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Drei Hände Im Brunnen

Drei Hände Im Brunnen

Titel: Drei Hände Im Brunnen
Autoren: Lindsey Davis
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Falco.«
     
    Dann ließ ich mir von ihm aufhelfen, während der Exkonsul unseren Gefangenen mit seinem Fuß in dessen Nacken zu Boden hielt.
     
    Das war alles gut und schön. Wir fühlten uns wie Helden. Aber jetzt mussten wir versuchen, Claudia zu finden.
     

LXIII  
    Thurius weigerte sich zu sprechen. Ich hatte das Gefühl, dass er auch in Zukunft nichts sagen würde. Manche wollen mit ihren Taten prahlen, andere streiten bis zum bitteren Ende alles ab. Thurius war offensichtlich der schweigsame Typ.
     
    Nicht bereit, ihn aus den Augen zu lassen, fesselte ich ihm mit meinem Gürtel die Hände auf dem Rücken, bevor wir ihn bäuchlings auf das Pferd des Konsuls luden. Ich erzählte Frontinus von der Hütte, die ich am Fluss entdeckt hatte. Wir nahmen Thurius mit und kämpften uns durch den Wald zurück.
     
    Als wir uns dem Schuppen näherten, sah ich zu meiner Überraschung, dass die Tür offen stand. Davor hockte Bolanus auf dem Boden, grün und blau geschlagen, und schüttelte den Kopf. Als er uns bemerkte, kam er wankend auf die Füße. Ich lief zu ihm, um ihn zu stützen.
     
    »Da drinnen …« Er taumelte und schien wie benebelt. »Ich bin ihm gefolgt, sah, wie er sie da reinschleppte – ich habe gebrüllt. Er kam raus und hat sich auf mich gestürzt. Gleich darauf haben wir euch im Wald gehört. Ich hab ihn vertrieben, aber ich wurde immer schwächer. Ich konnte euch noch im Wald hören. Dann bin ich in die Hütte gekrochen und an der Tür zusammengeklappt. Ich wusste, dass ich ihn am Reinkommen hindern musste …«
     
    »Sie waren die ganze Nacht da drinnen? Gute Götter, setzen Sie sich …«
     
    Bolanus deutete nur verzweifelt auf die Hütte. Frontinus und ich sahen uns an und richteten dann den Blick auf den Schuppen.
     
    Zu dritt näherten wir uns dem windschiefen Eingang. Die frische Luft hatte den üblen Geruch nicht vertrieben. Jetzt, bei Tageslicht, sahen wir die entsetzliche Wahrheit – der dunkle Fußboden, deutlich beschmiert mit altem, geronnenem Blut; das Hackmesser, das an einem Nagel hing, scharf, sauber und mit einem von jahrelangem Gebrauch dunkel gewordenen Griff; die Reihe der Schlachtermesser; der verfärbte Eimer; die ordentlich aufgeschichteten Säcke, bereit für das nächste grausige Abenteuer; die zusammengerollten Stricke. Und das neueste Opfer.
     
    Als ich die niedrige Bank sah, auf der er sie abgeladen hatte, entrang sich meiner Kehle ein erstickter, verzweifelter Schrei. Hingeworfen wie eine Lumpenpuppe, lag dort ein Bündel, menschlich in Größe und Form, mit einer Plane bedeckt und bewegungslos. Wir hatten sie endlich gefunden. Ich musste mich abwenden.
     
    Frontinus drängte sich an mir vorbei und betrat die Hütte.
     
    »Ich kenne sie.« Ich war wie versteinert. Bolanus warf mir einen entsetzten Blick zu, berührte meinen Arm und folgte dem Konsul.
     
    Sie brachten das Bündel heraus, legten die Frau sanft auf den Boden und drehten sie zur Seite, um an ihre Arme zu kommen, die auf dem Rücken gefesselt waren. Frontinus bat um meinen Dolch, und ich gab ihn ihm. Vorsichtig und sorgsam führte er die Spitze unter die Stricke und schnitt sie durch. Er befreite ihre Arme, Beine und den Körper. Ich überwand mich und half ihm, sie vorsichtig auf den Rücken zu drehen, um ihr das dreckige Tuch vom Gesicht und den Knebel aus ihrem Mund zu nehmen.
     
    Wir hoben das Tuch an. Nachdem wir sie nun der frischen Morgenluft der Sabinerberge ausgesetzt hatten, zwang ich mich, sie anzuschauen.
     
    Mein Magen hob sich. Strohiges blondes Haar, verschmierte Schminke auf der schlaffen Gesichtshaut, eine kitschige teure Halskette aus dicken Goldsträngen und monströsen Brocken geschliffener Blutsteine – mein Hirn konnte es kaum aufnehmen. Ich erkannte, dass es nicht Claudia war.
     
    »Sie lebt!«, rief Frontinus, den Puls an dem faltigen Hals ertastend.
     
    Dann öffnete sie die Augen und stöhnte. Als sie mit schmerzverzerrtem Gesicht in das helle Tageslicht blinzelte, akzeptierte ich die erstaunliche Tatsache: Wir hatten Cornelia Flaccida gerettet.
     
     
    Es dauerte lange, sie ganz wieder zu sich zu bringen, aber sobald sie uns erkennen konnte, sah sie aus, als wollte sie uns übel beschimpfen und sich auf der Stelle auf Thurius stürzen. Er konnte sich glücklich schätzen, dass sie nach der zweitägigen Tortur, eingesperrt in die Kiste des Cisiums, nur hilflos dazuliegen vermochte und qualvoll aufschrie, als wir versuchten, ihre Blutzirkulation wieder in Gang zu
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