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Dreck

Dreck

Titel: Dreck
Autoren: Garry Disher
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im großen Stil, Mord und Totschlag. Die Vertreter der Justiz hatten schon längst aufgegeben, den Mesics auf der Straße das Handwerk legen zu wollen, und konzentrierten sich stattdessen auf die Beweisführung in puncto groß angelegter Steuerhinterziehung. Auch da waren die Ermittlungen allerdings ins Stocken geraten. Wyatt war das alles völlig gleichgültig. Doch nachdem er nun wusste, hinter wem er her war und womit er zu rechnen hatte, begann er augenblicklich, Pläne zu entwickeln, wie er an seine Beute herankam.
    Ihm kam das weder merkwürdig noch weltfremd vor. Die Mesics hatten sein Geld und er wollte es wiederhaben, so einfach war das. Nicht eine Sekunde dachte er daran, dass er scheitern oder den Moment nicht mehr erleben könnte.
    »Hap«, rief er, »Trigg hat eine Menge Kohle von dem Überfall auf den Transporter eingesackt, aber du hast die Drecksarbeit für ihn gemacht. Was du dafür bekommen hast, ist garantiert nur ein Hühnerschiss.«
    »Ich weiß, was du vorhast«, sagte Happy. »Aber das läuft nicht.« Es war die längste Wortformation, die Wyatt diesen Mann je hatte artikulieren hören.
    Er schloss die Augen und beendete den Dialog. Einige Minuten später tauchte Trigg auf. Wyatt öffnete die Augen und sah auf. Um Triggs Augen und Mund zuckte es unablässig. Er war puterrot im Gesicht. »Nur noch verdammte Gaffer überall, kaufen sollen die! Los, Happy, wir müssen an das Zeug ran!« Maliziös grinste er zu Wyatt hinüber. »Hier ist alles, Kleiner, ein Kasten voller Fickfilmchen und ein Kühlschrank randvoll mit Glückspillen. Schade, dass du nichts davon haben wirst.«
    »Pass auf, Hap, halt dich von Löchern und Gruben fern«, rief Wyatt ihm nach. »Und behalte den kleinen Scheißkerl immer gut im Auge.«
    »Halt die Schnauze«, keifte Trigg.
    Als sie draußen waren, untersuchte Wyatt die Tür von innen. Wie zu vermuten war: reinste Zeitverschwendung. Er legte sich wieder hin und fragte sich, ob psychologische Kriegsführung wirklich helfen würde, ihn hier raus zu bringen.

Neununddreißig
    Sechsunddreißig Stunden verbrachte er im Container. Von Zeit zu Zeit sah Happy nach ihm, brachte Wasser und etwas zu essen. Soweit möglich, wollte Wyatt ihn immer wieder in ein Gespräch verwickeln, doch er wollte nicht anbeißen. Wyatt ließ alle Hoffnung fahren, den Hünen gegen Trigg aufzuhetzen. Er lag einfach in der Finsternis des Containers und versuchte, sich an die Stille zu gewöhnen.
    Jäh überfiel ihn immer wieder der Schlaf. Während der Nacht fror er, und die dünne Schaumstoffmatratze war eine Zumutung. Als Happy am Sonntagmorgen nach ihm sah, beschwerte er sich bei ihm. »Ein paar Kissen oder ein Stuhl wären gut, Hap.«
    Happy konnte ein Grinsen kaum unterdrücken. »Das bringt’s jetzt auch nicht mehr«, meinte er lakonisch.
    Wyatt zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Dann erzähl mir – wie wirst du’s machen, Hap? Noch ein Loch graben?«
    Happy schüttelte seinen Riesenkopf. »Unfall. Hallam Gorge.«
    Hallam Gorge war eine wüste Schlucht einige Kilometer nördlich von Goyder. Während einer Landvermessungstour war Wyatt einmal mit einem Bauinspektor der Brava-Construction dort vorbeigekommen. Die Straße verengte sich an dieser Stelle unvermittelt und das einzige, was sie vom finalen Todessturz getrennt hatte, war eine kümmerliche Leitplanke. Das also hatten Trigg und Happy mit ihm vor. Er konnte gut verstehen, worin der Reiz dieses Vorhabens bestand. Je später sie aufbrachen, desto weniger Leute bekamen überhaupt irgendetwas mit. Am Montagmorgen würde dann irgendjemand die demolierte Leitplanke bemerken und die Polizei verständigen. Die wiederum würde dann die traurigen Überreste des Schleppers und des Lohntransporters in der Schlucht bergen und Wyatts Leiche im Fahrerhaus finden. Endlich konnten sie dann ihre Akten schließen. Sie würden annehmen, Wyatt habe sich die ganze Zeit dort in der Nähe versteckt gehalten, dann, als er dachte, die Luft sei rein, habe er sein Versteck verlassen, vermutlich die Kurve falsch eingeschätzt und sei durch die Leitplanke gerast. Weiterhin würden sie nun nur noch den Mann vom Wachschutz vermissen und davon ausgehen, dass er mit der Kohle abgehauen sei. Sie würden die üblichen Kontaktmänner auf ihn ansetzen, die Passagierlisten der Flughäfen durchgehen und sein Fahndungsfoto in den Medien veröffentlichen. Wyatts Spur würde sie zur Brava-Construction führen – sofern die menschlichen Überreste eine Identifikation nach
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