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Dreck

Dreck

Titel: Dreck
Autoren: Garry Disher
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von eben wiederholen, dann ließ er sich plötzlich auf die Knie fallen und knallte dem anderen seine harte Linke in den Schritt.
    Er sprang zurück, fing erneut an zu tänzeln. Er hatte ihn getroffen: Ein breites, hohles Grinsen als Reaktion auf den überraschenden Schmerz deformierte das Gesicht des Gegners. Dessen scheinbar ruhiges Atmen klang etwas bemüht. Wyatt tänzelte auf ihn zu, versetzte ihm mehrere harte Schläge gegen Schläfen und Augen, wich dann wieder zurück in sichere Entfernung. Eine weitere Runde ging ebenfalls an ihn. Der große, schwere Mann schüttelte den Kopf und wirkte erstaunt, doch er ließ Wyatt keine Sekunde aus den Augen. Wie gebannt starrte Wyatt auf die massigen Arme seines Gegenübers, in der Hoffnung, er würde sie – als Zeichen der endgültigen Kapitulation – bald kraftlos sinken lassen. Atem und Bewegungen waren nun wieder im Rhythmus, Wyatt fühlte sich entspannt und viel besser als vorher. Er war absolut konzentriert.
    Er läutete eine dritte Runde ein und versuchte, wieder Treffer an die Schläfen zu setzen. Dem anderen gelang ein Schlag gegen Wyatts Brustkorb, ein widerwärtig stechender Schmerz breitete sich aus, doch Wyatt wusste, dass seine Treffer bereits Wirkung gezeigt hatten. Diesmal trippelte er nur kurz aus dem unmittelbaren Schlagradius heraus, um sofort wieder auf den anderen loszugehen, bevor dieser begriffen hatte, was los war. Der Mann versuchte, den Schlag mit den Unterarmen abzublocken, doch darauf hatte Wyatt gewartet. Statt ihn frontal anzugreifen, vollführte Wyatt eine Drehung nach links und rammte ihm die harte Kante seiner Schuhsohle gegen das Schienbein. Der Schmerz war scharf und kam völlig unerwartet. Wyatt beobachtete aufmerksam die Mimik seines Gegenübers, der jetzt aussah, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
    Er nutzte den Überraschungseffekt, um dem anderen noch rasch ein paar dicht aufeinander folgende Schläge zum Kopf zu verpassen, abwechselnd links und rechts. Er hatte die Absicht, den Gegner vollends zu irritieren, ihn schwindlig zu schlagen, bis der nicht mehr wusste, wo vorn und hinten war. Es gelang ihm. Wyatt wich zurück. Der Hüne schwitzte aus allen Poren, schwankte und schüttelte unablässig den Kopf, als wollte er etwas Klebriges abschütteln, das partout nicht weichen wollte. Blut rann ihm in die Augen, Speichel lief aus seinem Mund und zierte sein Kinn mit einer Schleimspur.
    Wyatt war gerade im Begriff, zum finalen Schlag auszuholen, um endlich in Besitz der Schlüssel zum Schuppen zu gelangen, als sich hinter ihm eine Stimme aus der Dunkelheit zu Wort meldete. Sie nannte ihn ›Kleiner‹ und verfügte barsch, dass es nun genug sei. Was Wyatt wirklich überzeugte, auf sie zu hören, war die Gewehrmündung direkt an seinem rechten Ohr.

Achtunddreißig
    »Und, Hap?« sagte Trigg. »Alles klar?«
    Der Mann spuckte Blut und wischte sich dann mit dem Ärmel übers Gesicht. Anscheinend hatte er seine paar Sinne wieder beisammen. Er griff in eine Tasche seines Overalls und zog Wyatts .38er hervor. Wyatt ließ ihn nicht aus den Augen, hielt er doch einen Racheschlag für nicht ausgeschlossen. Aber Happy stand einfach nur da und schien auf weitere Anweisungen zu warten. Als Trigg rief: »Schließ die Werkstatt auf!«, befolgte Happy diesen Befehl, als wäre er ferngesteuert. Er kam zurück und wartete dann neben Trigg, und als dieser ihm auftrug, Wyatt in den Schuppen zu bringen und ihn zu fesseln, arbeiteten seine Finger flink und routiniert, weiter nichts.
    Wyatt wurde mit einem Nylonseil an einen Holzstuhl gefesselt, der neben einer langen Werkbank stand, die sich bis ans hintere Ende des Schuppens erstreckte. Den größten Raum nahm der falsche Brava-Schlepper ein, auf dessen Ladefläche sich noch immer der Steelgard-Transporter befand. Den Betonboden überzog ein dicker Film aus Öl und Schmierfett. An den Wänden hingen verschiedene Werkzeuge und eine nagelneue Hydraulik-Hebemaschine thronte auf einem frisch betonierten Sockel; außerdem war da eine Pinwand mit diversen Fotos muskelstrotzender Bodybuilder, wahrscheinlich ausgeschnitten aus einschlägigen Fitness-Magazinen. Ein uralter Michelin-Kalender an der oberen Ecke der Pinwand rollte gemächlich seine vergilbten Monatsblätter ein.
    Trigg lehnte sein Gewehr gegen die Werkbank, stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete Wyatt. Der kleinwüchsige Mann hatte eine erstaunlich große Ähnlichkeit mit einem aufgebrachten Spatzen. Sein Haar plusterte sich auf vor
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