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Drei sind einer zuviel

Drei sind einer zuviel

Titel: Drei sind einer zuviel
Autoren: Barbara Noack
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durfte. Inzwischen wunderten sich Benedikt
und Peter bei Karlchen über gar nichts mehr. Nur ihr Gepäck gab ihnen zu
denken. Warum nahm sie ihre Koffer mit, wenn sie doch nur einen Tag und eine
Nacht fortbleiben wollten?
    »Kann sein, daß ich anschließend nach Montabaur
fahre«, sagte sie. »Ich hab da was Dringendes zu erledigen.«
    »Und
wir?«
    »Keine
Sorge, euch bringe ich zum Zug.«
    Die Idee fanden beide nicht so gut. Auch nicht,
daß sie Müller-Mallersdorf ebenfalls verlud. Er sah inzwischen wie ein
heruntergekommener Wermutbruder aus. »Soll der etwa mit nach Passau?«
    »Nein, bloß bis zu Gumpis Garten. Er braucht
dringend eine Vogelscheuche für seinen Kirschbaum.«
    Als sie vom Hof fahren wollten, kam der
Briefträger auf seinem Moped den Weg herauf und reichte ihnen zwei Bankbriefe
und das Nebeler Kreisblatt in den Wagen.
    »Wartet hier, ich komm gleich wieder«, sagte
Karlchen, vor Gumpis Grundstück parkend. Mit Müller-Mallersdorf ging sie auf
ihn zu, der sich die erdigen Hände vom Unkrautjäten wischte, bevor er sie
begrüßte. Mallersdorf wurde gegen die Laube gelehnt.
    »Sie vermacht ihm doch tatsächlich die Ruine«,
staunte Benedikt.
    »Alles Gute, Gumpi, vergessen Sie mich nicht.
Ich werde auch oft an Sie denken.«
    Ihre Abschiedsworte stimmten ihn nachdenklich.
»Das mecht so klingen, als ob S’ nicht wiederkommen, Freilein.«
    »Nein. Ich mach jetzt noch einen Ausflug nach
Passau mit ihnen, und dann ist Schluß.«
    »Oj — « Das tat ihm aber leid. »Haben S’ sich
nicht kennen entscheiden fir eine von beiden?« Karlchen zögerte einen
Augenblick, dann sagte sie: »Ich wüßte schon welchen, aber dann ist der andere
unglücklich, und ich könnte auch nicht glücklich werden auf seine Kosten. Ich
müßte immer an ihn denken.«
    Gumpi hatte gewisse Schwierigkeiten, ihren
Gedankengang nachzuvollziehen. »Wenn S’ meinen, Freilein...« Er schüttelte ihr
zum Abschied beinah die Hand ab.
    »Was sagste nu«, staunte Benedikt, »Karlchen
küßt euren Hausmeister.«
    Nachdem sie auch noch Herrn Müller-Mallersdorf
über den Haarfilz gestrichen hatte, kam sie zum Kombi zurück und bestand
darauf, selbst zu fahren.
    »Auf nach Passau!« Sie drückte zweimal die Hupe
durch und gab Vollgas.
     
    Im Laufe der Fahrt hatte Peter genügend
Gelegenheiten, Benedikt zu beneiden, der hinter ihnen saß und nicht so direkt
den möglichen Folgen ihrer Fahrweise ausgeliefert war. Mehrmals zog er die Luft
ein, stützte sich ab, bremste mit den Hacken, kniff den Hintern ein.
    »Hast du etwa Angst?« amüsierte sich Karlchen.
»Hab ich was gesagt?«
    »Nö, aber du tust so.«
    »Warum sollte ausgerechnet heute was passieren,
wo du doch immer so fährst und bisher alles gutgegangen ist«, tröstete sich
Peter blaß.
    »Und Benedikt?«
    Dieser las im Kreisblatt und kraulte
gedankenverloren den Hund auf seinem Schoß.
    »Ihm hat’s die Sprache verschlagen«, grinste
Peter.
    Karlchen
nahm abrupt eine Kurve, bremste. Dann blinkte sie rechts und ordnete sich links
ein. »Das war das Wunderbare an Herrn Müller-Mallersdorf — er hat sich nie
beklagt!«
    Mitten in Passau fand sie zwei Parkplätze
nebeneinander. Das reichte ihr zum Einparken des Kombis.
    Sie stiegen aus und schauten sich um. Karlchen
blätterte in einem Führer.
    »Erst gehen wir zur Nibelungenhalle.«
    »Ich habe was gegen Nibelungen — seit meiner
Schulzeit«, sagte Peter.
    »Und du, Benny?«
    »Ich habe Durst.«
    »Also, ihr macht’s unsereinem wirklich nicht
leicht.«
    Sie standen mitten im Fußgängerstrom. Benedikt
wurde etwas nervös. »Okay, die Nibelungen. Und was kommt dann?«
    »Kirchen. Passau hat elf Stück.«
    »Etwa alle?« fragte Peter bedrückt.
    »Wenigstens den Stephansdom.«
     
    St.
Stephan besitzt die größte Orgel der Welt. 17 000 Pfeifen (in Worten
siebzehntausend) und 215 Register.
    »...und wenn einer alle Register zieht, dann
dröhnt sie dich fromm, ob du willst oder nicht«, erklärte Karlchen die Orgel.
    »Ach, mein Mädchen.« Peter legte den Arm um sie
und zog sie nah an sich heran.
    Karlchen sah sich um: »Wo ist Benedikt?«
    »Ich muß mit dir reden, du!«
    »Bitte, such ihn!« drängte sie.
    »Geht das nicht langsam zu weit? Kaum hab ich
dich endlich mal allein, schon schreist du nach Ben!«
    Sie legte einen Finger auf seinen Mund. »Du
schreist.«
    Er fing ihn mit den Zähnen ein.
    Karlchen machte sich sanft, aber entschieden von
ihm los. »Ich möchte mir jetzt die Kirche anschauen. Bitte.«
    Er sah ein, daß es
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