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Drei Mal täglich

Drei Mal täglich

Titel: Drei Mal täglich
Autoren: Lori Wilde
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davongelaufen?”
    “So schnell wie ein Hund, der sich die Schnauze verbrannt hat”, zitierte Lacy ihre Urgroßmutter. Dann brach sie erneut in Tränen aus.
    “Alles wird gut”, tröstete Janet sie und tätschelte ihr liebevoll den Arm. “Männer sind einfach Schweine.”
    “Nein.” Lacy wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. “Bennett ist kein Schwein. Es war alles mein Fehler.” Sie erzählte den Freundinnen die Sache mit dem Blitz. “Ich habe ihm die Geschichte mit dem Familienmythos zu lange verschwiegen. Und auch, dass meine Urgroßmutter uns mit einem Trick nach West gelotst hat. Danach war es zu spät. Ich kann ihm keinen Vorwurf machen.”
    “Ich schon”, gab CeeCee zurück. “Er hat meiner Freundin wehgetan. Wenn er jetzt hier wäre, würde ich ihm gegen das Schienbein treten und ihn fragen, warum er das Beste, das ihm jemals passiert ist, einfach wegwirft.”
    “Danke für deine Unterstützung.” Lacy setzte sich auf, nahm das Papiertaschentuch, das CeeCee ihr reichte, und putzte sich die Nase. “Aber es ist ganz allein mein Problem. Ich bin diejenige, die auf diese blöde Geschichte mit dem Blitz der Liebe reingefallen ist. Ihr denkt bestimmt, ich hätte schon vor ewigen Zeiten erkennen müssen, dass das alles Quatsch ist.”
    “Es ist immer schwierig, eine Familienlegende abzuschütteln”, meinte Janet verständnisvoll.
    “Ich begreife einfach nicht, dass ich all die Jahre damit verschwendet habe, dass der Blitz der Liebe mich trifft.” Lacy schüttelte den Kopf. “Ich war so dumm. Ich hätte Verabredungen haben können. Flirts, Liebhaber. Ich hätte mir selbst ein Haus kaufen und einen Garten anlegen können. Wozu brauche ich einen Ritter in schimmernder Rüstung, der mir die Welt zu Füßen legt?”
    “Wir fangen von vorne an”, meinte CeeCee zustimmend.
    “Ich habe mich auf ein Glücksspiel eingelassen. Jedenfalls müsst ihr anerkennen, dass ich es versucht habe. Ein einziges Mal habe ich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen, um zu bekommen, was ich will. Ist doch egal, dass es schiefgegangen ist.” Lacy sprach mit fester Stimme, mehr um sich selbst zu überzeugen als ihre Freundinnen. Es musste einen Neuanfang nach dem Desaster geben.
    Doch ihre innere Stimme erzählte ihr das Gegenteil. Sie machte sich etwas vor. Sicher, sie hatte eine Menge gelernt, und sie würde den Verlust überleben. Aber der Mann ihres Lebens, ihr Seelengefährte, den würde sie immer vermissen.
    Sie hatte so lange darauf gewartet, dass der Blitz der Liebe sie traf. Nun, da er sie erwischt hatte und sie gleichzeitig als Häuflein Asche zurückließ, wusste sie nicht, wie weiter. Neunundzwanzig Jahre hatte sie daran geglaubt, dass wahre Liebe alle Probleme überwand. Sie musste sich der Realität stellen. Bennett wollte sie nicht.
    “Nun, wie geht es Ihnen heute Morgen, Mr. Osborne?”, fragte Bennett den Patienten der Herzchirurgie im Boston General Hospital. Er schaute kurz auf das Krankenblatt, das er in der Hand hielt, und ließ dann den Blick zu dem rüstigen Achtzigjährigen wandern, der aufrecht im Bett saß. Seine Frau saß auf einem Stuhl neben ihm. Sie hielten sich bei der Hand.
    Werde ich jemals diese Nähe zu einem anderen Menschen erfahren? fragte sich Bennett und dachte unwillkürlich sofort an Lacy. Er dachte ständig an sie. Gegen seinen Willen. Denn er wollte sich nicht daran erinnern, dass er in jenem kurzen Moment der absoluten Zweisamkeit bei ihr genau jene Wärme und Nähe gespürt hatte. Dieses Gefühl hatte ihm solche Angst gemacht, dass er sofort die Flucht ergriff.
    Der alte Mann legte eine Hand auf sein Herz und lächelte. “Danke, dass Sie meine Pumpe geflickt haben, Doktor.”
    Henry Osborne stammte aus Texas. Sein breiter, weicher Akzent erinnerte Bennett daran, wo er gerade gewesen war. Warum nur schien alles, was er tat, ihn an das zu erinnern, was er zurückgelassen hatte?
    “Ich bin jetzt sechzig Jahre mit meiner geliebten Frau zusammen”, erzählte Henry Osborne unaufgefordert. “Und ich sage Ihnen: das ist noch nicht lange genug.”
    “Ich wette, Ihrer Heirat ist eine lange Zeit des Kennenlernens vorausgegangen”, mutmaßte Bennett. “Sonst wäre Ihre Beziehung nach so langer Zeit sicher nicht mehr so innig.”
    Mrs. Osborne kicherte wie ein Schulmädchen und warf ihrem Mann einen zärtlichen Blick zu. “Oh nein”, erwiderte sie. “Bei uns ging alles ganz schnell. Henry kam nach Boston, weil er dort geschäftlich zu tun hatte. Wir gingen beide zu
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