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Dreck

Dreck

Titel: Dreck
Autoren: Garry Disher
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fluoreszierender Farben an jeder Ecke, besonders an den Scheiben des Showrooms, hatte einst niemand ernsthaft Einhalt geboten. Die Autos bleckten ihre chromblitzenden Kühlergrillzähne, als Wyatt ganz langsam an dem Gebäudekomplex entlangfuhr. Er bog rechts um die Ecke, dann wieder rechts, einmal um den Block herum. Keinerlei Lebenszeichen – keine Wachschutzpatrouillen, nirgends bissige Schäferhunde oder marodierende, liebestolle junge Männer.
    Vor der Service-Station parkten einige Wagen. Am nächsten Morgen würden sie gewartet oder ein bisschen frisiert werden, vermutete Wyatt. Er stellte Lettermans Valiant ebenfalls dort ab, stieg aus und schloss die Fahrertür.
    Das Bürogebäude ließ er zunächst links liegen. Möglicherweise türmte sich dort das Geld, doch zuerst musste er herausfinden, ob seine Spekulationen in Bezug auf die Ereignisse der letzten sechsunddreißig Stunden in die richtige Richtung liefen.
    Er nahm die Gebäude dahinter unter die Lupe. Zwei Wellblechschuppen, beide groß genug, um einen Laster unterzustellen, und neben einem Schiffscontainer ein schmales Fertighaus, mehr eine Hütte. Zwei kleine Betonstufen führten dorthin, die Tür- und Fensterrahmen waren aus Aluminium und die Fenster mit bauschigem Tüll dekoriert. Wyatt brauchte eine Weile, um den Zweck dieses Ensembles zu begreifen. Bis er die unmissverständlichen Geräusche von knarzenden Bettfedern vernahm: Da drin schlief einer.
    Allerdings machte es nicht den Eindruck, als handelte es sich um Triggs bevorzugte Schlafstätte. Eher um die eines Hausmeisters, Mechanikers oder Nachtwächters. Was auch immer, Wyatt schloss messerscharf, dass er auf der Hut sein musste. Er schlich über den Hof zum Eingang des ersten Schuppens. Eine große Schiebetür und eine kleine Metalltür an der Seite, beide verriegelt, mehrere Fenster, jedoch alle in einer Höhe, dass Wyatt sie nicht so ohne weiteres erreichen konnte.
    Er versuchte es mit dem anderen Schuppen. Das gleiche Lied.
    Er ging um den zweiten Schuppen herum und suchte dabei den Boden nach etwas Verwertbarem ab. Der erste Draht, den er fand, erschien ihm zu starr. Doch der zweite war in Ordnung. Er war gerade im Begriff, einen soliden Haken zu formen, als plötzlich der Himmel über ihm einstürzte. Ein Paar brutaler Arme griffen zu und schmetterten ihn, den Kopf voran, gegen die Seitenwand des Schuppens. Er ging in die Knie und fiel zur Seite. Irgendjemand durchsuchte seine Taschen und fand die .38er. Schwere Stiefel bearbeiteten seine Magengrube und trampelten ihm auf die Finger.
    Wyatt versuchte, irgendwas zu erkennen, doch der Schmerz zerriss ihn förmlich. Aus einer Wunde am Kopf floss Blut direkt in seine Augen. Er musste husten, wollte sich aber auf die Gestalt, die ihn zusammengeschlagen hatte, konzentrieren.
    Der Mann schien keinen Hals zu haben. Wie ein runder Fels saß der Kopf auf dem Rumpf. Der Typ schien riesig und beobachtete Wyatt völlig gelassen. Trotz seiner Körpergröße wirkte er wendig. Er trug Mechanikerkluft und hatte die unglücklichsten Augen, die Wyatt je gesehen hatte.
    Keine Spur von der .38er. Vermutlich hatte sie der Riese irgendwo in seinem Overall verstaut. Wyatt mühte sich hoch, unsicher, wie der andere reagieren würde. Als der jedoch nichts unternahm, war ihm klar, dass der Hüne sich noch ein bisschen mit ihm vergnügen wollte.
    Von der Größe war der andere klar im Vorteil. Wyatt hoffte, diesen Vorteil durch Auszehrung ins Gegenteil verkehren zu können. Er entfernte sich von der Wellblechwand und fing an, den anderen zu umkreisen, ihn zu möglichst erfolglosen Versuchen, ihn zu fassen, herauszufordern, um ihn langsam zu zermürben.
    Der Hüne ließ sich auf nichts ein. Er klebte an seinem Platz, drehte nur leicht den Körper, während Wyatt seine Kreise zog und dabei seine restlichen Energien zu verpulvern drohte.
    Wyatt ging zum Angriff über. Blitzschnell schoss er vor, täuschte mit der Linken an und wollte mit der Rechten zuschlagen. Doch anstatt die Kehle zu treffen, krachte er mit der flachen Hand gegen einen monströsen Oberarm. Er fühlte einen stechenden Schmerz in seiner Kopfwunde, als der andere noch einmal draufschlug.
    Wyatt sprang zurück. Ihm war klar, dass sich der Hüne fortan auf diese Kopfwunde konzentrieren würde. Er umkreiste ihn wieder, indem er wie ein Boxer im Ring umher tänzelte. Alle Muskeln waren angespannt, er suchte nach einem Einfallswinkel. Erneut schoss er vor, bäumte sich auf, als wollte er seinen Fehler
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