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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel
Autoren: Barbara Noack
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wieder
Schaufenster, in die es sich lohnte hineinzuschauen, und bunte Mädchen zum
Nachschauen und Straßenkaffees und alle Hautfarben...
    Vor einem Herrengeschäft blieb Benedikt stehen.
»Anläßlich meines ersten Preises möchte ich mich verwöhnen. Ich kaufe mir ein
Hemd. Möchtest du auch ein Hemd? Ich lade dich dazu ein.« Anschließend
beschlossen sie, Gaby zu besuchen. »Sie hat ihre Werkstatt gleich hier um die
Ecke in einem Hof. Vielleicht weiß sie, wo Karlchen steckt.«
     
    Zur gleichen Zeit stand Karlchen vor ihrer
Haustür und suchte nach ihren Schlüsseln, während Lumpi noch schnell ins Grüne
lief, um sich auszupinkeln.
    Mit Hund fühlte sie sich bedeutend wohler im
leeren Betonsilo. Er hatte zwar noch mehr Angst, aber dafür bellte er
furchterregender als Karlchen. Als sie den Fahrstuhl verließen, rannte Lumpi
voraus zur Wohnungstür, bellte sich jedoch postwendend im Krebsgang zu ihr
zurück. Dann sah auch Karlchen im Halbdämmer des langen Ganges einen Mann an
ihrer Tür lehnen. Er rührte sich nicht. Und gab auch keine Antwort auf ihr »He
— Sie — was woll’n Sie?«
    Und dann erkannte sie ihn.
    »Meine Güte — Herr Müller-Mallersdorf! Was haben
sie denn mit Ihnen gemacht?« In seiner Hand klemmte ein grünes Sträußchen.
    »Unsere Petersilie.« Karlchen war zu Tränen
gerührt.
    Und dann läutete das Telefon. Sie schloß rasch
auf und lief in die Wohnung. Gaby war am Apparat. »Hier sind zwei, die dich
sprechen möchten. Ich geb sie dir mal«, sagte sie.
    »Hallo — Karlchen — «
    »Na — ihr?«
    »Magst du uns noch?«
    »Ja, leider. Aber was habt ihr mit
Müller-Mallersdorf gemacht?«
    »Künstlerpech. Er kriegt eine Mütze. Übrigens —
Benedikt hat eine große Überraschung für dich.«
    Benedikt
nahm ihm den Hörer aus der Hand. »Karlchen — erinnerst du dich noch? Große
Kiche, kleine Stube mit viel Sonne.«
    Sie schrie auf. »Du hast gewonnen, Benny — ich
werd verrückt! Aber ich hab ja immer an dich geglaubt. Ich bin sehr stolz auf
dich — wann feiern wir? Heute abend? — Ich kenne einen Griechen, da gibt es
besonders große Portionen...«
     
    Trotz der besonders großen Portionen im
griechischen Lokal wurde Karlchen mal rechts auf Benedikts, mal links auf
Peters Teller fündig.
    »Ein Löffel für Karlchen und noch ein Löffel für
Karlchen...«
    Sie aß und aß. »Schmeckt herrlich — «
    Peter betrachtete sie von der Seite. »Charlotte,
du hast schon wieder ein Doppelkinn.«
    »Schadet
euch gar nichts. Ist alles Kummerspeck. Weil ich dachte, ich hör nie mehr von
euch.« Benedikt hielt ihr sein Glas hin: »Schluck für Karlchen.«
    »Noch
’n Schluck für Karlchen«, sagte Peter. Nachdem sie auch aus seinem Glas
getrunken hatte, fragte sie:
    »Habt ihr denn wenigstens so gelebt, wie ihr es
euch gewünscht habt?«
    »Wie meinst du das?«
    »Hat euer Liebesieben nun endlich richtig
hingehauen, seitdem ich euch dabei nicht mehr stören konnte?«
    Die beiden sahen sich überlegend an.
    Peter schüttelte den Kopf. »So lange bist du ja
nun auch noch nicht weg. Inzwischen hat sich nichts entwickelt.«
    Sie wandte sich an Benedikt: »Bei dir auch
nicht?« Er schüttelte den Kopf.
    Nun schüttelte Karlchen selbst den Kopf. »Ja,
wozu bin ich denn dann ausgezogen?«
    Beide Männer zuckten die Achseln.
    »Aber unsern Hühnern geht’s gut?«
    »Apropos Hühner«, sagte Peter, »hast du schon
von Gaby gehört, daß am Samstag sämtliche Münchner Spezis nach Nebel kommen
wollen? Monatelang haben sie sich da nicht sehen lassen. Dabei hätten wir uns
über jede Abwechslung riesig gefreut. Ausgerechnet jetzt, wo wir in Ferien
gehen wollen, sagen sie sich an.«
    »Ihr wollt zusammen Ferien machen?« fragte
Karlchen wachsam.
    »Ach, nur so ’n paar Tage — vielleicht nach
Hamburg. Wir wissen’s noch nicht so genau...«
     
    Auf dem Herd knofelte zwei Tage lang ein
Kesselgulasch vor sich hin. Karlchens Augen waren gerötet vom Dauerweinen,
dabei hatte sie schon Peters Skibrille beim Zwiebelschneiden aufgesetzt. Selbst
im Traum schnipselte sie Salate. Benedikt hatte einen Schinken in Brotteig
bestellt und bei Frau Anders einen Schock Pappteller und — becher gekauft.
Körbe voll Brezen und Semmeln brachte Peter aus dem Ort mit und ein Faß Bier.
Drei Dutzend Münchner hatten sich angesagt.
    Gegen vier Uhr wollten sie kommen. Zehn vor vier
saßen unsere drei nebeneinander aufgereiht auf der Bank vorm Haus. »Das Wetter
spielt mit — nicht eine Wolke. Es ist herrlich —
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