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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel
Autoren: Barbara Noack
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leeres Glas hin. »Jetzt brauch
ich auch ’n Schluck.«
    Karlchen kam an den Tisch zurück. »Herr Fiete,
ich hab’s mir überlegt. Ich kann nicht mit — aber können Sie die beiden nicht
ein Stück mitnehmen — vielleicht bis Krems oder so? Sie laufen doch morgen früh
aus.«
    Benedikt und Peter guckten fassungslos. Was
sollte denn das nun wieder?
    Fiete war auch nicht gerade enthusiasmiert von
ihrem Vorschlag. »Wir sind ja man ’n büschen beengt und nich auf Passagiere
eingerichtet. Wenn mein Bootsmann noch kommt...«
    Peter und Benedikt fanden die Sprache wieder:
»Uns fragst du wohl gar nicht?«
    »Th — dascha gediegen — Charlotte bes-timmt«,
grinste Fiete.
    »So, und jetzt geh ich...«
    Karlchen wollte es schnell hinter sich bringen.
»Lumpi!« Er lag abseits, mit einem Knochen beschäftigt, den er von Fiete geerbt
hatte. »Bloß keinen langen Abschied.« Sie umarmte zuerst Benny, dann Peter.
»Macht’s gut. Wiedersehn, Fiete, vielen Dank. Wo habe ich denn meine Tasche —
«, sie drehte sich im Kreise, »ach, da ist sie ja — und die Leine — komm,
Lumpi!«
    Die drei Männer hatten ihr tatenlos zugeschaut
und begriffen erst jetzt, als sie eilig von Bord ging, daß dies keinen
Probealarm, sondern einen ernstgemeinten, kurzen und schmerzlosen Abschied
darstellte. Da wurden sie endlich munter.
    »He — Karlchen!«
    »Wo willst du denn hin so spät?«
    »...und so betüdelt!«
    »Ja, eben. Du kannst so nicht fahren.«
    »Nur bis zum Hotel«, versprach sie.
    »Dann kommen wir mit!«
    »O nein«, sie weinte beinah, »es ist alles so
schön arrangiert. Ihr bleibt hier — ich möcht mir vorstellen, wie ihr die Donau
runterfahrt...«
    »Denn kommt man alle drei bis Krems mit«, schlug
Fiete vor.
    Karlchen war unglücklich. Nun hatte sie endlich
das Abschiednehmen hinter sich, nun stand es ihr in Krems noch einmal bevor.
    Peter und Benedikt nächtigten auf Deck, Karlchen
zog mit Lumpi in Fietes Kajüte. Der schlief bei seinem Bootsmann.
    Am frühen Morgen machten sie den Kahn zum
Ablegen klar. Davon wachte Benedikt auf.
    Er brauchte einen Augenblick, um sich zu
erinnern. Richtig, er befand sich an Bord der »Charlotte«. Sie hatten bis ein
Uhr früh eine ganze Menge getrunken. Auch Mundharmonika gespielt. Karlchen
hatte ihre Arme um beide gelegt und geseufzt und dann ihren Arm von Benedikts
Schulter gleiten lassen, weil sie an Peters Schulter eingeschlafen war. Zufall?
Nein. Sie fühlte sich eben ein bißchen mehr zu ihm hingezogen. Benedikt stand
auf, zog sich an und stolperte über Peters Schuhe, die auf dem Boden
herumlagen. Davon wachte dieser auf.
    »Wo willst ’n du hin?«
    »Ich zieh Leine«, sagte Benedikt. »Erst mal nach
Nebel, um meine Klamotten zu packen, und dann nach Berlin, wie wir’s
vorhatten.«
    Peter versuchte den Schlaf abzuschütteln, um
klar denken zu können. »Und Karlchen?«
    »Fährt mit dir. Sie liebt dich, nicht mich. Mir wollte
sie bloß nicht weh tun, sonst hätte sie sich längst entschieden.« Er nahm
Feuerzeug, Zigaretten und Schlüssel vom Tisch und stopfte sie in seine
Jackentaschen. »Ihr paßt auch besser zusammen.«
    Peter, die Hände unterm Kopf verschränkt, sah
ihm dabei zu.
    »Fährst du zu Anna?« hoffte er, um sein Gewissen
zu entlasten.
    »Ich werde sie natürlich sehen, aber die
Geschichte zwischen uns ist gelaufen.«
    »Erst geht dir der Auftrag durch die Lappen und
nun auch noch Karlchen...«
    »Vergiß nicht, ich geh freiwillig. Keiner
braucht ’n schlechtes Gewissen zu haben. Bestimmt nicht.« Er reichte ihm die
Hand.
    »Ich bring dich«, sagte Peter.
    Als sie an ihrer Tür vorbeikamen, öffnete er sie
vorsichtig. — Lumpis Knurren ging in Wedeln über, als er Benedikt sah.
    Einen Augenblick blieb er vor dem schlafenden
Karlchen stehen. War versucht, eine Haarsträhne aus den Sommersprossen zu
schieben, aber die Sorge, sie könnte davon aufwachen, hielt ihn zurück.
    Er schloß die Tür.
    Peter brachte ihn von Bord.
    »Grüß sie schön. Sag ihr, ich hätte das
Farmerleben dick. Ich müßte mal wieder unter Großstädter. Ihr könnt so lange
auf dem Hof bleiben, bis ich ’nen Käufer finde.«
    »Was für ein starker, edler Abgang. Darüber
kommt sie nie hinweg«, ahnte Peter.
    Sie umarmten sich.
    »Tschau, Lumpi«, rief Benedikt dem Hund zu, der
bereits den dritten Baum begoß. Er hob sich immer für jeden etwas auf, damit
sich kein Baum benachteiligt fühlte.
    »He — «, rief Peter hinter Benedikt her. »Deine
Berliner Adresse!«
    »Schreibe ich
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