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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2
Autoren: PeP eBooks
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schützen. Und anders wehren.« Jetzt erst richtet sie die Augen wieder auf Leonie, riesige dunkle Augen, auf deren Grund etwas Irres zu lauern scheint. Augen voller Verzweiflung. Aber ihre Worte sind ganz klar.
    »Du, Leonie, steckst in einer Geschichte, die ich kenne, aber mit der ich nichts zu tun haben wollte und will. Aber dich haben sie hineingezogen, wie auch immer sie es angestellt haben. Diese alte Frau, die für eine ganze Kette von Leben steht. Oh, ich weiß das wohl. Es geht mich nur nichts mehr an. Andere Dinge gehen mich etwas an. Die, für die ich hier gerade mein Gebot mache. Die Entscheidung liegt bei dir.«
    »Was forderst du?«, fragt Leonie tonlos. Ihre Augen hängen an dem goldenen Zeichen.
    »Du zerreißt den Vertrag mit dem Reinhardt-Theater, auch den über die Zweitbesetzung, und sagst ab. Das kostet Konventionalstrafe, aber das wird wohl der reiche Gönner in Frankreich aufbringen können. Er scheut ja sonst keine Kosten.«
    »Das bedeutet, dass ich nie wieder an einer dieser Bühnen engagiert werde«, sagt Leonie mühsam.
    »So ist es«, erwidert Felice hart. »Du bist jung und begabt, du wirst andere Angebote erhalten. Aber du musst mir hier und jetztversprechen, nie wieder ein Engagement in Wien anzunehmen. Nicht solange ich lebe und hier auftrete.«
    »Weiter.«
    »Mir wäre es lieb, wenn du die Stadt morgen früh verlässt.« »Ich habe hier meinen Vater wiedergefunden. Ich wollte ... « »Ach, Väter ... !« Felice verdreht die Augen. Mehr sagt sie nicht
    zu diesem Thema. Über Väter wird hier nicht verhandelt.
    So ist das also. Das sind die Waagschalen. Auf der einen Seite
    der Anfang einer Karriere. Auf der anderen Isabelles Leben und
    der Mann aus Lehm.
    Leonie streckt die Hand nach dem Zeichen aus.
    Ich strecke die Hand nach dem Zeichen aus.
    »Warte!«, sagt Felice, und es klingt überrascht. »Du tust es wirklich?«
    Mir fällt es schwer, sie anzusehen. Mit einem Prankenschlag hat diese Tigerin all meine Pläne zunichtegemacht.
    »Was bleibt mir übrig?«, sage ich. »Ich akzeptiere.« Meine Stimme ist trocken, ohne Klang.
    »Wenn du es jetzt nimmst, ist der Handel besiegelt.«
    Ich kann nur nicken. Mein Rückgrat schmerzt bis in die Lendenwirbel hinein.
    »Hast du keine Angst, dass dir wieder etwas – etwas zustößt, wenn du es anfasst?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich sehe sie an und ich hasse sie in diesem Augenblick. »Es kann nicht viel schlimmer kommen, so wie ich mich jetzt schon fühle!«, sage ich voller Ingrimm. Dann greife ich das Mem und halte es auf ausgestreckter Handfläche vor unser beider Augen, als das Heiligtum, das es ja wohl ist. Zumindest für mich und Isabelle.
    Ich warte. Wird es mich wieder an den Rand der Schreckensvisionen reißen, wie das letzte Mal, als ich es berührt habe?
    Das Gegenteil ist der Fall. Es fühlt sich warm und lebendig an – doch das kann auch die Wärme von Felices Körper sein, auf dem es noch bis eben gelegen hat. Aber dann: Wie damals im Theatermagazin, als ich mit Schlomo zusammen das erste Zeichen entdeckt habe, scheint ein Strom sanfter Energie von ihm auszugehen und durch meine Hand über den Arm in mich hineinzuströmen. Der Schmerz von vorhin ist ausgelöscht. Mir ist, als würden meine Füße den Boden verlieren. Schwebe ich wirklich?
    »He, Leonie!« Meine Augen begegnen denen meiner »Cousine«. »Bitte lös dich nicht auf!«, sagt sie, und es klingt halb ironisch, halb ängstlich.
    »Ich hab das nicht vor«, erwidere ich und denke: Das wäre wohl die einfachste Variante für dich ...
    Noch immer beobachtet mich Felice. »Ich sollte fast froh sein, das Ding los zu sein. Ich habe das Gefühl, es kann einem gefährlich werden. Zumindest wenn man anfällig gegen so etwas ist. Also: Fort damit.«
    Ich schließe nun beide Hände um den Buchstaben. Entziehe ihn ihren Blicken.
    »Sind wir uns einig?«, frage ich. »Dann gehe ich jetzt und packe.«
    »Gewiss doch. Du kannst deinen Leuten in Frankreich sagen, dass ich das finanzielle Angebot erwarte.« (Natürlich. In der Hinsicht muss es sich ja auch noch lohnen.)
    Als ich schon fast an der Tür bin, fragt sie: »Und wie geht es weiter?«
    »Was soll weitergehen?«, frage ich, heftiger, als ich wollte. »Mein Leben als vertragsbrüchige Schauspielanfängerin, die ein verlockendes Angebot ausgeschlagen hat?«
    »Ach, das meine ich nicht«, sagt sie ungerührt und spielt mit dem Brieföffner, mit dem sie gestern noch auf ihr Handgelenk losgegangen ist. »Ich meine, mit diesen
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