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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel
Autoren: Barbara Noack
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»Chopin ist auch keine Lösung.«
    »Nein.«
    Und dann holten beide den Rest von draußen
herein.
    Karlchen kam aus ihrer Kammer mit Zahnbürste und
Waschlappen und begann, über dem Ausguß die Zähne zu putzen. Wegen dem schönen
Chopin traute sie sich nicht zu gurgeln. Sie sah sich, die Zahnbürste in der
Backe, nach Benedikt um und begegnete seinem aufmerksamen Blick. Und da mußten
sie beide lachen. Es war ein sanftes, zärtliches Lachen.
    »Gute Nacht«, sagte Karlchen und ging in ihre
Kammer.
    »Ich geh auch schlafen — Nacht«, sagte Peter.
    Als er an ihrer Kammer vorbeikam, blieb er
stehen und klopfte. Lumpi schlug an.
    »Herein.«
    Sie hatte die Arme um ihre angezogenen Knie
geschlungen und sah sehr hilflos aus und sehr bedrückt. Als Peter öffnete, zog
sie sich abwehrend zur Wand zurück. »Was willst du?«
    Er lehnte im Türrahmen und lächelte so verdammt
männlich auf sie nieder.
    »Ich wollte dir nur sagen — vergiß nicht
abzuschließen.«
    Sie nickte folgsam. Dann war er gegangen. Dann
dachte sie endlich nach und rief »Aber die Tür hat doch gar keinen Schlüssel«
hinter ihm her. Karlchen konnte lange nicht einschlafen. War glücklich,
traurig, erregt und vor allem sehr, sehr ratlos...
     
    Und
nun standen diese vielen Salatschüsseln und der Leberkäs und der angenagte
Schinken in Brotteig schon wieder auf dem Frühstückstisch, obgleich sie noch
satt von gestern abend waren. »Was machen wir damit?«
    »Verschenken.«
    Gumpi fiel ihnen ein — Frau Anders — Frida
Kirchlechner, die pensionierte Lehrerin der ehemaligen Zwergschule von
Hinteroberndorf. Sie luden das Buffet in den Kombi und fuhren es gemeinsam aus,
weil keiner den andern mit Karlchen allein lassen wollte. Dreieinhalb Monate
waren sie Kumpel gewesen, seit gestern abend waren sie Rivalen. Wie
anstrengend. An die Reise nach Berlin dachte keiner mehr.
    Karlchen und Lumpi machten inzwischen einen
Sonntagmorgenspaziergang über Land. Sie nannte das ihren Kirchgang.
    Dabei begegneten sie dem Jungbauern Bichler im
Sonntagsstaat auf seinem Moped.
    »Mei, sind Sie feierlich, Herr Bichler«, staunte
Karlchen. »Wo wollen Sie denn hin?«
    »Zur Kirchen. Der Pfarrer merkt’s genau, wenn
ich fehl. Wenn ich nicht zur Kirchen geh, traut er mich nicht.«
    »Wollen Sie denn heiraten?«
    »Möcht schon, aber es will ja keine, bis daß ich
den Hof nicht modernisiert hab. Und da ist der Vatta gegen.«
    »Es ist schon ein Kreuz mit der Liebe«, nickte
Karlchen.
    »Ja. Vor allem mit so an Hof. Pfüet Eahna,
Fräulein — « Er ratterte weiter. Bauerntöchter wissen von Anfang an, was ihnen
blüht.
    Würde ich bedenkenlos auf den Schmalzlerhof
ziehen, wenn mich einer von beiden darum bitten würde? überlegte Karlchen.
    Plumpsklo im Winter! Da fragt man sich
spätestens Anfang Januar, was das Herz in seiner Tür zu bedeuten hat. Soll es
einen daran erinnern, daß man aus Liebe auch das PC mit vereistem Hintern
mitgeheiratet hat?
     
    Zuerst fuhren Peter und Benedikt nach
Hinteroberndorf zu Frida Kirchlechner. Peter betrat mit diskret verdecktem
Heringssalat ihr Häuschen.
    Schwarzgekleidet, das Gesangbuch in der
knorrigen Hand, bedauerte die Alte sehr, daß er sie ausgerechnet zur Stunde des
Kirchgangs besuchen kam. Aber wo er nun einmal da war, mußte er unbedingt ihre
noch heißen Schmalznudeln probieren. Peter, voll bis zum Kragen, würgte eine
obendrauf und ließ sich auch noch zwei einpacken. Es war einfach unmöglich,
sich ihrem strengen Befehl zu widersetzen. Und wie war er nur auf die Idee
gekommen, Frida Kirchlechner übriggebliebenen Heringssalat anzubieten? Benedikt
schüttelte nur den Kopf, als er mit den zusätzlichen Schmalznudeln in den Wagen
zurückstieg und leidend vor sich hin rülpste.
    Am Bahnhof von Nebel begegneten sie Christl Schäfer
mit Gepäck beladen.
    »Na, hattet ihr ne schöne Party gestern abend?
Tut mir leid, daß ich nicht kommen konnte. Aber ich mußte ja packen.«
    »Ist okay, Christi.« Peter küßte sie zum
Abschied. »Ich wünsch dir ein fröhliches Griechenland!« Und erst, als er ins
Auto gestiegen und weitergefahren war, bemerkte sie die Schüssel mit
Heringssalat auf ihrer Reisetasche, deren Reißverschluß nicht mehr zuging.
    Den Rest luden sie bei Gumpi ab.
    »Wo werd i des hinessen?« sagte er bekümmert.
»Sie kennen doch bestimmt jemanden, der sich darüber freut«, meinte Benedikt.
    »No was — kenn i nicht nur einen.«
    Peter streckte ihm die Hand hin. »Wir müssen
zurück.«
    »Ist das Freilein
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