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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen
Autoren: Lindsey Davis
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erstaunlich lange an mich, wenn man bedachte, wie sehr ich stank. Dann lehnte sie sich ein bisschen zurück, ihre Erleichterung höflich überspielend, um Abstand zu bringen zwischen sich und das stoppelbärtige Wrack mit den tiefen Ringen unter den Augen, das sie liebte.
     
    Lange Zeit sah sie mich nur an. Das konnte ich aushalten.
     
    »Manche Frauen denken, Helden seien etwas Wunderbares«, sinnierte Helena. »Zu Hause sind sie eher eine Plage, wenn du mich fragst. Am schlimmsten finde ich, dass sie so oft unangekündigt verschwinden. Man weiß nie, wann man ihre Wäsche abholen soll oder ob es der richtige Tag ist, wieder ihr Lieblingsobst zu besorgen.«
     
    Ich hatte ein albernes Grinsen im Gesicht, als sich Friede in mir breit machte. Nux, die aus dem Zimmer gerannt war, kam jetzt zurück, mit dem Schwanzende zuerst, und zerrte ihren völlig zernagten Korb als Willkommensgeschenk herein.
     
    Um Helena gerecht zu werden, musste ich ihr erzählen, was passiert war, zumindest in abgekürzter Form. Helena Justina ersparte mir die Mühe, die Worte zu finden, und kam selbst zu den richtigen Schlüssen. »Du hast den Mörder gestellt. Du musstest ihn überwältigen …« Sie berührte einen Bluterguss an meinem Wangenknochen. Ein Nerv zuckte unter der Berührung, aber trotz des Schmerzes lehnte ich mich gegen ihre Hand. »Du bist erschöpft. Hatte er wieder eine Frau entführt?«
     
    » Ja.«
     
    »Claudia war es nicht.«
     
    »Ich weiß. Sie ist also wieder aufgetaucht?«
     
    »Nein, aber hier ist jemand, der weiß, was mit ihr geschehen ist.«
     
    »Dein Bruder?«
     
    »Nein, Aulus ist beleidigt nach Hause gestapft. Gaius!«
     
    Gleich darauf schlurfte mein nichtsnutziger Neffe mit einem seltsam schüchternen Ausdruck im Gesicht herein. Diesmal war er sogar sauberer als ich. Ja, er sah so aus, als hätte Helena ihn hier behalten, ihn aufgepäppelt und ihn zu völlig unvertrauten Hygienemaßnahmen angehalten in der Zeit, die ich fort gewesen war.
     
    Sie redete leise auf ihn ein. »Sag Onkel Marcus alles, was du mir und meinem Bruder Aelianus über die Nacht beim Circus Maximus erzählt hast.«
     
    Gaius schien zu denken, er würde Prügel bekommen. Helena hatte mir das Baby abgenommen, und ich hing nur schlaff auf meinem Hocker, ließ ihn sehen, dass nichts auf der Welt mich von hier hochbringen würde. Außerdem lag Nux quer über meinen Füßen.
     
    »Helenas Bruder …«
     
    »Aelianus?«
     
    »Nein, der andere.«
     
    »Justinus? Der ist im Ausland.«
     
    »Jetzt schon«, rief Helena mit ungewöhnlichem Nachdruck.
     
    Gaius riss sich zusammen und sprudelte alles heraus. »Justinus kam mit einem kleinen Karren angefahren, als ich dir bei der Überwachung half. Ich sah ein Mädchen aus dem Circus rennen. Er schien sie zu erwarten. Sie sprachen kurz miteinander, dann gab er ihr einen dicken Kuss, hob sie in den Karren, und sie rasten davon.«
     
    »Und das Mädchen war …«
     
    »Claudia Rufina«, bestätigte Helena. »Der schlimme Junge. Quintus ist mit der reichen Braut seines Bruders durchgebrannt. Und weißt du was, Marcus?«
     
    Ich erriet es. »Deine edle Familie gibt mir die Schuld daran?«
     
    Ich war selbst zum Lachen zu müde.
     
     
    Gaius warf uns vor, wir würden das Baby erdrücken, nahm es uns vorsichtig ab und trug es zum Spielen in das andere Zimmer. Als Reaktion auf seine ruppige Autorität hörte Julia sofort zu schreien auf.
     
    Ich saß einen Moment lang da und schaute mich in der einfachen Wohnung um, die ich mein Zuhause nannte. Sie sah ungewöhnlich sauber und ordentlich aus. Auf dem Tisch, neben der arg mitgenommenen Schriftrolle meiner immer wieder überkritzelten Oden, die Helena zu ihrem Trost gelesen hatte, standen mein Lieblingsbecher und meine Lieblingsschüssel, direkt vor dem Hocker, auf dem ich zu sitzen pflegte, als könnten sie für meine sichere Heimkehr garantieren. Daneben lag ein Dokument, das ich als den Kaufvertrag für den Bauernhof in Tibur erkannte, den ich zu erwerben versprochen hatte. Helena hatte den Kauf organisiert. Ich öffnete das Tintenfass, griff nach einer Feder, tauchte sie rasch ein und unterschrieb.
     
    »Du hast ihn noch nicht gelesen«, wandte Helena ruhig ein.
     
    »Nein, aber du.«
     
    »Du bist zu vertrauensselig, Falco.«
     
    »Ach ja?«
     
    »Ich werde dich morgen dazu zwingen, ihn zu lesen.«
     
    »Das ist der Grund, warum ich dir vertraue«, sagte ich lächelnd.
     
    Ein weiteres Desaster bahnte sich an. Helena ging
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