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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen
Autoren: Lindsey Davis
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Reise durchgerüttelten Amphore spanischen Weins teilten, konnten sich anlehnen, ohne ihre Tuniken zu beschmutzen. Wenn Petronius und ich zu dem Fest zurückschlurfen würden, das in meiner Wohnung im Gange war, würde nichts darauf hindeuten, wo wir gewesen waren.
     
    Ich hatte die Amphore in das leere Becken gelegt, mit der Spitze nach unten, damit wir sie nur zu kippen brauchten, um die Becher zu füllen, mit denen wir uns weggeschlichen hatten. Wir hatten schon ordentlich zugelangt. So betrunken, wie wir bei unserer Rückkehr sein würden, konnte es uns egal sein, was die anderen sagten, außer die Standpauke fiele ungewöhnlich scharf aus. Was gut möglich war, wenn Helena Justina bemerkt hatte, dass ich verschwunden war und sie mit dem Rest der Bagage allein gelassen hatte.
     
    Der Brunnen stand in der Schneidergasse. Wir hatten uns absichtlich ein Stück von meiner Wohnung in der Brunnenpromenade entfernt, damit meine Schwäger uns bei einem Blick auf die Straße nicht entdecken und sich uns aufdrängen würden. Keiner von ihnen war zu dem heutigen Fest eingeladen, aber sobald sie davon gehört hatten, waren sie wie die Fliegen über uns hergefallen. Sogar Lollius, der Bootsmann, der sonst nie auftauchte, hatte seine hässliche Visage zur Tür hereingestreckt.
     
    Abgesehen davon, dass er in angenehmer Entfernung von meiner Wohnung lag, war der Brunnen in der Schneidergasse ein guter Platz zum Anlehnen und Herzausschütten. Die Brunnenpromenade hatte keinen eigenen Brunnen, genauso wenig wie Schneider in der Schneidergasse ihrem Handwerk nachgingen. Tja, so ist das eben auf dem Aventin.
     
    Ein oder zwei Passanten, die uns in der falschen Straße entdeckten, nahmen an, dass wir über unsere Arbeit sprachen. Sie bedachten uns mit Blicken, die man sonst nur zerquetschten Ratten auf der Landstraße zuwarf. Wir waren beide durchaus bekannt im Dreizehnten Bezirk. Wenige hatten etwas für uns übrig. Manchmal arbeiteten wir zusammen, obwohl die Verbindung des öffentlichen mit dem privaten Sektor eher schwierig war. Ich war Privatermittler und kaiserlicher Agent, gerade zurück von einer Reise in die spanische Provinz Baetica, wofür ich weniger Honorar bekommen hatte als vereinbart, was ich allerdings durch eine raffiniert ausgeklügelte Spesenabrechnung wieder wettgemacht hatte. Petronius Longus lebte von einem festen Gehalt. Er war Ermittlungschef einer Kohorte der Vigiles in diesem Bezirk. Nun ja, für gewöhnlich schon. Nur hatte er mich gerade mit der Eröffnung verblüfft, dass er vom Dienst suspendiert worden war.
     
     
    Petronius nahm einen kräftigen Schluck Wein und stellte dann seinen Becher vorsichtig auf den Kopf der steinernen Maid, die die Nachbarschaft mit Wasser versorgen sollte. Petro hatte lange Arme, und sie war eine kleine Nymphe, dazu auch noch mit einer leeren Muschel. Petro war ein großer, muskulöser, normalerweise ruhiger und kompetenter Bürger. Jetzt starrte er niedergeschlagen auf die Gasse hinaus.
     
    Ich füllte meinen Becher nach. Das gab mir Zeit, seine Eröffnung zu verdauen und zu überlegen, wie ich reagieren sollte. Schließlich sagte ich gar nichts. Auszurufen: Ach du je, alter Freund! oder: Bei Jupiter, mein lieber Lucius, ich kann nicht glauben, was ich da gerade gehört habe!, war zu abgedroschen. Wenn er mir die Geschichte erzählen wollte, dann würde er es tun. Und wenn er es vorzog, sie lieber für sich zu behalten, auch gut. Er war mein bester Freund, und ich würde so tun, als nähme ich es hin.
     
    Ich konnte mich später bei anderen erkundigen. Was auch immer geschehen war, er würde es mir nicht lange verheimlichen können. Ich verdiente mein Geld damit, die pikanteren Einzelheiten von Skandalen herauszufinden.
     
    Die Schneidergasse war typisch für den Aventin. Gesichtslose Mietskasernen erhoben sich über einer dreckigen, einen Karren breiten Gasse, die sich vom Emporium unten am Tiber hier auf der Suche nach dem Tempel der Ceres hinaufschlängelte, nur um sich dann irgendwo auf den steilen Hügeln über dem Pons Probi zu verlieren. Halb nackte Kinder spielten mit Steinchen neben einer fragwürdig aussehenden Pfütze und würden sich jedwedes Fieber zuziehen, das in diesem Sommer in Rom grassierte. Irgendwo über unseren Köpfen dröhnte eine Stimme und erzählte einem schweigenden Zuhörer eine endlose, nichts sagende Geschichte; es hätte mich nicht gewundert, wenn der arme Mensch durchgedreht und zum Hackmesser gegriffen hätte. Wir standen tief im
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