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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel
Autoren: Barbara Noack
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wieder?« ärgerte sich
Peter.
    Der Mensch hieß Fiete — wie das Lokal hieß,
vergaßen sie zu fragen.
    Sie hätten bei dem guten Wetter lieber draußen
gesessen mit Blick, aber sie wurden ja sowieso nicht gefragt, nicht mal bei
Tisch. Die Unterhaltung führten ausschließlich Karlchen und Fiete. Er kam aus
Wedel, das war bei Hamburg.
    »Und von da sind sie auf Flüssen bis hierher,
ist das nicht ’n bißchen umständlich?«
    »Wir liegen in Krems«, erzählte er, »in Passau
haben wir Maschinenteile für Rumänien geladen.«
    »Einmal die Donau runter...«, träumte Karlchen.
»Durch die Wachau — Wien — Budapest...«
    »Denn komm’ Sie doch mit«, schlug Fiete vor.
»Ach, das würde ich zu gern machen...«
    Peter und Benedikt sahen sich über ihr
Fischfilet hinweg bedeutungsvoll an: Naaa?
    Gemeinsam gingen Sie auf die Herrentoilette, um
sich auszusprechen.
    »Das ist vielleicht ’n Ausflug«, schimpfte
Peter. »Hat sie uns nach Passau gelockt, damit wir Zusehen, wie sie hier einen
Fiete anmacht? Was soll das? Was hat sie vor??«
    »Was schon — sie findet ihn nett«, schwächte
Benedikt ab. »Und wenn Karlchen einen nett findet, dann lernt sie ihn eben
kennen, ob er will oder nicht. Denk daran, wie sie uns aufgegabelt hat.«
    »Einer von uns beiden hätte genügt. Dann hätten
wir jetzt nicht unser Problem.«
    »Oh, das Problem können wir ganz schnell los
sein — indem nämlich Karlchen mit Fiete die Donau runterschippert«, grinste
Benedikt, »als lachender Dritter.«
    »Du findest das auch noch komisch, ja?« tobte
Peter. »Du, das sag ich dir — wenn sie mit dem abhauen will, nehm ich den Typen
vorher auseinander!«
    Als sie an den Tisch zurückkamen, hatte Karlchen
bereits die gesamte Rechnung gezahlt — »Das ist heute meine Party!« — und außerdem
eine Neuigkeit für die beiden. »Fiete hat uns eingeladen, wir dürfen heut abend
auf sein Schiff kommen. Und wißt ihr, wie es heißt? Charlotte. Ist das nicht
irre?«
    Sie sah die beiden an und vermißte die erwartete
Begeisterung in ihren Mienen.
     
    Das war ein sanfter, lauer Abend unter einem
blaßblauen Himmel auf dem Deck des Frachters »Charlotte«. Mit Glockenläuten von
elf Kirchen.
    Benedikt, Peter und Lumpi erlebten ihn
stocknüchtern. Karlchen und Fiete hatten sich einen gewissen gefühlvollen Grad
angeschickert. Immerhin verlangte Karlchen nach einer Mundharmonika, weil die
zur Seefahrt eben gehört.
    Fiete meinte, er hätte irgendwo eine in seiner
Kombüse, und stieg hinunter, um sie zu suchen. Nun waren sie allein.
    Karlchen streckte sich auf ihrem Stuhl aus, den
Blick zum Himmel. »Schaut mal, die ersten Sterne gehen an. Ihr müßt zugeben,
das war ein schöner letzter Tag.«
    »Was meinst du mit letztem?«
    »Ich trenne mich von euch. Endgültig. Und ich
komme auch nie wieder. Ich hab lange überlegt — es ist so die beste Lösung.«
    Einen Augenblick herrschte Funkstille.
    Dann fragte Benedikt: »Hast du uns nach Passau
gelockt, um uns das zu sagen?«
    »Auf dem Hof wär’s mir zu schwer gefallen. Ja,
wirklich, da hätte ich’s nicht fertiggebracht. — Und außerdem wollte ich noch mal
mit euch verreisen...« Ihre Stimme klang hell und ein bißchen hilflos. »Es war
schön mit euch — überhaupt alles — und ich glaube, so schön kann die
Freundschaft mit einem Mann allein gar nicht sein. Ihr habt euch eben
ergänzt... zusammen wart ihr ideal...«
    »Aber kein Zustand auf die Dauer.«
    »Und wie hast du dir unsere Zukunft
vorgestellt?«
    »Eben gar nicht. Darum fahr ich ja ab. —
Vielleicht — «, sie kaute an ihrem Daumen herum — »vielleicht komme ich noch
einmal nach Nebel, wenn Benedikts Schule fertig ist. Die möchte ich unbedingt
anschauen und sehr stolz auf dich sein, lieber Ben...«
    Beide Männer öffneten den Mund und schlossen ihn
wieder.
    »Da kommt Fiete mit der Mundharmonika«, sagte
Benedikt beinah erleichtert, als der Schipper, das Instrument am Ärmel
entstaubend, zu ihnen zurückkehrte.
    »Danke — vielen Dank.« Karlchen probierte
feuchten Auges auf ihr herum — zog und pustete — eine beinah erkennbare Melodie
kam zustande — so eine Mischung aus »Feelings« und »Röslein auf der Heiden«.
Dann legte sie die Mundharmonika auf den Tisch und stand auf. »Ich mag doch
nicht spielen.« Und ging zur Reeling.
    »Die Deern weiß auch nicht, was sie will«,
meinte Fiete.
    Peter
ging ihr nach und legte den Arm um sie. Benedikt überlegte, ob er ebenfalls,
aber dann blieb er sitzen und hielt Fiete sein
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