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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen
Autoren: Lindsey Davis
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bringen. Das Cisium war breit genug, dass sie ausgestreckt hatte liegen können, und die Stricke hatten die Zirkulation nicht völlig abgeschnitten, sonst hätte sie nicht überlebt. Als sie wieder Gefühl in den Gliedern hatte, krümmte sie sich vor Schmerzen. Erst in ein oder zwei Tagen würde sie stehen und gehen können. Offenbar hatte er ihr sexuell nichts angetan, aber sie hatte damit gerechnet. Das musste schon schrecklich genug gewesen sein.
     
    Bevor sie richtig begriff, wo sie war, krächzte sie schon wütend los. Angesichts dessen, was ich vorzufinden befürchtet hatte, hätte sie von mir aus so viel fluchen können, wie sie wollte. Nachdem sie zwei Tage lang gefesselt und vierzig Meilen in einem dunklen, engen Kasten durchgerüttelt worden war, Hunger und Durst leiden musste, sich von dem Gerüttel übergeben hatte und gezwungen war, sich zu beschmutzen, während sie die ganze Zeit erwartete, dasselbe Schicksal zu erleiden wie die anderen von Thurius zerstückelten Frauen, hatte selbst Flaccida das Recht, wütend zu sein. Sie musste gedacht haben, dass keinem ihre Abwesenheit auffallen, und wenn doch, man sie nie aufspüren würde. Sie war gewitzt genug, bemerkt zu haben, dass Rubella die Überwachung eingestellt hatte. Ihre Familie hatte keine Ahnung, wo sie jetzt wohnte. Von ihren verprügelten Sklaven konnte man kaum erwarten, dass sie ihr Verschwinden melden würden; die waren sicher froh gewesen, in Ruhe gelassen zu werden. Wie so viele andere vor ihr war sie ohne jede Spur aus Rom verschwunden. Als ihr schließlich klar wurde, wie knapp sie entkommen war, wurde sie still und verfiel in einen tiefen Schockzustand.
     
    Flaccida hier zu finden löste das Rätsel um den Verbleib von Aelianus’ Verlobter nicht, aber es ließ hoffen, dass das Schicksal der jungen Claudia weniger schrecklich war.
     
    »Was nun?«, erkundigte sich Frontinus. Er hatte mir kurz berichtet, wie Aelianus zu ihm gekommen war, voller Tatendrang und bereit, sofort loszureiten. Frontinus hatte ihn zu Marponius geschickt, um die Sache mit dem Haftbefehl zu klären, während er selbst, praktisch, wie er nun mal war, mir gleich nach Tibur gefolgt war. »Die Städtischen Kohorten und meine Leute sollten in Kürze hier sein. Für die Frau lässt sich sicher ein Transportmittel finden, sobald sie sich einigermaßen erholt hat, aber ich würde diesen Schweinehund gerne schnellstens einem Richter vorführen.«
     
    Das war mir nur recht. Ich wollte nach Hause.
     
    Und was Thurius betraf, da hatte ich mir schon ausgedacht, wie wir ihn zurückbringen konnten. So, dass es für uns sicher war, unerfreulich für ihn und äußerst angemessen. Ich achtete sorgfältig darauf, ihn nicht umzubringen. Ich wickelte ihn in die ekligsten alten Planen, die ich finden konnte, von Kopf bis Fuß. Ich fesselte ihn fest genug, dass er leiden musste, aber nicht so fest, dass seine Blutzirkulation abgeschnitten war und er sterben würde. Dann schloss ich ihn in dem Kasten auf dem Cisium seines Herrn ein. Frontinus und ich fuhren damit zurück nach Rom. Wir nahmen uns dafür zwei Tage Zeit und ließen Thurius während der ganzen Fahrt eingesperrt in dem Kasten.
     

LXIV
    Endlich zu Hause.
     
    Helena hatte mich nicht hereinkommen hören. Als das Baby zu schreien und der Hund zu winseln begann, rappelte sie sich mühsam auf und hob ihren Kopf von den Armen, die sie auf den Tisch gelegt hatte. Ich sah, dass sie in einer verzweifelten Stimmung war. Sie hatte meine Lyrik gelesen.
     
    »Rühr dich nicht«, sagte ich. »Ich habe Julia, und Nux hat mich.« Die Hündin hatte sich an mein Bein gehängt, umklammerte mein Knie mit beiden Pfoten, selbst als ich den Raum durchquerte. Angeblich sollte das Zuneigung ausdrücken, obwohl sie einen Einbrecher damit wohl in Schach hätte halten können.
     
    »Sie heißen dich als Helden willkommen!«
     
    Ich zuckte zusammen, als Julia so richtig loslegte. Nux hüpfte auf und ab und umkreiste mich wie verrückt. »Odysseus ist das nie passiert.«
     
    Dann hielt ich sie beide umschlungen, einen Arm um jede, während ihre Tränen auf meine abscheulich dreckige Tunika tropften. Ich hätte mich erst waschen sollen, aber ich hatte das dringende Bedürfnis, diese beiden fest an mich zu drücken. »Ich sollte baden – doch ich wollte zuerst nach Hause kommen.« Jetzt, da ich hier war, würde es mir schwer fallen, wieder wegzugehen. Außerdem war ich viel zu müde.
     
    Helena murmelte etwas Unverständliches und klammerte sich
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