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0923 - Ice Road Shockers

0923 - Ice Road Shockers

Titel: 0923 - Ice Road Shockers
Autoren: Simon Borner
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Die Stimme aus dem Lautsprecher seines kleinen CB-Funkgerätes war wieder da, überschüttete ihn mit gehässigen Kommentaren und Obszönitäten. Dan hatte das Gerät der Marke Cobra vor Stunden in einer Geste der Verzweiflung von der Decke seines Führerhauses gerissen und in die Ecke gepfeffert - es hatte also weder Strom noch eine Verbindung zur Antenne -, und trotzdem hörte er den Unheimlichen nach wie vor laut und deutlich. Frank The Crank.
    Ein eisiger Schauer lief über den Rücken des jungen Truckers, kalter Schweiß rann seine Stirn hinab und verfing sich in seinen Brauen.
    Abermals drangen die Kampfgeräusche von draußen an sein Ohr - ein Keuchen und Klopfen, hart und unerbittlich. Bald würden sie hier sein, und dann gab es nichts mehr, was ihm noch helfen konnte. Dann hatten sie ihn.
    Was immer Sie tun, Zamorra , dachte Dan zitternd und schluckte trocken, tun Sie's schnell. Bitte!
    Kapitel 1 - Dellinger: Falsche Zeit, falscher Ort
    Er war anders geworden, das wusste er. Schwächer, hilfloser. Etwas war ihm widerfahren. Es hatte eine Zeit vor dieser gegeben, und sie war besser gewesen. Eine Zeit, in der er… ja, was? Regiert hatte? In der sein Wille über das Wohl und Wehe von Millionen entschied?
    Er glaubte es zumindest. Es war nicht mehr als ein Gefühl… und doch blieb es da. Er spürte einfach, dass der Empfindung Wahrheit anhaftete. Er hatte regiert. Einstmals. Über Leben und Tod, über Seelen. Nur wann? Wo? Schwache Erinnerungsfetzen, flüchtig wie der Wind… Heiß war es dort gewesen, feurig. In der Luft ein Duft von Schwefel. Oh, er hatte diese Zeit genossen. Doch dann war das Dunkel gekommen.
    Er wusste nicht mehr, wie lange es gedauert hatte. Äonen, qualvoll und scheinbar unendlich. Dort, wo er sich während jener unglücklichen Zeit befunden hatte, war das Konzept Zeit vollkommen bedeutungslos gewesen. Aber was immer diese Sphäre gewesen war, er hatte sie verlassen. Wie, warum - auch das vermochte er nicht zu sagen. Er entsann sich dessen ebenso wenig, wie er über seine Existenz vor der Schwärze hätte Auskunft geben können.
    Nein, es gab nur zwei Dinge, die ihm noch vollends bewusst waren: Erstens, dass er wieder existierte. Er hatte sich aus dem Nichts in ein Gegenteil von Nichts zurückgekämpft, und das war gut. Und zweitens wusste er, dass es dort, wo er gelandet war, kalt war. Bitterkalt.
    Auch dafür würde er sie bezahlen lassen.
    ***
    Fort Providence, 1934
    Jack Dellinger fröstelte. Ein eisiger Nordwind schlug dem 36-Jährigen entgegen, als er aus der kleinen Bretterbude hinaus auf das trat, was in dieser surreal anmutenden, gottverlassenen Gegend als Straße durchging. Der doppelte Whisky, den er eben getrunken hatte, um sich zumindest innerlich warm halten zu können, brannte unangenehm in seiner Kehle und verursachte ihm Sodbrennen.
    Es war dunkel in Fort Providence, nah an Mitternacht, und vor der Handvoll mondbeschienener Häuser rund um die ehemalige Poststation in den kanadischen Nordwest-Territorien war kein Mensch mehr zu sehen - außer ihm. Dellinger schlug den Kragen seines Mantels hoch und fluchte leise. Was hatte er sich nur dabei gedacht, hierher zu kommen? Ausgerechnet…
    Vier Wochen war es her, dass er Seattle verlassen hatte und nach Norden gefahren war, immer weiter und weiter. Auf der Suche nach einem Schicksal, von dem er nun - inmitten der eisigen und unwirtlichen Umgebung des ländlichen Kanadas - nicht mehr sicher war, ob er es überhaupt wollte.
    Welchen Wert hatte Gold schon, wenn man dafür seine Zehen, Finger oder andere Körperteile an den Frost verlor, vom Leben selbst ganz zu schweigen? Welchen Wert hatte es, wenn man sich dafür tagein, tagaus dieser Gesellschaft aussetzte?
    Dellinger hätte nie gedacht, dass er sich mal nach den verfluchten Suppenküchen zurücksehnen würde, doch es fehlte nicht mehr viel. Dessen war er sich sicher.
    Seine festen Stiefel knirschten auf der dichten Schneedecke und sein Atem, ein dünnes weißes Wölkchen vor seinem Mund, benetzte seinen dichten, dunklen Vollbart und gefror. Die kalte Luft schmerzte an den Zähnen und auf dem bisschen Haut, das nicht von dicken Stoff- und Pelzlagen bedeckt war, mit denen er der unmenschlichen Witterung zu trotzen versuchte. Seine Nase schien gefroren, seit er den jämmerlichen Saloon verlassen hatte, und ein irrationaler Teil seines Verstandes bezweifelte, dass sie je wieder auftauen würde.
    Schweigend schritt er zu dem Wohnwagen am Rande der Siedlung, einem klobigen
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