteja töricht sein, wenn es nicht zur Presse durchsickern lässt, dass da die Cousine der großen Lascari ihr Debüt gibt. Und dann spielst du die nächste und die übernächste Partie. Und ich habe an der Burg die nächste und die übernächste Rolle. Und schon haben sie sich eingeschossen. Die Wiener lieben die Hatz. Das wird eine Gaudi für alle! Die lauern nur drauf, uns zu vergleichen, glaub mir. Eine Weile wird die große Lascari mit ihrer überlegenen Schauspielkunst über die Anfängerin triumphieren. Aber die ist ja so frisch, so neu und so begabt! Und die Lascari ist über vierzig. Und irgendwann heißt es wie im Märchen: Frau Königin, ihr seid die Schönste hier. Aber Schneewittchen, über den Bergen, da in der Josefstadt ... « Sie bricht ab.
    »Und das darf nicht passieren«, sagt sie dann kühl. »Es gibt nur eine aus dieser Familie auf einer Wiener Bühne. Das bin ich.« Wieder eine rasche Bewegung, mit der sie sich vorbeugt, und schnell und scharf sagt sie: »Ich will, dass du Wien verlässt.«
    Leonie starrt sie an. Kein Zweifel. Diese Frau meint es ernst! »Wie willst du das denn erreichen?«, fragt sie und ist so verblüfft, dass sie beinah losgelacht hätte. »Willst du mich in Handschellen legen und ausweisen lassen?«
    »Sei nicht albern.«
    Sie fixieren einander, ohne zu blinzeln. Langsam bekommt Leonie Kopfschmerzen. Nein, es sind keine richtigen Kopfschmerzen. Es ist so wie an dem Abend, als sie in der Rolandbühne saß und die Gefahr den Saal betrat, nur nicht so stark. Der Schmerz rieselt langsam von der Narbe am Hinterkopf das Rückenmark herunter.
    »Ich hab von einem Handel gesprochen«, sagt Felice. Und in Leonies Ohren klingt sie, als käme ihre Stimme von woanders her.
    Dann hebt Felice die Hände. Sie löst die seidene Kordel. Sie nimmt den Buchstaben von ihrem Hals. Legt ihn vor sich auf den Tisch. Alles geht ganz langsam vor sich. Als würde die Zeit den Atem anhalten.
    »Ich weiß ja nicht, ob es dir so viel wert ist. Wäg es ab.«
    Schweigen. Was geschieht hier gerade?
    »Zuerst habe ich gedacht, das ist nur so eine Marotte mit diesem Buchstaben, der so lange Zeit für mich ein Glücksbringer war. Nun gut, du hattest den Auftrag von den Leuten, die dich – dich finanzieren. Aber dann hab ich erlebt, was mit dir geschehen ist, als du das Ding in der Hand hattest.
    Bei dir ist es lebendig. Und bei mir – nun, bei mir hat es wohl ausgedient. Der Talisman verliert an Wert für mich. Seine Kraft lässt nach, ich spüre es. Er schützt mich nicht mehr. Sonst hätte das alles nicht geschehen können.« Sie stockt, sieht vor sich hin. Sagt es mehr zu sich selbst. »Dass ich eine wichtige Rolle nicht bekommen habe. Dass ich den Menschen verliere, den ich liebe.«
    »Aber...«
    Sie hört gar nicht zu. »Ich muss mich nun anders
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