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Dreck

Dreck

Titel: Dreck
Autoren: Garry Disher
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Zimmer um, so gut es ging, und versuchte die Höhe der Wände und das Mobiliar zu erkennen. Von dem Mann sah er nur die Arme und einen Teil des Gesichts. Draußen rief eine Stimme: »Komm endlich wieder ins Haus.« Eine Tür schlug zu.
    »Wirf sie weg«, sagte der Mann noch einmal. »Oder sie ist tot.«
    »Von mir aus«, sagte Wyatt.
    Wyatt war es gleichgültig, wer zuerst dran glauben musste. Wenn er Leah zuerst umlegte, hatte er freie Bahn auf den Typ. Andererseits war der Mann bewaffnet. Möglicherweise zielte er mit dem Messer auf ihn. Wyatt brachte seine .38er in Anschlag. Er neigte sich leicht nach rechts, streckte den Arm durch und zog den Abzug. Es war eine präzise, routinierte, rasch ausgeführte Bewegung. Traumwandlerisch sicher wie ein Tanzschritt.
    Die Kugel traf ihn in den Hals und schleuderte ihn gegen die Wand. Der Arm um Leahs Hals spannte sich kurz an, bevor er erschlaffte und sie sich aus der unfreiwilligen Umarmung befreien konnte. Aus seiner Kehle sprudelte Blut.
    Wyatt sagte kein Wort. Er richtete die Pistole auf Leah.
    Doch sie war das falsche Ziel. Der Mann, der bereits zu Boden geglitten war, hob die Hand mit dem Messer, um damit nach Wyatt zu werfen. Wyatts Waffe verfolgte Leah, als sie auf das Messer zuschoss, es dem Mann entriss und wieder zurücksprang.
    In diesem Moment bemerkte Wyatt die Handschellen an ihren Gelenken. Er nahm seinen Finger vom Abzug, hielt die .38er jedoch weiter auf sie gerichtet. Der Typ am Boden hustete, gurgelnde Geräusche drangen aus seiner Kehle, dann fiel er auf die Seite und zuckte noch ein oder zwei Mal.
    Leah sah Wyatt an. »Du hättest mich fast umgebracht.«
    Wyatt nickte. »Aber ich hab’s nicht getan.«
    Sie kreuzte die Arme vor ihrem Körper. »Aber fast.«

Sechsunddreißig
    Wyatt wusste, dass es gemein war. Er wusste, dass seine Kälte andere Menschen einschüchterte und die Welt nach seinem Bilde deformierte. Zum Zeichen seiner guten Absicht steckte er die Waffe weg, ›sich selbst entwaffnen‹ nannte er das, und ließ sich gegen die Wand fallen, denn ihm war klar, er durfte sie jetzt nicht berühren.
    Leah zitterte, die Arme immer noch vor ihrem Körper gekreuzt. Die Handschellen hingen von ihrem linken Armgelenk herunter. »Ich bin gleich wieder in Ordnung.«
    »Ich hab dir nicht vertraut«, sagte Wyatt. »Das war ein Fehler.«
    Sie stand reglos da, ließ dann die Arme sinken und sah ihm zum ersten Mal in die Augen. »Du hast dich sehr verändert«, sagte sie. »Alles ist so seltsam auf einmal.«
    Wyatt setzte sich auf die Bettkante und deutete auf die Leiche. »Hat er irgendwas gesagt?«
    »Er sagte, sein Name sei Letterman und er sei ein Auftragskiller. Er war hinter dir her. Scheinbar bist du jemandem schwer auf die Füße getreten.«
    Wyatt machte eine Handbewegung. »Diese Typen aus Sydney. Ziemlich bescheuert. Offensichtlich können sie sich nicht damit abfinden, ich werde mit ihnen reden müssen.«
    Leah setzte sich neben ihn. »Mit ihnen reden? Wird dir einer von denen zuhören?«
    »Ich werd sie schon dazu bringen.«
    »Weißt du, wer dahinter steckt?«
    »Ich werd’s herausfinden.«
    Schweigend starrten sie auf den Toten. »Er hat mich auf der Farm abgepasst«, erklärte Leah. »Snyder hat ihm den Tipp gegeben.«
    »Das hätte ich mir denken können. Ich wette, dieser Letterman hat ihm viel Geld für einen Hinweis geboten, wo er mich finden kann.«
    »Wahrscheinlich ist er Snyder von Melbourne aus gefolgt.«
    Wyatt nickte düster. »Und Snyder hätte den vollen Betrag erst bekommen, wenn der Typ sicher sein konnte, dass er mich hat. Deshalb war Snyder so scharf darauf, noch einmal zur Farm zurückzufahren, anstatt sich zu trennen. Wo ihm doch der schöne Geldtransporter schon durch die Lappen gegangen war, wollte er wenigstens auf der anderen Seite noch was verdienen.«
    Ihre Schultern berührten sich. Auf Wyatt hatte das eine beruhigende Wirkung, und offenbar auch auf Leah. Sie lehnte sich noch ein wenig stärker an ihn. »Was ist schief gegangen?« fragte sie. »So wie Snyder und Letterman reagiert haben, schienen die beiden genauso überrascht worden zu sein wie wir.«
    Wyatt erzählte ihr alles. »Jemand hat unseren Plan in jeder Einzelheit kopiert.«
    Leah sah ihm in die Augen. »Und weil ich Tobin reingebracht habe, hast du gedacht, ich würde dahinter stecken.«
    »So was soll schon vorgekommen sein. Erzähl mir von Tobin. Wie bist du an ihn geraten?«
    Sie wand sich ein bisschen. »Weißt du noch, der Typ, von dem du die Suzuki
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