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Dreck

Dreck

Titel: Dreck
Autoren: Garry Disher
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näherte er sich nur vorsichtig. Am Büro wartete er kurz. Das Seitenfenster war verschlossen. Er prüfte die Eingangstür. Ebenfalls verschlossen. Ein mit Reißzwecken angebrachter Zettel informierte die Besucher in dürren Worten: ›Bin nächste Woche zurück.‹ Dem war in krakeliger Schrift hinzugefügt worden: ›Einbruch zwecklos, da kein Geld im Büro‹.
    Auf den ersten Blick gab es keine Anzeichen für eine Alarmanlage. Wyatt versuchte, sich an den ersten und einzigen Besuch bei Tobin zu erinnern. Er war sich ziemlich sicher, dass er keine Drahtvorrichtungen, Kameras oder elektronische Wegemelder gesehen hatte.
    Die Scheibe des Seitenfensters war mit einem Drahtverhau gesichert, und am Eingang des Gebäudes wollte er nicht beobachtet werden. Also beschloss er, durch die Hintertür einzubrechen.
    Tobin war nicht da. Die Luft roch muffig, hier war tagelang nicht gelüftet worden.
    Wyatt machte sich an die Arbeit. Ihm blieb keine andere Wahl. Nachdem er ein weiteres Mal nachgeschaut hatte, ob sich Autoscheinwerfer dem Gelände näherten, knipste er Tobins Schreibtischlampe an und zog den Lampenschirm bis auf wenige Zentimeter auf die Tischplatte herunter. Bei gedämpftem Licht durchwühlte er Tobins Schubladen und Aktenordner.
    Am Anfang war ihm völlig unklar, wonach er eigentlich suchte. Doch dann wusste er, dass er es gefunden hatte, als er ein schmuddeliges Adressbuch in den Händen hielt. Dem konnte er entnehmen, mit wem sich Tobin so die Zeit vertrieb.

Siebenunddreißig
    Der Wagen war ordnungsgemäß gemietet, also bestand kein Grund, sich einen anderen klauen zu müssen. Die optischen Veränderungen seines Äußeren verringerten die Gefahr, durch lästige Schlaumeier und neugierige Bullen aufgehalten oder von ihnen erkannt zu werden. Doch für eine Leiche im Kofferraum würde er lebenslänglich kriegen. Er sah sich noch einmal um und stellte fest, dass keine privaten Schutzdienste patrouillierten, und schleppte Letterman dann aus dem Valiant ins Büro, wo er ihn in einem Hinterzimmer liegen ließ.
    Es war nach Mitternacht, als er das Gewerbegebiet verließ. Bei Gepps Cross bog er links ab und stellte sich auf die zweistündige Fahrt nach Goyder ein. Es gab kaum Verkehr – da und dort ein einsames Taxi, ein paar Lieferwagen, die sich einen Spaß daraus machten, zu beschleunigen, wann immer sie die Scheinwerfer eines Wagens in ihren Rückspiegeln wahrnahmen, und ein gigantischer Schwertransporter mit Kennzeichen aus dem Westteil des Landes. Wäre Wyatt ein normaler Bürger gewesen, hätte er unter diesen vorteilhaften Umständen erst mal kräftig aufs Gas gedrückt. Er unterließ es jedoch. Und bremste bereits bei Gelb, setzte bei jedem Fahrbahnwechsel mustergültig den Blinker und fuhr immer knapp unterhalb der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeitsgrenze. Er macht die Heizung an und stellte das Radio auf einen Jazz-Dudelsender im Nachtprogramm ein. Dreißig Minuten nach der Entsorgung von Lettermans Leiche hatte er die Lichter der Stadt bereits hinter sich gelassen und fuhr unter einem sternklaren Himmel durch die Obstbaumplantagen, die die Stadt umgaben.
    Auf Trigg hatte es vermutlich gewirkt wie Weihnachten und Ostern gleichzeitig, als ihm Tobin bei einem seiner regelmäßigen Botendienste in Sachen Raubkopien, geschmuggelter Spirituosen und Zigaretten von dem Steelgard-Coup erzählte. Trigg hatte ja mit Steelgard zu tun, Wyatt erinnerte sich, dass die Steelgard-Transporter alle bei einer bestimmten Tankstelle, nämlich der von Trigg, in Goyder getankt hatten, und er erinnerte sich auch, damals in Belcowie Trigg und diesen Fahrer, Venables, in ein Gespräch vertieft gesehen zu haben.
    Während er durch das nur matt vom Mondlicht erleuchtete Land der Obstwiesen steuerte, versuchte er, die Einzelteile des Puzzles zusammenzukriegen. Ab und zu passierte er ein kleines namenloses Städtchen. Nachts lagen sie wie plattgewalzt da. Die Ladenfronten schienen von den wuchtigen Veranden im ersten Stock förmlich erdrückt zu werden. Taufeuchte Karosserien unter einer mickrigen, fahlen Straßenbeleuchtung drehten ihm ihre unspektakulären Rückseiten zu. Er bevorzugte die freien Überlandstrecken, die ihm manchmal das Gefühl gaben, er rauschte über das Dach der Welt.
    Gegen zwei Uhr morgens erreichte er Goyder. Trigg Motors war bunt beleuchtet wie eine Ansammlung von Spielhöllen. Wie ein Segel glitzerte das riesige Ford-Schild über der Einfahrt in den Farben Blau und Weiß. Dem Einsatz grell
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