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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel
Autoren: Barbara Noack
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Stierte eifersüchtig auf die beiden, die nun aufstanden und sich
zögernd trennten.
    »Müller-Mallersdorf ist umgekippt«, versuchte
Karlchen zu erklären. Und entzog sich der Dreierspannung mit der blassen
Entschuldigung: »Ich hab was im Stall vergessen.«
    Peter fand sie dort wenig später, auf alten Autoreifen
hockend, blanke Ratlosigkeit zwischen aufgestützten Armen.
    »Ich such den Handfeger — aber hier ist er
nicht.« Sie schaute zu ihm auf. »Und ich denk darüber nach, wie es jetzt
weitergehen soll — mit uns und überhaupt — «
    »Ist doch ganz einfach.« Peter zog sie zu sich
herauf und küßte sie ausführlich. Sie wehrte sich nicht, kam ihm auch nicht
entgegen. Hielt einfach still.
    Er hob ihr Kinn an und erzwang ihren Blick. »He
— du — jetzt glaubst du mir nicht, aber ich mein’s wirklich ernst. Ich hatte
lange genug ein Brett vorm Kopf, aber jetzt — ich liebe dich, Karlchen! Hörst
du überhaupt zu?«
    »Ja.«
    »Sag bloß, du denkst an Benedikt.«
    Sie machte sich sanft von ihm frei. »Ich kann an
euch nicht einzeln denken. Noch nicht — vielleicht später — laßt mich bitte in
Ruh!«
    »Wo willst du hin?«
    »Allein sein.«
    Sie holte die Schlüssel für ihren Wagen und fuhr
vom Hof. Lumpi, der mitwollte, rannte bis zur Biegung kläffend hinterher, dann
gab er auf und trottete zurück.
    Benedikt sah Peter fragend an, als er an ihm vorbei
ins Haus ging.
    »Sie will allein sein.«
     
    Karlchen fuhr anfangs ohne Ziel durch die
Gegend, dann fiel ihr Gumpi ein. Im Schulhaus fand sie ihn nicht, also konnte
er nur auf seinem Grundstück am Bahndamm sein.
    Zwischen Malven und Stangenbohnen und Tabakpflanzen,
zwischen Erdbeer- und Zwiebelbeeten, Rosenhecken und Beerensträuchern leuchtete
die rotgestrichene Tür seiner Laube. Beschirmt wurde die kleine, vollgestopfte
Parzelle von einem Sauerkirschbaum. Als Karlchen vorfuhr, fuchtelte Gumpi
gerade mit der Harke zwischen seinen Zweigen herum, um die Stare zu
verscheuchen, und bedachte sie dabei mit außerordentlichen böhmischen
Schimpfnamen.
    »Hier haben Sie also Ihren berühmten Garten«,
sagte Karlchen nach der Begrüßung.
    »Was heißt, ich habe ihn? Die Maulwürfe
haben ihn und die Wühlmäuse und die Schnecken und der Mehltau. Jetzt pflicken
die Vegel meine Kirschen, bevor i komm selber dazu. Aber was red i. Wie geht’s
Ihna, Freilein — mechten S’ a Streißl — wartn S’ — i schneid Ihna ans.«
    Karlchen schaute ihm dabei zu.
    »Jetzt sind Ferien, hab i endlich Zeit fir
Unkraut. Herr Lehrer sin schon abgereist?«
    »Noch nicht. Wahrscheinlich, weil ich noch da
bin.«
    »No und?«
    »Ach, Gumpi, es ist alles so schwierig geworden.
— Es geht nicht mehr zu dritt.«
    Er verstand. »Jetzt is ana zuviel.«
    »Ja.«
    »No — denk ich schon lange. Und Sie wissen schon
wer?«
    »Das ist es ja gerade. Ich hab sie beide so
lieb.«
    Gumpi hatte genug Blumen gepflückt. Er legte den
Strauß neben Karlchen auf die Bank und holte einen Bast zum Zusammenbinden. »Freilein,
hab i eine Schwester in Brinn, was sich auch nicht entscheiden hat megen
zwischen zwa fesche Untroffiziere. No, was is heite? Alte Jungfer is — alte
Schartekn.«
    Karlchen wäre am liebsten bei Gumpi geblieben im
Liegestuhl unterm Kirschbaum, Vogelzwitschern und Bienensummen drumherum.
    Ab und zu fuhr mal ein Zug vorbei, dann ging die
Bahnschranke in der Nähe mit Ping-ping-ping herunter...
    Karlchen faßte einen schweren Entschluß. Allein
bei dem Gedanken an ihr Vorhaben kamen ihr Tränen des Selbstmitleids.
    Sie nahm ihren Blumenstrauß, verabschiedete sich
von Gumpi und fuhr auf den Schmalzlerhof zurück.
    Peter hatte inzwischen die Fensterladen
ausgehängt und strich sie rotweiß. Benedikt versuchte, mit der frisch
gedengelten Sense das hohe Gras im Vorgarten zu mähen.
    Noch waren seine beiden Beine dran.
    »Hört mal zu. Ich habe einen Wunsch«, begrüßte
sie Karlchen. »Wo Prag schon nicht geklappt hat, möchte ich morgen mit euch
nach Passau fahren. Da war ich auf meiner Vertretertour. Passau hat eine
wunderschöne Altstadt.«
    »Ach ja?« Die Begeisterung der beiden hielt sich
in höflichen Grenzen.
    »Wollt
ihr denn nicht einmal mit mir verreisen?« Nichts lieber als das, dachten beide
Männer für sich, aber nicht zu dritt. Es wollte aber auch keiner Zurückbleiben
und die beiden andern allein fahren lassen.
    Also
brachen sie am nächsten Morgen mit Karlchens Kombi auf.
    Gumpis Blumenstrauß fuhr in einem Eimer mit,
weil er ja nicht ungesehen verblühen
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